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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.02.1908
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 29.02.1908
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- Deutsch
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2446 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 50, 29. Februar 1908. des neunzehnten Jahrhunderts. Die Ursache hiervon dürfte lediglich in einer geänderten Fabrikationsweise des Leders zu suchen sein. Über die Einwirkungen des Gaslichtes sind die Meinungen geteilt. Nach Blades, dem Verfasser des be kannten Buches »Lusmlss ok booüsr, wirken die schwefligen Ausdünstungen des Leuchtgases sehr verderblich auf die Leder einbände; anderseits haben die Beobachtungen eines deutschen Gelehrten, Wiesner, Anfang der neunziger Jahre ergeben, daß das Gaslicht in einer gewissen Entfernung auf Zu sammensetzung und Weiße des Papiers keinerlei schädigenden Einfluß ausübt. Empfehlenswerter ist begreiflicherweise auf alle Fälle das elektrische Licht, das denn auch bei allen Bibliolheks-Neubauten vorgezogen wird. Sonnenlicht und Luft sind, wie bereits früher ausgeführt, den Büchern im allgemeinen sehr zuträglich, ja bis zu einem gewissen Grade unentbehrlich, doch sollten Einbände, besonders solche mit mattgefärbtem Leder der Sonne so wenig wie möglich direkt ausgesetzt werden. Der größte Feind des Buches ist jedoch der -Bücher wurm«. Unter diesem populären Ausdruck ist der Sammelbegriff für eine ganze Anzahl, nach Houlbert 67, den verschiedenen Gattungen des Jnsektenreichs angehörender Insekten zu verstehen: Käfer, Schmetterlinge, Termiten, vor allem die erstern bezw. deren langlebige, gefräßige Larven. Cim hat diesen Miniaturfeinden der Bücherwelt eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt und an der Hand der Ausführungen von Houlbert (nach dessen preisgekröntem Buche »llss ioseetss srwsmis äss livrss, lsui'8 mosurs, mo^su äs Iss ästruüs. Paris 1903) eine recht ausführliche Be schreibung der gefährlichsten Arten dieser Bücherwürmer mit Abbildungen, nebst einer zahlreichen Kasuistik von dem durch sie gebildeten Unheil, gegeben. Der weitaus schlimmste Missetäter, wenigstens in Mitteleuropa, ist die Larve des Klopfkäfers (^.uobium pcmivsum bezw. Litoärspa paviess,); ihr werden acht bis neun Zehntel aller derartigen Zerstörungen zur Last gelegt. Sie lebt in Galerien, die sie sich durch die Bücher hindurchbohrt. Dieses Bohrloch hat einen Durch messer von etwa 1 Millimeter, seine Länge dagegen ist beinahe unbeschränkt. Der bekannte Bibliograph Peignot hat ein solches beobachtet, das, von einer einzigen Larve herrührend, durch 27 Bände hindurchging. Neueren Be obachtungen zufolge sollen übrigens diese Löcher nicht dem Eintritt, sondern dem Ausgang der Larve vor ihrer Ver wandlung zum Käfer dienen. Das Eindringen geschieht vom Rücken des Einbandes aus, indem sich die Larve zuerst durch die Kleister enthaltenden Teile desselben ins Innere des Buches hineinfrißt. Der fertige Käfer verrät sich durch ein klopfendes Geräusch, das ihm auch seinen Namen gegeben hat (und das bei abergläubischen Menschen als »Totenuhr« eine Rolle spielt). Tue Gefährlichkeit dieses Insekts liegt in seiner Vermehrungsfähigkeit. Bei der in Bibliotheksräumen ge wöhnlich herrschenden gleichmäßigen Temperatur entwickeln sich im Laufe eines Jahres vier Generationen, von denen jedes Weibchen jedesmal etwa sechzig Eier legt. Ein ein faches Multiplikationsexempel ergibt hiernach am Ende eines Jahres bereits die unheimliche Anzahl von 1 620 000 Individuen. Die von Cim noch angeführten bücherschädlichen In sekten, wie gewisse Motten, Kurzflügler, Geradflügler, Ter miten seien hier übergangen. Der Autor hat sie mit großem Interesse studiert und dabei naturwissenschaftliche Kenntnisse an den Tag gelegt, die man im allgemeinen bei Liebhabern der Bücherwelt nicht erwartet. Mit einer sehr genauen, über zehn Seilen umfassenden Beschreibung der Lebensge wohnheiten