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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.06.1908
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 01.06.1908
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- Deutsch
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6078 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel Nichtamtlicher Teil. 125, 1. Juni 1908. Die Schulmeister waren jahrhundertelang Laien: Hand werker der verschiedensten Art, die nebenbei eine Anzahl Kinder unterrichteten. Der mittelalterliche Katholizismus hatte als solcher kein Jnreresse dafür, Volksschulen einzurichten, in denen keine geistlichen und weltlichen Gelehrten, sondern Christenmenschen erzogen und nicht nur mit lateinischer, sondern mit gemeiner christlicher Kultur versehen wurden. Selbst Luther, Melanch- thon und Bugenhagen konnten sich zunächst unter dem Begriff der Schule nur die lateinische Schule denken. Der Einfluß des Dreißigjährigen Krieges auf das Volksschulwesen war ein unsäglich trauriger und lange dauernder. Noch unter der Regierung Friedrich Wilhelms I. von Preußen mußte das klägliche Einkommen der Schul lehrer durch eine Verordnung gesichert werden, worin es hieß: »Im Winter sollen die Schulkinder gegen 2 Dreier wöchentlich Schulgeld von jedem Schüler täglich, im Sommer wöchentlich wenigstens 2 Mal zur Schule gehen.« 1722 wurde verfügt, daß zu Küstern und Schulmeistern keine anderen Handwerker als Schneider, Leineweber, Schmiede, Radmacher und Zimmersleute genommen werden sollten. Wir dürfen uns nicht wundern, daß die Fibeln, die während des fünfzehnten bis sechzehnten Jahrhunderts und noch später die Grundlage des ersten Unterrichts bildeten, zumeist den überaus traurigen Schulverhältniffen entsprechend erbärmlich abgefoßt und ausgestattet waren, während uns die Werke Gutenbergs und seiner Jünger die Druckkunst bereits auf einer erstaunlichen Höhe zeigen. Eine Seltenheit, wahrscheinlich ein Unikum ist die erste bekannte gedruckte Fibel, als ihr Autor nennt sich Caspar Buckwitz. Das Exemplar, das uns Vorgelegen hat, ist im Besitze des Deutschen Schulmuseums zu Berlin. Die Fibel führt den Titel: Eyn silben bu- chleyn welches kürtzlych mit den slymmen vn laut buchstaben durch anzeyg- unge der figuren begreyff- en dadurch eyn jtzlicher leyhe mag Icychtfertpgk begreyffen die löbliche kunst Schrcyben vü Lesnn 15 Caspar Buckwitz 27. Dieses Büchlein umfaßt nur 8 Blatt, von denen das letzte fehlt. Die Rückseite dieses in vornehin ornamentiertem Holzschnittrahmen gesetzten Titelblattes gibt ein Abecedarium, außerdem dieselben gemeinen Buchstaben außer den Reihen und noch gesondert die Selbstlauter. Darauf folgt die vierte Seite. Zwei Seiten geben Abbildungen verschiedener Art, z. B. eines Drachen, eines Schwans, einer Pfeife, eines Speers, darunter die beiden ersten Anfangsbuchstaben dr, sch, pf, sp in kleinen Buchstaben (Gemeinen). Die Zeich nungen sind auffallend gut, für die damalige Zeit auch vor trefflich in Holz geschnitten. »Hyrnach volgen die gemeynen silben mit yren lautbuchstaben onnd stymmen clerlich künst lich aufgedruckt«: Ab eb ib ob ub Ba be bi bo bu Da de di do du Fa fe st so fu Ga ge usw. bis zum Wa we wi wo wu. „Hiernach volget der vnderscheyt Zwüischen dem v vnnd eff f welches teyl seynen Lautbuchstaben wil haben Also.« Den Schluß der noch erhaltenen Seiten bilden »Gemeyne Namen: Lo / rentz Lin / daw La / sa / rus Lie/ber Licht Lanck / sam Nymant Ratman Reuther Rudolfs usw.« Gute typographische Ausstattung und geringer Umfang dieser ältesten gedruckten Fibel legen den Wunsch nahe, sie einmal in getreuer photozinkographischer Nachbildung ver vielfältigt zu sehen. Valentin Jckelsamer, der als einer der ersten gegen die herkömmliche Methode eiferte, bietet in seinem 1534 unter dem Titel: »Die rechte weis auffs kürtzist lesen zu lernen, wie das zum ersten erfunden / und auß der rede vermerkt worden ist« zu Marburg erschienenen Buche: „die Zehen Gebot. Der glaube. Der Tarifs. Vater vnser. Benedicite. Gratias. Ander Gratias. Magnificat. Benedictus. Nunc dimittis. Namenverzeichnis". Dann "FOLGET DIE GEmeine zall / mit einer Unterrichtung über die zyfern" und schließlich ein Lesestück zur Übung. In diesem bemerkenswerten Büchlein ergeht sich der wackere Meister in einer Lobrede über den Wert des Lesen könnens: »Lesen können hat inn langer zeit nie so wol seinen nütz gesunde / als itzo / dweyls seer ein yeder darumb lernet / das er Gottes wort / vnd etlicher Gotgelerte menner außlegung darüber selbs lesen / vnd desto bas darinn vrteylen möge. Da zu kan itzo nichts kundwirdigs inn der gantzen weit geschehen / Es kumbt schrifftlich durch den Truck zu lesen«. Aus dem Jahre 1534 ist auch noch die „Teütsche Kinder- Tafel" erhalten. Wie die meisten Fibeln aus dem sechzehnten Jahrhundert enthält auch diese unmittelbar hinter dem Alphabet die zehn Gebote, den Christlichen Glauben, das Vaterunser, etwas von der Taufe, die Einsetzung des Sakraments des leides und bluts Christi, Benedicite, »Schlaffsegen«, außerdem auch »etliche deudsche gemeyne Christliche Lieder«. Bisweilen ist in jener Zeit noch »ein Christliches Gebett zur zeit der Peftilentz dz man pflegt in den Christlichen Kirchen zu verlesen« hinzugefügt. Der Ver fasser der vorliegenden Fibel ist nicht genannt. Die Recht schreibung ist, wie oft, eine schwankende, von Satzzeichen sind hier nur der Punkt und die Virgula (/) angewendet. Derselben Zeit gehört auch die »Leyenschül« (1533) an, »Getruckt zu Meyntz bey Peter Jordan / woned zur Gülden Ledderhosen / uff dem graben«. Seine Methode bezeichnet er als unfehlbar: »So ye eyner eyns groben dummen Hirns were / daß er die buchstaben zu kennen vnnd nennen nit begreyffen künthe / möcht er doch durch diesse meyne an- leyttunge / jm selbst eyn abc erwelen / mit figuren vnd Caractere / die jm am leychttsten zu begreyffen / behaltenn / schreyben / und auss zu sprechen weren /«. Zur selben Gattung der Buchstabierfibeln gehört auch eine aus dem siebzehnten Jahrhundert stammende, die sich durch mangelhaften Satz und schlechten Druck, zumal der Einfassungslinien, auszeichnet. Der Anleitung zum Lesen schließen sich auf den letzten neun Seiten die üblichen Lese übungen religiösen Inhalts an. Eine Kuriosität ist die von dem bekannten Joh. Ballhorn »verbesserte«, d. h. durch Vermehrung der Doppellaute ver schlimmbesserte Hahnenfibel, die dem Manne zu seiner sonder baren Berühmtheit verholfen hat. Die Fibel enthält in derbem Holzschnitt und mangelhaftem Rotdruck den oft als Fibelbild wiederkehrenden Hahn. Eine andere Hahnenfibel, wahrscheinlich aus dem letzten Drittel des sechzehnten Jahrhunderts stammend, gibt die Abbildung des Hahnes, wie jene am Schluß des Buches zweifarbig, entsetzlich schlecht gedruckt wieder. Sie umfaßt wie die Ballhorns nur 16 Seiten ohne Titelblatt. Diese oder eine gleichlautende ist es, die der eifrige Ballhorn, im übrigen gänzlich unverändert, nur mit Anwendung kleinerer Typen, zu seiner »Verbesserung« benutzt hat. In starkem Holzdeckel mit zierlicher Metallschließe liegt eine kleine Straubinger Fibel vor uns, betitelt: Katholisches Nahmenbüchl / Das ist: Ein sonderbarer kurtzer Weeg / bald und leichtlich lesen zu lehrnen / so wol für Alte als Junge Persohnen / welche nit Zeit haben / lang gemeine Schulen zu besuchen. Mit schönen Bildnussen gezieret / und aufs Neu übersehen. Gedruckt zu Straubing / bey Cassian
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