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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.04.1908
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- Erscheinungsdatum
- 04.04.1908
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- Deutsch
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3898 Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel Nichtamtlicher Teil. 79, 4. April 1908. Nachdem Franz Varrentrapp seine Buchhandlung zu einer der ersten Deutschlands unter seinem Einflüsse hatte heranwachsen sehen, schloß er fast achtzigjährig am 18. Sep tember 1786 in Frankfurt die Augen. Von der Bedeutung der Barrentrappschen Zeitungen und besonders der seit 1742 bei ihm erschienenen genealogischen Taschenbücher wurde be reits gesprochen. In letzteren befinden sich häufig Anpreisungen von Werken aus Varrentrapps Verlag und Antiquariat; diese Verzeichnisse geben ein Bild von Varrentrapps großem Sorti- ments-und Antiquariatslager. Als bedeutenden Antiquar schätzte ihn auch sein gleichnamiger Enkel, obgleich er in der wichtigen Frage des Nachdrucks andere Anschauungen als der Groß vater vertrat. Wie dieser von seinen Zeitgenossen beurteilt wurde, zeigt eine Notiz über seinen Tod in einer der an gesehensten damaligen Zeitschriften. In dem von Bibra herausgegebenen »Journal von und für Deutschland« wurde im zweiten Bande des Jahrgangs 1786 H 262 bemerkt: »Die Menge in seinem Verlag erschienener Werke, deren verschiedene mit einer in Deutschland seltenen typo graphischen Schönheit glänzen, und seine gründlichen Kenntnisse in verschiedenen Fächern der Gelehrsamkeit, worin er den ersten Stiftern des Buchhandels wenig nach stand, nebst der Weltkenntnis und Lebensart, die ihn in jüngeren Jahren auch bei Personen von den ersten Klassen aller Stände beliebt und angesehen machten, verdienen seinem Namen einen Platz unter den merkwürdigen Ver storbenen.« Von den acht Kindern Varrentrapps überlebten nur drei die Kindheitsjahre, Katharina Jakobaea, Johanna Maria und Johann Friedrich Varrentrapp. Katharina heiratete 1767 Johann Konrad Wenner, der Theologie studiert, sich dann dem kaufmännischen Beruf gewidmet hatte und bei seinem Schwiegervater Franz Varrentrapp arbeitete. Um 1776 kam es, wie bereits mitgeteilt, zwischen Franz Varrentrapp und seinem Sohn Johann Friedrich zu Differenzen, die den letzteren veranlaßten, mit seinem Schwager Wenner das väterliche Geschäft zu verlassen und unter der Firma »Varrentrapp Sohn L Wenner« in der Buchgasse in Frankfurt eine eigene Buchhandlung zu gründen. Jetzt lag die Druckerei des alten Varrentrapp oft unbenutzt, da er das Drucken als freie Kunst be trachtete und sich keinem Zunftzwang unterwerfen wollte. War die Stadt fremder Einmischung unterworfen, wie bei einer Krönung, oder herrschten in ihr fremde Kriegs völker, so konnte die Buchdruckergesellschaft ihm nichts an- haben, denn er wußte sich überall Freunde und Beschützer zu gewinnen. Er führte deswegen auch schwere Prozesse, die bis vor die höchsten Gerichte kamen; diese entschieden meistens zu seinen Gunsten, doch ehe er sich dessen versah, erklärte der Frankfurter Buchdruckeroerein seine Druckerei für eine »Hudelei«, und seine Drucker liefen ihm davon, so daß er sich nur mit großem Kostenaufwande wieder Arbeiter verschaffen konnte. Leute, die bei ihm in der Lehre ge standen hatten, hatten oft schwer zu kämpfen, um als ge lernte Buchdrucker anerkannt zu werden. Zunächst war mit der Buchhandlung Varrentrapp Sohn L Wenner keine Druckerei verbunden; diese wurde aber später eingerichtet und machte dem Namen Varrentrapp alle Ehre. Nach Franz Varrentrapps Tode erschien bei der neuen Firma nach wie vor der »Frankfurter Schematische Staats- Kalender«; 1808 wurde ihr ein Privileg für den Druck und Vertrieb des neuen Judenstätigkeitsgesetzes*) vom Fürst- *) Darüber schrieb Frau Rat Goethe an ihren großen