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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.04.1908
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 08.04.1908
- Sprache
- Deutsch
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82. 3. April 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. vuchhandrl 4047 Antiquariatshandels, insofern der Ankauf von Bibliotheken und einzelnen gebundenen Büchern seitens der Buchbinder eine Vorstufe des ipäteren Antiquariatshandels darstellt. Wie Goldfriedrich in seiner Geschichte des deutschen Buch handels Band II, Seite 110/11 erwähnt, tritt dies schon im ersten Mertel des sechzehnten Jahrhunderts z. B. bei Peter Clement dem Alteren in Leipzig hervor. Es heißt dort wörtlich: »Bei der Schätzung von Bibliotheken wirkten sie in Gemeinschaft mit Buchhändlern als Taxatoren. Die Spezialbeschäftigung mit alten Büchern machte sie zu Sach verständigen auf dem Büchermarkt; die Bestellung des Augs burgers Jakob Krause zum Dresdener Hofbuchbinder, 1566, enthielt die Bestimmung, daß Krause, wenn der Kurfürst zu Anrichtung seiner Liberei in den Leipzigischen Märkten oder sonst anderer Orte allerhand Bücher und Exemplar kaufen lasse, sie an Ort und Stelle .anßsehen vnd erkaufen' solle. Bei den Frankfurter Verhandlungen des Jahres 1669 be tonten die Buchhändler selbst die Bedeutung der Buchbinder für die antiquarische Verwertung hinterlassener Bibliotheken und sagten, daß hinterlassene Bücher immer zuerst bei den Buchbindern gesucht würden. Angesichts eines solchen Zeug nisses wiegen die wenigen Fälle, die uns von Ankäufen ganzer Bibliotheken durch Buchbinder überliefert sind, um so schwerer.« Freilich hat die weitere Entwicklung dazu geführt, den Buchbindern das Antiquargeschäft wieder aus der Hand zu nehmen. In kleineren Städten kam es noch im vorigen Jahrhundert sehr häufig vor, daß der Ortsbuchbinder, selbst wenn es einen Sortimentsbuchhändler dort gab, die Nach lässe kaufte und verwertete. Das Antiquariat hat eben bei dem zünftigen Sortimentsbuchhändler lange keinen sehr guten Klang gehabt, er dünkte sich als Verkäufer neuer Exemplare etwas Besseres zu sein und verwechselte gern das Geschäft des Antiquars mit dem des Trödlers. Es ist zuzugeben, daß häufig wirklich Trödler es waren, denen die Erhaltung zahlreicher Bücherschätze zu verdanken ist: ebenso wie aus Buchbindereien haben sich aus Trödelgeschäften und Antiquitätenhandlungen Antiquariate herausgebildet. Die Trennung des Buchverkehrs in Sortiment und Verlag kann man Ende des sechzehnten Jahrhunderts als durchgeführt betrachten, wenn auch noch im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert namentlich die diesen Jahrhunderten eigentümliche buchhändlerische Handelsform, der Tausch von Verlag gegen Verlag, den Verleger zwang, zugleich Sorti menter, und den Sortimenter, zugleich Verleger zu sein. Um auf der Frankfurter Messe tauschen zu können, mußte man Verlag haben, man mußte also Verleger sein, wenn man Sortiment haben wollte. Druckte man nicht selbst, so mußte man die Bücher, die man gebrauchte, bar bezahlen, was namentlich nach dem Dreißigjährigen Kriege bei dem Mangel an barem Gelde schwierig war. Dazu kommt die Natur der Buchware, deren Absatz schwer zu beurteilen ist, wodurch der Barkäufer häufigen Verlusten ausgesetzt war. Dieser Tauschhandel oder vielmehr der durch ihn geübte Zwang, zu verlegen, hatte zur natürlichen Folge, daß Verleger, die sehr gangbaren Verlag hatten, sich durch den Eintausch minderwertigen Verlages benachteiligt sahen. Die Verleger besserer Werke benutzten ihr wirtschaftliches Über gewicht über die kleineren, sie gaben das Sortiment ganz auf, sie wurden reine Verleger, die ihre Bücher nur zum Nettopreis abgaben. So vollzog sich die Trennung des Sortiments von Verlag, die auch auf das Antiquariat den Einfluß ausgeübt hat, daß die großen Lager, die sich im Laufe der Zeit durch das Tauschgeschäft angesammelt hatten und die wohl oder Übel geräumt werden mußten, einen Antiquar verkehr schufen, der sich damals allerdings als Schleuderei darstellte, aber wohl eher eine frühe Form des heutigen modernen Antiquariats, bezw. des heutigen Ramsch- geschästes ist. Zum Teil schon im siebzehnten Jahrhundert, mehr aber noch im achtzehnten Jahrhundert begann das Antiquariat Kataloge herauszugeben, die den Bestand des Lagers ver zeichnten. Es waren dies teils Preiskataloge, teils Kata loge ohne Preise, die eine Verwertung der Bestände durch Auktionen versuchten. Erst im neunzehnten Jahrhundert hat das Antiquariat begonnen, wissenschaftlich betrieben zu werden. Man fing an Wert darauf zu legen, nicht bloß gelegentliche Ankäufe zu machen, sondern systematisch zu sammeln, um den Gelehrten und Bücherliebhabern die ge wünschte Literatur in möglichster Vollständigkeit bieten zu können. Während die Antiquariate anfänglich alle Wissen- scha'ten führten, wurde dies nach und nach anders, die Antiquare suchten sich zu spezialisieren, jeder betrieb nur ein oder einige Fächer. Die ungeheure Zunahme der Produktion, die dadurch täglich größer werdende Schwierigkeit, auch nur ein Fach zu übersehen, zwang zu dieser Maßregel. So gibt es heute wohl nur wenige größere Antiquariate, die sich nicht spezialisiert haben oder die nicht wenigstens ein oder mehrere Fächer bevorzugen, ohne allerdings prinzipiell die anderen auszuschließen. Diese Entwicklung hat auch dazu geführt, daß das Antiquariat, das früher von dem Sortiment sehr über die Achsel angesehen worden ist, heute ein wesentlicher Faktor auch für den Verleger geworden ist. Das Spezialgeschäft kann sich nicht darauf beschränken, nur antiquarische Bücher zu vertreiben; es muß auch die neuen in seinen Bereich ziehen, denn der Gelehrte will die Bücher haben, deren er zu seinem Studium bedarf, und er zieht einen antiquarischen Erwerb nur dann vor, wenn er die Bücher dadurch billiger bekommt oder wenn die Bücher im Buchhandel neu nicht mehr zu haben sind. Erleichtert wird dieser Vertrieb neuer Bücher auch dadurch, daß der Spezialantiquar gezwungen ist, die neue Produktion aufs aufmerksamste zu verfolgen. Neue Erscheinungen entwerten bisher gangbare, vielleicht hoch bezahlte Werke, während bisher nur bescheiden bewertete dadurch im Preise steigen, daß sie beim Verleger nicht mehr zu haben sind, über alles dieses muß der Antiquar sich auf dem Laufenden erhalten, will er nicht ins Hintertreffen geraten und zu dem Schaden noch den Spott haben. Nachdem wir kurz die historische Entwicklung des Anti quariats gestreift haben, sollen die Arbeiten des Antiquars etwas näher betrachtet werden. Die erste Bedingung für den Antiquar ist die Be schaffung eines Lagers, denn wenn der Antiquar nichts zu verkaufen hat, wenn er keine reiche Auswahl dem Kunden bieten kann, so kann er eben kein Geschäft machen. Auch für die Zusammenstellung eines Katalogs ist das Vorhandensein eines möglichst ausgewählten Lagers die erste Bedingung. Wie also beschafft man ern solches Lager? Der Wege dazu gibt es mehrere. Man kauft von Privatleuten einzelne Bücher, man kauft Bibliotheken verstorbener Gelehrten, man wählt aus den Katalogen anderer Antiquare Bücher, die man erwartet, zu höheren Preisen absetzen zu können, man kauft aber auch vom Verleger einzelne Werke oder Partien von Werken oder auch den ganzen Rest einer Auflage. Ein anderer Weg ist der Ankauf von Büchern auf Auktionen und zwar nicht bloß auf deutschen, sondern auch auf denen im Auslande. Gerade dort kann man häufig deutsche Bücher zu sehr billigen Preisen erwerben. Das Günstigste ist und bleibt immer der Kauf ganzer Bibliotheken, namentlich von Personen, die in der Wissenschaft sich eines guten Namens erfreuen, und es gelingt durch den Ankauf solcher Biblio theken dem jüngeren Antiquar auch am leichtesten, sich eine Spezialität auszubauen.
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