77. 2. April 1908. Künftig ersch. Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. 3831 Georg Müller Verlag München Mit besonderer Freude zeige ich das Erscheinen nachfolgenden, Mitte April zur Ausgabe gelangenden Werkes an ° Johannes Schlaf Der Prinz Roman in 2 Bänden Geh. ca. M. 8.—, geb. ca. M. 10.—. In Halbleder ca. M. 12.50 (Johannes Schlaf ist seit jener ersten naturalistischen Periode, der er seinen europäischen Nus verdankt, mit mehreren wohlgelungenen Experimenten an die Öffentlichkeit getreten, die von Entwicklungskämpfen Zeugnis ablegten und ihn unterwegs zeigten nach einem großen neuen künstlerischen Ziele. Sein Roman „Der Prinz" zeigt den Höhepunkt seiner Entwicklung wie er auch dereinst einen Markstein deutschen Schrifttums bedeuten wird. Dieser Entwicklungsroman eines Menschen von heute ist Kunstwerk schlechthin. Schlaf gibt uns in der Kindheitsgeschichte seines Helden das Epos der mitteldeutschen Landschaft prächtige Ausschnitte aus dem kernigen Thüringer Volksleben, Charakterköpfe in meisterhafter Vollendung, Naturschilderungen von innerlichstem, wärmstem Stimmungsgehalte. Doch der Dichter schildert nicht nur sein heimatliches Thüringen mit den tausend intimen Reizen seiner altertümlichen, gemütlich verwinkelten Städte. Sein Held reift zum Manne. Er erlebt in Berlin die große Zeitwende, die Umwertung aller Werte, jene Wandlung, die aus den geschloffenen einheitlichen Charakteren problematische moderne Menschen macht, bizarre Großstadttypen, von denen uns besonders der zweite Band eine in teressante Auslese vorführt. In Lust und Schmerz lernt der Held den machtvollen Kontrast von Berlin zu dem stillen Thüringen empfinden, doch siegreich ringt sich seine Natur gegen die herzbeklemmenden Schwierigkeiten durch. Schlafs neuester Roman ist Kunstwerk und Dokument einer großzügig- monistischen modernen Weltanschauung zugleich. Er wendet sich an alle Kreise und ist in hervorragender Weise berufen, dem Autor auch diejenigen zuzuführen, die bisher vielleicht in Schlaf noch in zu einseitiger Weise den „Modernen" sahen. Ich bitte um tätigste Verwendung für dieses hervorragende Werk, das berechtigtes Aufsehen erregen muß. Leihbibliotheken können das Werk nicht entbehren. Vor Erscheinen mit 40°/° und 7j6