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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.07.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-07-23
- Erscheinungsdatum
- 23.07.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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^ 168, 23. Juli 1906. Nichtamtlicher Teil. 7093 tiefer einzudringen, ihren Blick und ihr Können in den ver wandten oder nachbarlichen Gebieten, die sie in der Akademie täglich berühren, zu erweitern. Vor allem will die Akademie wirken, daß mehr ästhetische Kraft ihre Arbeit durchdringt durch Vorsteckung eines Hähern Zieles und Gewöhnung an Arbeitssitten, die sie während ihrer Studienzeit in der Akademie schätzen lernen. Diese Sitten sollen den Schüler anhalten, gute und persönliche Arbeit zu entwickeln, damit seine Werke Charakter zeigen. Die Akademie will die Schüler daran gewöhnen, die völlige Erschaffung eines Werkes gründlich zu kennen und womöglich beherrschend aus- zullbcn. Der ganze Künstler ist also, soweit tunlich, ein wesentliches Ziel der Akademie, die sich auf ihrem Gebiet bemüht, die Zahl der Zeichner für Buchgewerbe zu vermindern, weil durch bloßes Zeichnen buchgcwcrblicher Kunstarbeit keine wesentliche Hebung und tiefe Wirkung möglich ist. Die Parteien der Ausführcr und Zeichner verstehen, schätzen und berücksichtigen sich heute zu wenig. Den Schaden haben das Werk und der Unternehmer! Charaktervolle und kraftvolle Werks, deren Qualität in keiner Cntstehungsstufe gefährdet ist, können der Regel nach nur da entstehen, wo -Erfinder- und -Ausführer- dieselbe Person sind oder wo wenigstens nur gleich fähige, interessierte und ver antwortliche Personen die Werkerzeugung besorgen.- An andrer Stelle wird ausgeführt: -Die Lehrwerkstätten der Akadamie sind Übungsstätten vor nehmlich für Tagesschüler, die in der Akademie selbst oder in der Praxis oorgebildet sind. In den Werkstätten sollen ihre Fähig keiten, produktiver oder reproduktiver Art, gemäß der Richtung der Akademie entwickelt werden, frei von Jmitationsgelüsten unter Hochschätzung der eignen und unter Achtung der nachbar lichen Wirkungsmittel. Da die Ausrüstung der Fachwerkstätten sich auf wenige, charakteristische, neueste Werkzeuge und Maschinen beschränken muß, kann die Arbeitsweise der Werkstätten der Akademie naturgemäß nur eine der Praxis ähnliche, nie eine der Praxis gleiche sein. Die Akademie kann deren lebensvolle Lehre nicht ersetzen und nicht mit ihr wetteifern, sie kann sie nur vorbereiten, ergänzen oder vervollständigen. Das kann sie durch ideale und hochgesinnte Bestrebungen und durch Dar bietung einer Ergänzungsbildung in nachbarlichen Gebieten, die geeignet ist, die Gefahren der heute herrschenden schroffen Arbeitsteilung zu mildern.- Der Gesamteindruck des Heftes ist, wie bereits anfangs gesagt wurde, ein durchaus harmonischer. Die Schriftsätze sind in klarer, von allen Absonderlichkeiten freier Antiqua ausgeführt. Die Überschriften der einzelnen Abhandlungen sind in Blaudruck gehalten, alle Anfänge der Abschnitte mit Initialen versehen, die Kolumnen von Randleisten eingefaßt. Dem Text schließen sich 22 Blätter mit illustrativen Bei gaben an, die teils in Buchdruck, Autotypie, Zinkätzung und Dreifarbendruck ausgeführt sind und unter denen sich auch eine Originallithographie, eine Radierung, eine Original photographie, sowie der Abdruck eines Stempelschnitts in Verbindung mit Prägedruck befindet. Diese Blätter geben ein Bild von der erlangten Fertigkeit der Schüler im Zeichnen nach plastischen Gipsobjekten und nach der Natur, ferner zeigen sie Malereien nach der Natur, Entwürfe für Plakate, Diplome, Buchtitel, Vorsatzpapiere, Geschäftskarten usw., die sich durch natürliche, ungesuchte Erfindungsgabe und maß volle Formensprache auszeichnen, sowie bei den farbig be handelten Blättern eine stimmungsvolle, nirgends aufdring liche Koloristik aufweisen. Der kleine Fehlgriff, der dem Ausführenden der Originallithographie passiert ist, indem er in der Rotplatte die Konturen vom Mund des Frauenkopfes nicht innegehalten und dadurch leider den Ausdruck des Gesichts etwas beeinträchtigt hat, tut dem Ganzen keinen Abbruch. Sehr gut gelungen find die ein- und mehr farbigen Holzstiche. Gewiß können die vorliegenden Blätter nicht als voll endete künstlerische Leistungen, sondern nur als Schüler arbeiten angesehen werden. Aber das ist das Erfreuliche an ihnen, daß sie erkennen lassen, wie der Schüler zur Selbst ständigkeit erzogen, wie er veranlaßt wird, Eigenes zu geben. