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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.01.1923
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- 1923-01-15
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- 15.01.1923
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Redaktioneller Teil. X° 12, 15. Januar 1923. 0,i„» I. Friedrich Wolters: Herrschaft und Dienst. Plan u. Ausschmückung von M e l ch i o r L e ch t e r. 67 S. 1910. 36X II. Melchior Lechter: Tagebuch der indischen Reise. Plan und Ausschmückung vom Verfasser. 206 S. 1912. 4°. Opu8 IV. Thomas von Kempen: Die vier Bücher von der Nachfolge Christi. Plan u. Ausschmückung von Melchior Lcchter. Gedruckt im Textgrad der Bernhard-Antiqua. 332 S. 1922. 37X23 ew. Erwähnen möchte ich noch, daß Sechters erstes Werk nicht, wie sondier in seiner Neuen deutschen Buchkunst meint, Maeterlincks 1898 bei Diederichs erschienener »Schatz der Armen« ist, sondern vielmehr Stefan Georges »Jahr der Seele«, das 1 897 bei Otto von Holten in 200 Exemplaren für die Bezieher der »Blätter für die Kunst« gedruckt n urde (vgl. W. v. Zur Westen in den »Mitteilungen des Exlibris-Ver eins zu Berlin«, 15. Jahrg. s1921j, S. 67/68). (Fortsetzung folgt.) Aus dem Wiener Buchhandel. Wenige Stunden vor dem Weihnachtsabend erhielten die Wiener Sortimentsbuchhandlungen eine Postkarte, von einem der größten Stutt garter Vcrlagsbctricbe ausgehend, die folgenden Wortlaut hatte: »Da die Einrichtungsßelle der Außenhandelsstelle und die damit verbundene Sperrung der Bllcherausfuhr gesichert erscheinen und dieser Tage wohl im vollen Umfang wirksam werden, lassen wir in der Voraussetzung, daß Sie auf die schnellste Errichtung dieser amtlichen Stelle nach wie vor tatkräftig himvirken, den lOOprozentigen Aufschlag fallen und verzichten auf die Ncverseinsendung, wenn Sie sich verpflichten, alle Verkäufe nach höhervalutigen Ländern nach den Bestimmungen der Verkaufsordnung mit uns zu verrechnen. Soweit der Ausschlag schon in Rechnung gestellt ist, werden wir ihn nach Erhalt Ihrer Erklärung gutschreiben, zu welchem Zweck wir Die bitten, uns die Daten der betr. Sendungen und die Endbeträge der Fakturen anzugcben. Stuttgart, den 22. Dezember 1922«. Schön und gut; wurde dankend zur Kenntnis genommen, aber obwohl die Karte von Stuttgart kam, läßt sich doch das altösterreichische Wort: »zu spat« auf sie anwendcn, und wenn cs in der »Bürgschaft« heißt: »du rettest den Freund nicht mehr«, so kann man wohl sagen: »du rettest das Weihnachtsgeschäft (für dich) nicht mehr«. Die Jugcnd- schriftcn des betreffenden Verlages wurden nicht vorgelegt und nicht abgefetzt, weil sie mit lOOprozcntigcm Valutaaufschlag unverkäuflich sind. Was waren es doch für unglückselige Freunde, die den Stutt gartern und anderen Verlegern den Rat gaben, für Österreich einen lOOprozentigen Valutaausschlag zu erheben, ohne sich vorher darüber klar zu werden, ob er möglich, durchführbar und zweckmäßig war! Es ist — nicht bloß in diesem Falle, sondern z. B. auch bei den Lohn- streitigkcitcn — ein offenbarer Irrtum, zu glauben, daß alles nur von der Kraft der Organisation abhängt; einen nicht geringen Einfluß haben auch die allgemeinen und besonderen wirtschaftlichen Verhältnisse. * » * »Zur Frage der Buchausfuhr. Von