Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.01.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 03.01.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19080103
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190801036
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19080103
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1908
- Monat1908-01
- Tag1908-01-03
- Monat1908-01
- Jahr1908
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
84 Börsenblatt f. d Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. W 2. 8. Januar 1908. zurückkommen zu lassen, ihn mit Rest. Stubbes Tochter, zu verheiraten und ihm die Fabrik zu übergeben. Stubbe, ebenfalls Witwer, lebenslustig und dem weiblichen Geschlecht sehr geneigt, hat hierbei noch den Nebengedanken, der ihm nach und nach lästig werdenden Rücksicht auf seine Tochter ledig zu werden. Der Sohn wird also zurllckberufcn. Doch dem Plan der beiden Alten stellen sich Hindernisse ent gegen: Gerhard hat sich in Amerika verheiratet, und Rest liebt den jüngern Bruder Gerhards. Wie sich diese Wirrnisse lösen, wie sich der starre Sinn des Alten erweicht und alles zu einem erwünschten Ende kommt, das muß man selbst lesen; es würde in der trockenen Aufzählung nur verlieren. Nur das sei verraten, daß ein prächtiger zehnjähriger kleiner Kerl, Gerhards Sohn, zu dieser glücklichen Lösung sein gutes Teil beiträgt. Jeder Buchhändler kann diesen humoristischen Roman nur warm empfehlen, besonders da man ihn auch jungen Mädchen und Frauen ruhig in die Hand geben kann, — jeder Leser ivird dankbar sein. Von dem großangelegten Werk des Buchhändlers vr. W. Koehler: -Geschichte des literarischen Lebens vom Altertum bis zur Gegenwart- ist der zweite Halbband (auf Schmutztitel als zweiter Teil bezeichnet) erschienen.") Dieser zweite Halbband behandelt das christliche Zeitalter und die Auferstehung der Wissenschaften. Der Verfasser forscht nach den Ursachen des Untergangs des Römerreichs. Er findet sie in dem Niedergang der wirtschaftlichen Existenzbedingungen, der dadurch geschwächten geistigen Schaffenskraft, das »systematische Auslöschen der Charaktere- durch Entrechtung des Volks, die Bildung eines Söldnerheeres und seine Folgen, das Überwiegen der Sklavenarbeit. »Wie konnte der Arbeitsertrag erhöht werden, - fragt er, »unter Verringerung des Aufwands an Menschen kraft, dem teuersten Produktionsmittel?« Nach seiner Meinung hätte die einzige Rettung von dem technischen Geist kommen können, doch war dieses Element zurzeit noch zu unent wickelt und entwicklungsunfähig, um wirksame Hilfe bringen zu können. »Es fehlten noch gänzlich jene epochemachenden Erfindungen auf den Gebieten der Physik und Chemie, welche nach Ablauf von tausend Jahren die Neuzeit einleiteten. - (S. 122.) Warum der technische Geist versagte, erklärt der Verfasser nicht. Der Grund liegt darin, daß die Natur keine Sprünge macht. Erst mußte der Sklavenarbeit die hlllbfreie Arbeit folgen, der Zehnte, die Teilpacht, eine Arbeit, die weniger kostspielig war als die Sklavenarbeit. Nachdem auch diese halbfreie Arbeit abgewirtschaftet hatte, folgte die freie. Aber auch diese war nach und nach nicht mehr im stande, die infolge des Anwachsens der Bevölkerung und des Wohlstands erhöhten Ansprüche, die an die Pro duktion gestellt wurden, zu erfüllen. Inzwischen hatten auch die Naturwissenschaften, Physik und Chemie, Fort schritte gemacht, und die »Technik« konnte nunmehr ihre Hilfe zur Vermehrung der Produktion dadurch bieten, daß sie die Arbeit entlastete, indem sie Maschinen schuf, die Menschenkraft dadurch schonte, daß eine einzelne die Arbeit einer großen Anzahl von Menschen leistete. Die Sklaven arbeit war damals noch nicht teuer genug, und die Zwischenstufen zur freien Arbeit konnten nicht übersprungen werden: daher das Versagen der »Technik«, daher das was der Autor die »ökonomisch-technische Stagnation« (S. 125) nennt, was man aber besser als allmähliche Entwicklung bezeichnen sollte. Auch