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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.01.1908
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 03.01.1908
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- Deutsch
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.15 2, 8. Januar 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 85 einzelnen Hochschulen, resp. der Professorenzünfter <S. 156). Das berühmte Statut der Pariser Universität vom Jahre 1275, das Koehler wörtlich abdruckt und ausführlich be spricht. organisierte den Handschristenverkehr an der Pariser Universität. Auch in Deutschland regte es sich: Universitäten wurden errichtet in Prag (1347). Wien (1385), Heidelberg <1386). Hier wie in Paris stand der Librarius. der gewöhnlich zu gleich das Amt des Pedells versah, unter der Gerichtsbarkeit der Universilät. Die Statuten der Juristenfakultät in Wien bestimmen ausdrücklich, daß der Librarius beim Erwerb von Büchern die Verkäufer nicht bedrücken soll. Verfasser charak terisiert die Verschiedenheit des deutschen akademischen Lebens von dem in Frankreich und Italien. In diesen Ländern starker internationaler Verkehr, in Deutschland fast nur Schüler deutscher Nationalität. Daraus folgte naturgemäß, daß im Ausland eine straffere Organisation auch des Buch verkehrs nötig erschien. Neben der Produktion auf den Universitäten entwickelte sich zu Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts der Buch verkehr außerhalb der Hochschulen. Koehler berichtet aus führlich über die Einrichtungen der von Gerhard Groote zu Deoenter begründeten Gesellschaft der »Brüder des gemein samen Lebens», deren Ziele die Erziehung der Jugend und zugleich die Herstellung der hierzu erforderlichen Lehrmittel waren, der Schreibschule zu Hagenau und dem Schullehrer und Handschriflenhändler Diebold Lauber daselbst. Das Geistesleben der Renaissance, dessen Mittelpunkt die »Sehnsucht nach Befreiung von den kirchlich-dogmatischen Fesseln und von den abgelebten Formen des Staatswesens« genannt werden muß. wird eine ausführliche Behandlung zuteil. Die Aufdeckung des Altertums wurde durch Cola di Rienzi eingeleitet, der <1344—47) eine Auszählung des Bestandes alter Denkmäler der Stadt Rom in seiner »vssoriptio urbls Kowkö« gab; Dante. Petrarca. Boccaccio weckten die Begeisterung für die antike Literatur. Cosimo di Medici begründete 1440 die platonische Akademie (S. 171). Papst N:colaus V und der Florentiner Niccold Niccoli legten den Grundstock zur Vatikanischen Bibliothek (S. 172). Koehler verbreitet sich über die Bibliothekgründungen. die sich in diesem Zeitalter Uber alle gebildeten Länder Europas erstreckten, ebenso an den italienischen Fürstenhöfen, wie in Frankreich. England (Richard de Bury), in Deutsch land. Hier waren es vorzugsweise die Universitäten, die Bücher sammelten; doch auch in andern Mittelpunkten des Verkehrs, wie Hamburg, Lübeck. Danzig. Braunschweig, blieb man nicht zurück. In Ungarn war es König Mathias Corvinus. der eine umfangreiche Bibliothek zusammenbrachte, die aber später leider in alle Winds zerstreut worden ist. Auch der Buchmalerei, dem Ausmalen der Handschriften, ihrer Schmückung mit Miniaturen wird gedacht, die wirt schaftlichen Verhältnisse dieses Handschriftenverkehrs beleuchtet. War die »gewaltige Spannung im Geistesleben der Völker, die im dreizehnten Jahrhundert anhebt, vor allem durch die Befangenheit der graphischen Technik Jahrhunderte hindurch hingehalten und der geistige Fortschritt nur lang sam und schrittweise gefördert» worden, so schaffte die Buch druckerkunst hier gründlich Wandel. »Geistesarbeit und Wirrschaftskraft traten nunmehr auf literarischem Boden in engste Gemeinschaft. An die Stelle der sporadischen und mehr zufälligen Jnteressenverknüpsung beider Gebiete tritt nunmehr die dauernde, berufsmäßige, zwecks Erzeugung und Verbreitung literarischer Sachgüter.» (S. 180.) Koehler sieht die Wohltat der Erfindung Gutenbergs vornehmlich in der nunmehr möglichen höchsten