der Termiten, entnommen den »Louvsmrs ä'uv usüllralistö« des französischen Zoologen Armand de Quatre- fages (1810—92), dürfte er jedoch den Rahmen des vor liegenden Themas bedeutend überschritten haben, so lehrreich diese Schilderungen auch zu lesen sind, um so mehr, als diese gefährlichen »weißen Ameisen« in Europa nur durch zwei Arten vertreten sind und nicht häufig Vorkommen. Wichtiger ist die Frage, wie diesen winzigen Quälgeistern beizukommen ist, die um so zahlreicher und schädlicher auftreten, je mehr wir uns dem tropischen Klima nähern. Ein Grunderfordernis ist vor allem die Reinlichkeit, d. h. häufiges Ausklopfen der Bücher und Abwaschen der Regale. Hierzu tritt das Desinfizieren der letzteren oder des Leders der Einbände mit Terpentin, Kampfer, Chlorgas oder chemischen Lösungen in verschiedenen Zusammensetzungen, deren Rezepte mitgeteilt werden. Für das Desinfizieren einzelner Bücher empfiehlt ich der Schwefeldampf und das neuerdings sehr beliebte Formol in eigens dazu hergestellten luftdichten Schränken. Der Kampf gegen die bücherschädlichen Insekten ist alt. Schon der Hellenist d'Ausse de Villoisou (1750 -1805) berichtet über die großen Zerstörungen, dje sie in den Jesuitenklöstern der Levante angerichtet haben. Ein Preis ausschreiben der Königlichen Gelehrten Gesellschaft in Güttingen aus dem Jahre 1774, ein solches der Gesellschaft der Biblio philen in Mons (Belgien) aus dem Jahre t 842 und schließ lich das Preisausschreiben des Internationalen Bibliothekar kongresses zu Paris im Jahre 1900, das zu der oben er wähnten, äußerst verdienstlichen Arbeit Houlberts geführt hat, legen beredtes Zeugnis dafür ab, wie unversöhnliche Feinde Bücherfreund und Bücherwurm stets gewesen sind und daß deshalb der die Lektüre liebende Bibliophile den landläufigen Beinamen eines Bücherwurms sehr zu Unrecht verdient! Zum Schlüsse des Abschnitts betont der Autor nochmals aus drücklich, daß Reinlichkeit, Helle, luftige Räume und fleißige Benutzung einer Bibliothek den besten Schutz gegen die Ge fahren der Jnsektenwelt bieten. Der nächste Abschnitt ist dem Ausbessern beschädigter Bücher und dem Entfernen von Flecken gewidmet. Auch gibt Cim Anweisung, wie Exlibris ohne Schaden aus Büchern entfernt werden können, indem man sie in einer sehr dünnen Lösung von Salzsäure (10 Gramm auf 120 Gramm Wasser) aufweicht. Im übrigen gibt er mit E. Rouveyre den dringenden Rat, das Exlibris wenn irgend möglich an seinem ursprünglichen Platze zu belassen. — Die Flecken, die in einem Buche gewöhnlich Vorkommen werden in »magere« und »fette« unterschieden und unter liegen jenachdem einer ganz verschiedenen Behandlung. Zu den mageren Flecken zählt der Autor die Wasser-, Feuchtig- keits-, Rost-, Tintenflecke und die durch Staub oder Schmutz entstandenen, zu den fetten die durch Talg (Kerze), Fett, Ol, Blut (z. B. bei Nasenbluten), Schweiß und Buchdrucker schwärze verursachten Verunreinigungen. Die erstere Art von Flecken wird am einfachsten mit kaltem oder heißem Wasser, mit oder ohne Zusatz von doppelchlorsaurem Natron (Bleichwasser), durch ein Alaun- oder sehr verdünntes Ammonialbad behandelt; die letztere mit Seife, Tonerde, Terpentin, Alkohol, Schwefelsäure u. a. Es ist hier natür lich nicht angebracht, diese Mittel sämtlich aufzuzählen und ihre Anwendung genau wiederzugeben — für Entfernung von Tintenflecken allein wird ein halbes Dutzend erprobter Rezepte empfohlen —, doch sei das Kapitel dem Buchhändler und Antiquar, der ja leider oft in die Lage versetzt ist, ein kostbares Buch von mehr oder weniger aufdringlichen Flecken, zu befreien, um es wieder verkaufsfähig zu machen oder seinen Verkaufswert zu erhöhen, zu eingehendem Stu dium aufs wärmste empfohlen. Die Handhabung der Bücher gibt dem Autor ebenfalls Veranlassung zu einer ganzen Reihe von praktischen Rat schlägen. Jedes Buch ist ein Geistesprodukt und soll deshalb mit einer gewissen Hochachtung behandelt werden. Dies
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