die hohe Geisteskultur geriet auf Abwege, sie *) Ohne Haupttitel. Gr. 80. S. 109—210 mit Abb. Gera-Unterm haus 1907, W. Koehler'sche Verlagsbuchhandlung. Preis 2.50. versank in Mystizismus, die »Grundstimmung des Geistes lebens am Ausgange des Altertums war Weltschmerz und Wellflucht». Eine tiefe »Sehnsucht nach Erlösung« ging durch die ganze römische Welt. So war der Boden vor bereitet für den Eintritt des Christentums, eine -Geistes und Kulturftrömung«, bei der wie bei keiner andern »das Gefühlsleben des Volkes — der breiten Massen — einen so regen, ja innigen Anteil (genommen) und bei deren Ver breitung eine so entschiedene Rolle (gespielt hat) wie bei der christlichen» (S. 128). K. erläutert die Bedeutung des Paulus, dessen gemeinverständliche, schlichte, ergreifende Schreibweise alle fortreißt. In die Literatur führte Paulus eine neue Schriftgattung ein, den Brief, während das Christen tum die Märtyrer- und Heiligenlegenden schuf, dem sich die Andachts- und Gebetbücher anschlossen, nicht zu vergessen das Neue Testament, das seine Verbreitungsfähigkeit bewiesen hat. »Das ganze geistige Leben löste sich in der christlichen Idee auf. Der Glaube beherrscht das Wissen.» (S. 137.) Eine Folge der weltabgewandten Richtung des Christen tums war die Einrichtung der Klöster. Mit ihnen waren häufig Schulen verbunden, die die Zufluchtsstätten der geistigen Errungenschaften des Altertums wurden. Ebenso nahmen sich die Mönche der Erhaltung der antiken Geistesschöpfungen an. Namentlich war es Hieronymus Stridonensis, der den Mönchen die Beschäftigung mit der Wissenschaft ans Herz legte und für die gerechte Würdigung der als heidnisch verschrieenen altklassischen Schriften eintrat. Ein ebenso wissenschaftlicher Geist lebte in Boöthius und Cassiodorus, die es verstanden, Wissen und Glauben zu versöhnen. Im 4. Kapitel bespricht Koehler den Buchverkehr im frühen Mittelalter. Nach der Einnahme Alexandrias im Jahre 6t0 war Rom einer der wenigen größeren Büchermärkte geblieben. In Rom dauerte der Freindenzufluß' fort, das literarische Interesse in Rom erlosch nicht. So blieb auch der aus wärtige Bücherabsatz ein dauernder. So ließ die heilige Gertrud (f K48) für das neu gestiftete Kloster Nivelle heilige Schriften aus der Stadt Rom kommen, Beda berichtet vom Abt Benedikt von Weremouth, daß er im Jahre 071 in Rom viele Bücher der Gottesgelahrtheit teils um billigen Preis kaufte, teils als Geschenk von Freunden mitbrachte. Auch in der Lombardei (Verona und Mailand), Süd frankreich (Arles) und Vienne wurde der Büchererzeugung eine Stätte bereitet. In Rom bestanden auch damals Schreiberschulen, die sich mit der Vervielfältigung von Handschriften beschäftigten. Es waren dies gewerbsmäßige Schreiber aus Laienkreisen. Daneben gab es umherwandernde Schreiber, sowie eine Eigen produktion, »um Gottes Lohn und aus Liebhaberei«. Ein für das Buchwesen hochwichtiger Wandlungsprozeß wird erwähnt, der allerdings bereits zur Kaiserzeit einsetzte, im frühen Mittelalter aber zum Abschluß kam: der Ersatz der Chartarollen durch Pergamentkodizes. Der nächste (3.) Abschnitt bespricht: »Die Auferstehung der Wissenschaft«. Das Aufkommen des Papiers und das allmähliche Aufblühen der Hochschulen schaffen neues literari sches Leben. Die Entstehung des Stationariats an den Hoch schulen schuf »eine neue Art Buchpflege an den Universitäten selbst, mit akademischer Organisation der Verwaltung der vor handenen Bücherbestände, deren Ergänzung und Neuschaffung, Verleihung und gelegentlichen Verkaufs von Lehrmitteln«. (S. 153.) Zum gewerbsmäßigen Betrieb des Handschriften handels, der übrigens nur Kommissionsvertrieb war, wurde eine spezielle Erlaubnis des Rektors und des Universitätsrats erfordert. Koehler faßt die Kennzeichen des Buchverkehrs in nachstehende Formel: »Strengste Kontrolle des Lchrmittelhandels zwecks Wahrung ihrer akademischen Gebrauchsfähigkeit, Aufrechterhallung des Lehrmonopols der
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder