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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.02.1908
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 29.02.1908
- Sprache
- Deutsch
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^ 50, 29. Februar 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d, DtschN. Buchhandel 3447 predigte schon Richard de Bury, Bischof von Durham und Organisator der Oxforder Universitätsbibliothek, in seinem klassischen Buch »Philobiblion«. Obwohl Cim schon im 2. Bande seines Werks in einigen Auszügen hierauf hin gewiesen hatte, konnte er sich's offenbar nicht versagen, noch mals de Bury selbst das Wort zu erteilen, das dieser vor 600 Jahren an die Schüler der Oxforder Universität gerichtet hat, darum heutigentags allerdings nicht minder Geltung hat. Der altertümliche, ehrliche, warmherzige Stil dieser unvergleichlich schönen Worte steht in schärfstem Widerspruch zu den humoristisch-satirischen, boshaften, deshalb aber nicht weniger aufrichtig gemeinten und der Praxis entsprungenen Gebrauchsregeln und Ermahnungen des Amerikaners Harold Klett, die im Jahre 1886 im lübraii ckourv»! (Bd. 11, Nr. 4) veröffentlicht wurden und deren Anschlag in Leih und öffentlichen Bibliotheken Gräsel mit Überzeugung be fürwortet. Es sei gestattet, sie iv extenso wiederzugeben. Die Überschrift lautet: »Du sollst nicht!« Im Bette nicht lesen; Keine Bemerkungen an den Rand schreiben; Keine Eselsohren machen; Kein neues Buch unordentlich aufschneiden; Dein interessantes und wertvolles Autogramm nicht aufs Titel blatt schmieren; Keinen Einband im Werte von 5 Dollar für ein Buch von 1 Dollar machen lassen; Zum Umblättern den Finger nicht anfeuchten; Beim Essen nicht lesen; Wertvolle Bücher keinem schlechten Buchbinder anvertrauen; Kein Buch mit dem Finger aufschneiden; Keine Bücher verwahrlost und offen hekumliegen lassen; Keine Zigarrenasche auf die Bücher fallen lassen; Besser noch: Beim Lesen überhaupt nicht rauchen, denn das schadet den Augen; Keine alten Stiche aus Büchern entfernen; Die Bücher nicht auf der Schnittseite aufstellen; Bücher nicht als Herbarien benutzen; Keine Regale direkt unter Gasleuchtern anbringen; Die Bücher nicht beim Deckel halten; Nicht auf die Seiten niesen; Keine Vorsatzpapiere ausreißen; Die Bücher nicht mit schmutziger Wäsche reinigen; Sie nicht in Speiseschränke, Kommoden und andere Schränke einschließen, denn sie brauchen Luft; Zwei verschiedene Bücher nicht zusammenbinden; Auf keinen Fall Tafeln oder Karten aus einem Buche heraus nehmen; Keine Haarnadeln zum Ausschneiden benutzen; Die Bücher nicht in sogenanntes russisches Leder einbinden; Sie nicht zum Feststellen von Tischen oder Stühlen verwenden; Sie nicht auf Katzen noch den Kindern an den Kopf werfen; Den Rücken des Einbandes nicht dadurch zerbrechen, daß man das Buch zu heftig und zu weit aufschlägt: Bücher weder beim Feuer, noch beim Ofen, weder im Zelt noch im Boot lesen; Bücher nicht feucht werden lassen; Diese Ratschläge nicht vergehen l Cim fügt diesen in geradezu malerischer Unordnung anein andergereihten goldnen Regeln noch zwei wichtige Verbote bei (nach E. D. Grand): »Aufgeschlagene Bücher nicht aufeinander legen, und -Das aufgeschlagene Buch nicht als Schreibunterlage benutzen.- Auch warnt er davor, die Bücher in den Regalen zu eng zu stellen (was in Buchhandlungen aus Platzmangel leider sehr oft geschieht), und spricht von den Schwierigkeiten bei der Lektüre von schweren Folianten. Die Frage, wie ein Buch ausgeschnitten wird, bezw. werden soll, hält er eben falls nicht für überflüssig oder unbedeutend; er empfiehlt, das Ausschneiden beim hintersten Bogen anzusangen und ein möglichst einfaches, nicht zu stumpfes Papiermesser aus Holz oder Elfenbein zu benutzen. Die Bestrebungen einiger Ver leger, im voraus beschnittene Bücher auszugeben, hat bei den wirklichen Bücherliebhabern bisher nur Gegner gefunden. Cim erklärt dies unter anderm dadurch, daß sich der Käufer eines Buchs den eigenartigen Reiz nicht nehmen lassen will (und wer von uns hätte ihn nicht auch schon gekostet!), den das Ausschneiden und das dadurch stattfindende Besitzergreifen eines begehrten Buchs gewährt, und daß er nicht weniger an der angenehmen Empfindung festhält, die das neugierige Lesen von Bruchstücken beim Ausschneiden unfehlbar hervor ruft. Nach Ansicht der meisten französischen Bibliophilen ver liert ein Buch überhaupt an Wert, sobald es beim Einbinden mit der Schere berührt wird; es muß den ursprünglichen Rand behalten, der, wie auch der Umschlag und sogar ein Anzeigenanhang, absolut intakt bleiben muß. Welcher Zeitpunkt des Tages ist für die Lektüre am geeignetsten? Bei der großen Mehrzahl natürlich fällt dieser vor oder nach den Berufsgeschäften, d. h. frühmorgens oder abends; dahin sprach sich bereits Erasmus von Rotterdam aus. Das Lesen im Bett hat manches für sich und vieles gegen sich, zu letzterm zählen in erster Linie Feuersgefahr und Schäd lichkeit für die Augen. Von Kranken und gegen Schlaflosigkeit angewandt, kann bis zu einem gewissen Grade nichts da gegen eingewendet werden. Als nächtliche Leklüre empfiehlt ein englischer Arzt leichtere, nicht aufregende oder humo ristische Lektüre, wie Dickens, Walter Scott, Thackeray; ein Kollege von ihm ist boshaft genug, poetische Werke, besonders Sonette, als Schlafmittel vorzuschlagen. Am schädlichsten für die Augen dürfte das Kerzenlicht sein, doch gibt es auch Verteidiger desselben; als weniger schädlich kommt dann das Gaslicht, das Sonnenlicht und als am zuträglichsten das elektrische Licht (?) in Betracht. Aber wie steht es mit der wenigstens in Privatwohnungen immer noch vorherrschenden Beleuchtung durch die Petroleumlampe? Der anschließende Abschnitt bespricht nochmals die Ge fahr der Krankheitsübertragung durch Bücher, wovon bereits im zweiten Bande ausführlich die Rede war. Der Autor bringt neben einigen Wiederholungen nichts wesentlich Neues und berichtet von einigen charakteristischen Fällen von Tuber kulose-Ansteckung, hervorgerufen durch das unschickliche Be feuchten beim Umblättern, und von Scharlachübertragung durch Korrespondenz aus großer Entfernung. Am größten ist die Gefahr bei Schulbüchern, die nach französischem Ge brauch von vielen Schulanstalten von Jahr zu Jahr ausgeliehen werden. Ganz ist diese Gefahr nur dadurch zu vermeiden, daß diese Schulbücher in Zukunft so billig hergestellt und verkauft werden, daß auch die unbemittelten Schüler bezw. die Lehranstalten sie kaufen können. Das Verleihen von Schulbüchern durch Lehranstalten ist in Deutschland zum Glück überhaupt nicht gebräuchlich. — Es sei bei dieser Gelegenheit auf eine soeben erschienene Mitteilung des Universttätsprofessors F. Berlioz in Grenoble aufmerksam gemacht: väsinksotion äes livrss ksrmes. Trs-vml pressntö L l'^es-äsmis äs Nsäseins. 8 Seiten. Paris, H. Daragon. Berlioz berichtet darin von seinen Versuchen, geschlossene Bücher in einem von ihm erfundenen eisernen Behälter, der verstellbar gemacht und 1—10 Kubikmeter Inhalt haben kann, vermittelst Aldehyddämpfen bei 90—95 Grad Hitze zu desinfizieren. Die Dauer der Desinfektion beträgt zwei Stunden und ist auch für die dicksten Bände gegen Tuberkulose-, Typhus-, Diphtheriekeime, gegen den Bazillus von stLpü^loeoeons ».ursns und den Coli-Bazillus von absolut sicherm, positivem Ergebnis. Hierbei ist zu betonen, daß bei diesem Verfahren die Einbände, auch die jenigen in Maroquin-Leder, in keiner Weise Schaden nehmen. Auch auf die Randbemerkungen und die Auszüge bei der Lektüre, am besten auf eingeschossenen Blättern, geht 317»
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