Korreklheit der Schriftwerks, ferner darin, daß das Buch erst jetzt einen Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgang. Warencharakter erhält, während es bisher »vorzugsweise zer streutem Liebhaberbedarf mit Seltenheitswert diente». Koehler faßt dies in acht Punkte zusammen, die ich abgekürzt hier her: etze: I. Erweiterung der ehedem besch, linkten Gebrauchs und Absatzfähigkeit; 2. Steigerung der Käuflichkeit durch Massenangebot und niedrige Preislage; 3. Vermehrung der Kaufgelegenheit; 4. Abstimmung der äußeren Gestalt (des Formats) auf die Erfordernisse einer bequemen Nutzung; 5. Schwinden der Einzelproduktion. Herstellung auf Vorrat; 6. Möglichkeit der Spekulation auf die literarische Fruchtbar keit der Zeitströmungen; 7. Literar sches Gepräge aller Geistes regungen; 8. Erweckung des Bedarfs durch Verlagsspekulation, Umfchaffung des latenten zu einem effektiven Bedarf. Kann man diesen Sätzen im allgemeinen auch zustimmen, so ist der Warencharakter des Buches im Geaensatz zu anderen Waren damit weder erschöpft noch erklärt?) Im nächsten Kapitel: »Geistessührung des Protestantismus» untersucht Verfasser, wie die Erfindung der Buchdruckeikunst »als graphisch-technischer Unterbau für die moderne Kulturepoche- eine »neue Geistes- und Menschen wertung geschaffen» und die -Lichtung des mystischen Dunkels der mittelalterlichen Denkweise» ermöglicht hat. »Demnach war der Charakter der nunmehr herrschenden Bewegung ein allgemeiner Protest gegen das Bestehende, Unzufriedenheit. Widerwille, tiefgehende Abneigung Freiheit der Wissenschaft war die Losung.» <S. ISO.) Der Verfasser behandelt ausführlich den »Reigenführer der modernen Kulturströmung« Nikolaus Cusanus. die Er starkung des Humanismus. Martin Luther. Reuchlin, Me- lanchthon. Erasmus werden knappe l?/z Seiten zu teil. Es folgt Roger Baco und Giordano Bruno, welch letzterem lb Selten gewidmet werden. Bin ich auch nicht genügend Fachmann, um die Bedeutung Giordano Brunos in ihrem ganzen Umfange zu würdigen, so ist mir der große Einfluß, den dieser Denker auf die philosophische Erkenntnis ausgeübt hat und noch heute ausübt. wohl bekannt. Mir scheint aber die stiefmütterliche Behandlung Luthers in einem gar zu großen Mißverhältnis zu der Breite zu stehen, mit der Giordano behandelt ist, namentlich in einem Buche, das sich mit dem »literarischen Leben» befaßt. Der Einfluß, den Luther auf das literarische Leben namentlich Deutschlands ausgeübt hat. ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Wir dürfen nicht vergessen, daß Luther die deutsche Sprache in die Literatur eingeführt hat. daß er es war. der zuerst dem Volke Geschmack am Lesen beigebracht hat. daß er erst die Schriftsprache ge schaffen hat. Die Reformation hat dem Buchgewerbe einen Aufschwung gegeben wie keine andre Bewegung seitdem. »Die deutsche Sprache fing an die lateinische zu verdrängen, für die Volksbildung wurde die Grundlage geschaffen, die Beschränkung der Literatur auf die gelehrten Kreise hörte auf.» Die Reformation hat aber auch den ganzen modernen Buchhandel geschaffen, sie hat mittelbar die Bedeutung der Frankfurter Messe untergraben und den norddeutschen Buch handel erst möglich gemacht. »So lange die lateinische Sprache in den Folianten die herrschende war, die Pro duktion eine internationale der Gelehrten, so lange war die Frankfurter Messe auch der geeignete Mittelpunkt für das Druckgewerbe. Als aber die Reformatoren, die Humanisten anfingen, die deutsche Sprache auch für Schriftwerke zu ge brauchen. als eine deutsche Nationalliteratur sich zu ent wickeln begann, da wurde der bisher internationale Buch handel zu einem nationalen, um so mehr, als die aris ch In meinem soeben im Verlage für Sprach- und Handels wissenschaft erschienenen Buche: Der Deutsche Buchhandel und seine Organisation habe ich auf den Seiten 40—47: »Das Buch als Ware- den Warencharakter des Buches festzu- stcllsn versucht, meines Wissens zum ersten Male in der Literatur.» 13
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