Sohn: »Das Volk Jsrahel zu deusch die Juden sind an ihrem Messias etwas irre geworden, Unser gnädigster Fürst Primas erlaubte ihnen zum Anfang Seiner Regierung die Spatzirgänge vor den Thoren mit Christen gemeinschaftlich zu gebrauchen — da bildeten Primas Karl von Dalberg ausgestellt; auch große wissen schaftliche Werke, wie z. B. die Soemmeringschen sämtlichen Werke, wurden von ihr gedruckt und verlegt. Am April 1778 gaben sechs Gießener Professoren, nämlich Höpfner, Nebel, Diez, Böhm, Klevesahl und Köster, zusammen den ersten Band einer »Deutschen Enzyklopädie oder allgemeinen Real-Wörterbuchs aller Künste und Wissenschaften von einer Gesellschaft Gelehrten« im Verlage von Varrentrapp Sohn L Wenner heraus. Diese Enzyklopädie war ein sehr großes Unternehmen und nach dem Zedlerschen Universallexikon von 1702 das erste und einzige deutsche Lexikon in jener Zeit. Bald schloß sich eine größere Anzahl von Bearbeitern an. Schon 1781 erschien der fünfte Band, so daß die Göttingischen Gelehrten Anzeigen von jenem Jahre besonders hervorheben, wie große Mühe Ver leger und Verfasser sich gäben, um die Herausgabe des Werkes möglichst zu beschleunigen; in den Göttingischen An zeigen finden sich nach Erscheinen eines neuen Bandes der Enzyklopädie regelmäßig eingehende Besprechungen. Auch die Jenaer Allgemeine Literaturzeitung von 1788 bringt eine ausführliche Kritik der bis dahin erschienenen Bände. Das Werk ist leider unvollendet geblieben, es erschienen 23 Bände, die bis Ky reichen. Der letzte Band erschien 1804. Herausgeber war bis zum 17. Bande H. M. G. Köster, später I. F. Roos. Die alte Varrentrappsche Buchhandlung wurde 1811 geteilt. Johann Friedrich Varrentrapp und sein Sohn Franz behielten Sortiment und Verlag, während Joh. Friedr. Wenner Druckerei und einen Teil des Verlags über nahm. Franz Varrentrapp junior war am 29. März 1776 geboren und erlernte den Buchhandel im väterlichen Geschäfte, das er 1814 nach dem Tode seines Vaters auf eigene Rechnung übernahm. Über seine Tätigkeit als Antiquar gibt seine Vorrede zu dem 1821 von ihm heraus gegebenen OatsIvAus llbrorum, der auf beinahe 400 Seiten eiye Menge seltener Werke anpreist, Aufschluß. In dem Vorwort heißt es: »Die Bemühungen meines vor mehr als dreißig Jahren entschlafenen Großvaters, die geschätztesten und seltensten Bücher und Kunstwerke mit Eifer, Geld- und Zeitaufwand zu sammeln, sind seitdem ununterbrochen fortgesetzt worden. Der beständige Ankauf solcher einzelnen Werke und ausgezeichneter Bibliotheken veranlaßte bis zum Jahre 1808 eine Reihe von Auktionen, welche die Aufmerksamkeit des In- und Auslandes auf sich zogen; die bekannten Nachteile der Auktionen für Käufer und Verkäufer erzeugten aber alsdann den Entschluß, in den Jahren 1809 und 1813 zwei große wissenschaftlich geord nete Verzeichnisse wohlfeiler Bücher, zusammen 580 Seiten stark, herauszugeben. In derselben äußeren Form über gebe ich hier das Verzeichnis der lateinischen, griechischen und orientalischen Bücher, welche ich jetzt zu verminderten Preisen abzugeben habe. Meine Manuskripte, worunter sich einige von einem Alter von tausend Jahren befinden, sind nicht hierin ausgenommen.« Auch Sonderverzeichnisse über lateinische, englische und französische Bücher und wertvolle Ölgemälde, die in seinem Antiquariat zu haben waren, gab Franz Varrentrapp jun. sie sich nun ein das es immer weiter gehen würde, und sie sahen die Thore des neuen Jerusalems sich öffnen — aber da kam bey Varrentrapp und Wenner etwas gedrucktes heraus, das dem neuen Jerusalem garnicht ähnlete und sie stutzig machte — Neue Stättigkeit und Schutz-Ordnung der Franckfurther Judenschaft — ein wahres Meisterstück in seiner art». (Vom tätigen Leben. Briefe Goethes aus der zweiten Hälfte seines Lebens. Auswahl von E. Hartung. Düsseldorf, W. Langewiesche-Brandt. S. 178.)
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