sachverständiger Seite. Der Leiter eines der größten Wiener buchhändlerischen Unter nehmen schreibt: Mit Bedauern sehe ich, daß sich in der Frage der Buchausfuhrstelle der Wiener Buchhandel in zwei Lager geteilt hat. keinem von beiden gehöre ich an. Ich habe vielmehr meine eigne Auffassung über diese Dinge. Schon vor zwei Jahren habe ich auf die Notwendigkeit von Maßnahmen gegen Schiebungen österreichischer und reichsdeutscher Verlagserzeugnisse hingcwiesen. Die Schweiz, umhin angeblich 90°/« (!) aller Bücher gehen sollen, die Deutschland nach Österreich exportiert — es ist eine groteske und absurde Be hauptung —, ist seit Jahr und Tag, auch auf dem Wege über Deutschland selbst, mit Büchern so vollgestopft worden, daß die Sen dungen anfangen, über die Grenzen zurückzufließen. Dabei denke inan an die heutigen reichsdeutschen Biicherpreise, bei denen oft nicht nur dem Publikum, sondern dem Buchhändler die Haare zu Berge stehen. Französische und englische Bücher, die von den Pariser und Londoner Verlegern unter annehmbaren Bedingun gen wieder nach Österreich geliefert werden, fangen schon an, im Ver hältnis zu deutschen Büchern trotz der hohen Valuta preiswert und billig zu erscheinen. Nur ein Beispiel: Keyserling, »Nersetagebuch , eines Philosophen«, ein Werk, das früher trotz seines schon damals hohen Preises großen Absatz fand, liegt jetzt schwer wie Blei. Es kostet nämlich ohne Sortimentszuschlag die Kleinigkeit von 36 000 Mk., das sind etwa 25 Schweizer Franken. Das Buch hätte im Frieden nie "'mehr als höchstens etwa 15 Franken gekostet. Heute aber kostet es für Österreich ohne Revers, das heißt mit dem Zuschlag von 100°/», 54 72 000 Mk., das sind also etwa 50 Schweizer Franken! Braucht ein solches Buch noch ein Ausfuhrverbot oder einen Zuschlag von 100'/«, wenn es selbst zum Jnlandpreise dem Schieber und Ausländer zu teuer ist? Ganz abgesehen davon, daß dieses Buchaussuhramt zwei Jahre zu spät kommt, bin ich, ohne prinzipiell Gegner von Schutz maßnahmen gegen Schiebungen zu sein, gegen das bisher geübte System, dem österreichischen Buchhandel unter Pauschalbeschuldignn- gen eines ganzen Standes ein demütigendes Joch aufz'uzwingcn. Es liegt in der Absicht gewisser Verleger und Sortimenter, die her kömmlichen Geschäfte des,Wiener Buchhandels nach Deutschland und in die Tschechoslowakei abzuztchen. Hätte man vor Jahr und Tag ein Bücheraussuhramt in Wien errichtet und die Leitung ziclbewußten Fachleuten in die Hand gegeben, so wäre das Amt wohl mit Unterstützung jedes anständigen Wiener Buchhändlers ohne Anstoß in Funktion getreten. Ist es nicht ir-underlich, daß ein Volk nach einem verlorenen Kriege und nachdem ihm ein beträchtlicher Teil deutschen Landes und Blutes entzogen worden ist, statt wenigstens möglichst enge kulturelle und geistige Fühlung mit den Stammesgenosscn außerhalb des Rei ches aufrechtzucrhaltcn, sie mit Strafsanktioncn entfremdet, wie es dieser hundertprozentige Ausschlag auf die geistigen Werte Deutsch lands bedeutet, wenn sie dem Tcutschösterreicher oder Reichsdeutschen in Wien zugeführt werden? Mußte man einem Deutschen in Wien es auferlegen, daß er, wenn er seinem Jungen eine Jugcndschrift oder ein Bilderbuch zu Weihnachten schenken will, erst einen Gang zu einem Amt in die Hofburg antreten soll, um nach vielem Zeitverlust und unter Vorweisung seiner Papiere ein Ankausszeugnis zu er halten? Also feindliche Zollgrenzen mitten im eigenen Lande, Gren zen, die jeder österreichische Staatsbürger, nicht aber der Ausländer zu passieren hat. Es sind Maßnahmen, mit denen man wohl d-en legitimen Handel untergräbt und erschwert, nicht aber den illegiti men. Der Sortimenter kennt seine Kundschaft, das Amt aber merkt nicht die Durchstechereien mit hergeliehencn Papieren! Gegen ein Buchausfuhrverbot, das in vernünftigen Grenzen gehalten und vor allem vernünftig gehandhabt wird, dürfte sich kaum ein honoriger österreichischer Buchhändler sträuben, nur gegen ein System, das taktische Mißgriffe enthält. Dabei will ich nicht leugnen, daß die schweren Fehler Deutschlands auch von Wien aus mit Fehlern erwidert worden sind. Vor allem aber ist cs zu be dauern, daß sich der Kampf um eine Buchausfuhrstelle in Wien aus dein Rücken des hier ansässigen deutschen bücherkausendcn Publikums abspielen soll.« Die »Neue Freie Presse« vom 5. Jan. 1923 brachte vorstehende Aus einandersetzung über die jetzt aktuellste Frage des österreichischen Buch handels. Tie Ausführungen werden von den Kollegen nicht vollständig und allgemein gebilligt. Zugegeben, d-aß Keyserlings »R-eisetagcbuch eines Philosophen« nie ein wohlfeiles Werk war — das kann natürlich kein Vor wurf für den Verleger sein —, so ist es doch nicht klug, dem großen Publikum, das die Bücher halb geschenkt haben möchte, zu bestätigen, daß manche Bücher die Friedensparität erreicht oder überschritten haben. Was der Einsender gegen die herostratische Einrichtung der Bücherreverse sagt, deckt sich ja in der Hauptsache mit meinem in diesen Blättern oft betonten Standpunkt. Ein gewisses Büchcrausfuhr- verbot, bzw. eine Kontrolle der Ausfuhr wird sich schwer umgehen lassen. Natürlich wäre ein schrankenloser Freihandel der bequemste Modus, aber da die reichsdeutschen Verleger nach Jugoslawen, Ru mänien, der Tschechoslowakei einen Aufschlag nehmen, so ist es be greiflich, daß sie nicht über Wien nach diesen Ländern ohne Ausschlag liefern wollen. » » Adam M ü l l e r - G u t t e n b r u n n, dessen Gesundheitszustand bereits erschüttert war, als er im Oktober 1922 anläßlich seines sieb zigsten Geburtstags von den weitesten Kreisen lebhaft gefeiert und von der Wiener Universität durch Verleihung des Doktorhutes ausge zeichnet wurde, ist am 5. Januar 1923 durch den Tod vvn seinem schweren Leiden erlöst worden (vgl. Bbl. Nr. 8). Der verstorbene Dichter war ein Banaler Schwabe, ein Abkömmling der schwäbischen Kolonisten, die um 1720 herum im Banat angesiedelt wurden, und zog, nach einer in den Jahren 1873 bis 1879 in Linz ausgcübtcn Beamtentätigkeit, nach Wien, das ihm zur zweiten Heimat wurde. Seine ersten Erfolge erzielte er mit dramatischen Werken in dem von Heinrich Lceube geleiteten Ctadtthcater, und besondere Wirkung war seiner Broschüre »Wien war eine Thcaterstadt« in der Flug schriftensammlung »Gegen den Strom« beschicken. Zweimalige Ver suche, seine Theorien in die Praxis umzusctzcn — als Direktor des Naimundthcaters und des Währinger Jubiläumstheaters —, hatten nicht den gewünschten Erfolg, so daß er sich wieder der Schrift
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