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. Besonders wertvoll ist es, daß die Schule mit diesem ersten Dokument darlegen konnte, daß ihre Ziele die richtigen, für unsre Zeitverhältnisse entsprechenden sind, daß es sehr wohl möglich ist, die Ausbildung handwerklicher Tüchtigkeit mit der Förderung künstlerischer Intentionen zu vereinen. So ergibt sich die Überzeugung, daß die Weiterentwickelung der Anstalt sich in aufsteigender Linie bewegen wird. Ernst Kiesling. Kleine Mitteilungen. Verurteilung wegen Angebots unzüchtiger Schriften. — Die Anpreisung unzüchtiger Schriften brachte einen Leipziger Buchhändler auf die Anklagebank. Ende Mai sandte er unter Kreuzband an die Frau eines Oberrcalschuldirektors in St. Johann-Saarbrücken einige Drucksachen, denen auch ein Prospekt über Bücher unzüchtigen Inhalts beigelegt war Die Adressatin stellte deshalb Strafantrag wegen Be leidigung, und die Staatsanwaltschaft verfolgte die Sache im öffentlichen Interesse. Der Angeklagte gab die ihm beige messene Straftat unumwunden zu und führte aus, er habe die Prospekte, die von seinem Vorgänger her noch vorhanden waren, den Sendungen beilegen lassen ohne das Bewußtsein gehabt zu haben, etwas Strafbares zu begehen. Er habe auch sofort mit der Anpreisung jener Bücher aufgehört, als er erfuhr, daß sie ihres unzüchtigen Inhalts wegen verboten waren. Endlich gab der Buchhändler an, er habe solche Bücher gar nicht auf Lager gehabt, er wäre somit außerstande gewesen, überhaupt zu liefern. Das Schöffengericht glaubte in diese Angaben des Angeklagten keine Zweifel setzen zu sollen, und verurteilte ihn unter Zubilligung mildernder Umstände zu dreißig Mark Geldstrafe eventuell sechs Tagen Gefängnis. (Leipziger Neueste Nachrichten.) Rembrandt-Ausstellung in der-Albertina» zu Wien. — Die weltberühmte crzherzogliche Sammlung von Kupferstichen und Handzeichnungen -Albertina- zu Wien, die nach dem Ab leben ihres verdienten Direktors Josef Schönbrunner der bereits bewährten, wissenschaftlich fachkundigen Leitung vr. Franz Meders unterstellt wurde, zeigt jetzt, aus Anlaß der drei hundertsten Wiederkehr von Rembrandts Geburtstag, eine Reihe ihrer schönsten Schätze, die Handzeichnungen des Meisters, Originale und gelungene Nachbildungen, instruktiv angeordnet unter Glas und Rahmen. Es wurden dabei die Entwürfe biblischen Inhalts besonders betont. Rembrandt hat eine herrliche biblia pauporum in seinem Werke niedergelegt, aus dem reinsten, schlichtesten Wirklichkeits-, zugleich Frömmigkeitsgefühle heraus geboren. Was einst an diesen Darstellungen als häßlich, als niedrig, ja sogar als gemein empfunden und abgelehnt wurde, gerade das berührt uns heute so wunderseltsam innig, rührt durch völlig unpathetische, gänzlich -unantikische- Schlichtheit, und wir sind gern geneigt, gerade hierauf den germanischen Schön heitsbegriff aufzubauen: durch Empfindung geadelte Wirklichkeit. Die Hauptblätter sind: »Christus und die Samaritanerin am Brunnen- (der Heilandskopf wundersam ergreifend, fast wie auf dem Hundertguldenblatt, ausnahmsweise nicht auf den ersten Wurf, sondern erst nach wiederholtem Angriff geglückt), »Gott erscheint Abraham-, -Verkündigung», -Christus am Ölberge-, »Die Kreuz aufrichtung-. Die -Saskia bei der Toilette-, die allgemein als Vorstudium zu dem Bild in der Liechtenstein-Galerie gilt, ist ein mit Recht berühmtes Hauptblatt der -Albertina«; aber bei Liechten stein ist doch Rembrandts Schwester zu einer Zeit, der Leydener Zeit, dargestellt, da Rembrandt Saskia wahnscheinlich noch gar nicht kannte, vr. Meder hat das Blatt knapp neben die Nachbildung der Berliner Saskia-Skizze hingehängt — und es ist so unzweifel haft Saskia, wie es bei Liechtenstein nicht Saskia ist! Prachtvoll ist auch der -Elefant- der »Albertina-, ein Unikum sondergleichen die Castiglione-Skizze, die Rembrandt nach Raffael rasch hinwarf nach dem Bilde, das heute im Louvre hängt. Noch wäre eine große Zahl von Meisterblättern anzuführen, wie -Jakob und Rahel-, -Ruhe auf der Flucht-, -Elieser und Rebekka-, »Laban bei der Schafschur«, Tobias, den Fisch ausweidend- u. a. Man darf Herrn Or. Meder für die Veranstaltung dieser schönen und würdigen Rembrandt-Feier, der einzigen, die in Wien stattfand, aufrichtig dankbar sein. Die -Albertina« hat ganz allein Rem brandt die Wiener Honneurs gemacht. (Wiener Abendpost.) 932
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