Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.12.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 27.12.1907
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19071227
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190712276
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19071227
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1907
- Monat1907-12
- Tag1907-12-27
- Monat1907-12
- Jahr1907
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^8 300, 27. Dezember 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 13965 zu dem Thema »Verkehrsveretne und Buchhändler- das Wort er griffen. Der Verfasser gibt in seinem Artikel zu, -daß Prospekte, wie diejenigen über München, Leipzig, Düsseldorf, Bremen usw., eine gewisse Konkurrenz für die Sortimenter bilden«. Es will uns indes scheinen, daß von Prospekten kaum mehr die Rede sein kann, wenn es sich um regelrechte, mit Karten, Plänen usw. aus gestattete Führer handelt, deren Umfang oft 100—150 Textseiten übersteigt. In solchen, von den Verkehrsvereinen herausgegebcnen Führern findet das reisende Publikum sehr oft Ersatz für die im Buchhandel erscheinenden Reisebücher, deren Bearbeitung und Herstellung meist mit großen Kosten verknüpft ist. Wenn der Verfasser in seinem Artikel weiter sagt, daß die Gratisverteilung solcher Führer, dank den Bemühungen des Bundes Deutscher Verkehrsvereine, immer mehr abkommt, so ist das doch immer nur so zu verstehen, daß man vielleicht für jedes Exemplar 10 -- erhebt, lediglich um etwa vorkommendem Mißbrauch mit solchen Führern zu steuern. Von einer regelrechten Bezahlung derartiger Reiseführer wird ja doch nie die Rede sein können, da sie trotz aller Ausführlichkeit immer den Stempel der Reklame in zu auffälliger Weise tragen, vr. Dunker aber ist der Meinung, »daß Verkehrsvereinsführer und Buchhändlerführer gut neben einander existieren können, vielleicht heute noch besser als vordem, wo die Vereinsführer noch nicht in Wettbewerb traten«. Ja, er weiß sogar einen Modus, »Verkehrsvereine und Verleger aufs engste zu versöhnen, indem nämlich die Verkehrsvereine, die wegen ihrer vorzüglichen Lokalkenntnisse die gegebenen Redakteure der Reisebücher sind, ihre Mitarbeit für Neuauflagen den Verlegern zur Verfügung stellen«. Der Verfasser sagt endlich zum Schluffe seines Artikels, -daß keinerlei Grund zu einer Gegnerschaft zwischen Verkehrsvereinen und Buchhändlern vorhanden ist. Beide sind natürliche Verbün dete aus dem Markte der Fremdenindustrie-. So wohlgemeint auch die Ausführungen des Verfassers sein mögen, — in den Kreisen der Buchhändler wird man der Ansicht des Verfassers mit gemischten Gefühlen gegenüberstehen. Die Aufgabe des Buchhändlers ist doch eine ganz andere als die der Verkehrsvereine. Cr muß aus rein wirtschaftlichen Gründen zu nächst seine Standesinteressen zu wahren suchen, und diese sind es, die hierbei in Frage kommen. A. Sanguinet, Barmen. Zu den Schorßschen Plänen über die Reform der heutigen Kunstakademien. Von Professor G. H. Emmerich, Direktor der »Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie, Lichtdruck und Gravüre« in München. (Vgl. Nr. 251, 273 d. Bl.) Verlagsbuchhändler Herr Max Schorß in München hat die Stimmen zu einem im Jahre 1899 von ihm ausgegangenen »Vorschlag zur Förderung der graphischen Künste« jetzt, nach fast acht Jahren, in einer Broschüre »Akademie und Praxis« gesammelt und der Öffentlichkeit übergeben. — Seit einiger Zeit befaßt sich mit und ohne Schorß' Zutun die Öffentlichkeit und namentlich die Fachpresse mit dieser Arbeit. Schorß' Forderung gipfelt in dem Verlangen, daß an allen deutschen Kunstakademien vollständige graphische und buchgewerbliche Abteilungen errichtet werden, die die gesamten Reproduktionstechniken zu umfassen 'hätten und daß von der Leipziger Akademie aus Wanderkurse zu er richten wären. Die Kostendeckung wird sehr einfach damit erledigt, daß bei der Aufwendung vieler Millionen im Jahre für Kulturzwecke Million pro Anstalt und Bundesstaat keine Rolle spiele; auch die Produktionsfrage der entstandenen Anstalten wird er örtert und geregelt. Schorß begründet seine Forderungen in der genannten Bro schüre damit, daß die derzeitige Organisation der Kunstgewerbe schulen und Akademien mangelhaft sei, daß der Staat die Ver pflichtung habe, -bei den Wesen, denen er Flügel schafft, auch an den Raum zu denken, in welchem es dieselben entfalten soll; und wie viele Börienblatt für den Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. Akademiker haben sich nach Beendigung ihrer Studien nicht schon vergeblich bemüht, ihre Kräfte im Sinne ihrer Lehrer zu gebrauchen und ihren Platz als Künstler zu behaupten. -Und wenn alle diese zu einseitig ausgebildeten Idealisten dann, einem Ikaros gleich, aus ihren erträumten Himmeln gefallen waren und sich plötzlich mitsamt ihrer ganzen aka demischen Bildung hilflos und hungernd inmitten fröhlich schaffender Menschen wiederfanden, über die sie sich womöglich noch kurz vorher hoch erhaben blinkten —, welche Gedanken mögen sie sich da nicht schon oft über den stolzen, von ihnen aber meist falsch ausgelegten Lehrsatz ihrer Akademie gemacht haben, daß die Kunst nicht nach Brot gehen darsl Oleum et opsram psräicki! -Wie ganz anders wären alle diese Künstler dagestanden, wenn ihre «.Ims. water sie nicht bloß aufwärts dem Lichte ent gegengeführt, sondern ihnen gleichzeitig auch einen Weg gezeigt hätte, auf dem sie nach Bedarf in das alltägliche Leben zurück kehren und sich neue Kraft für ihr künstlerisches Streben hätten holen können I Nur auf dem Boden befriedigter Lebens bedürfnisse kann auf die Dauer eine echte Kunst gedeihen, und von der Wiege bis zum Grabe bleiben wir alle doch eben immer nur Menschen!» — Was Schorß hier als Gründe anführt, sind Gemeinplätze, in geschmackswidrige Form gekleidet. Der Staat hat selbstverständlich nicht die Pflicht, daran zu denken, was die Schüler seiner Unterrichtsanstalten später einmal mit dem gewonnenen Wisfen und Können anfangen; er hat ledig lich die Aufgabe, die vorhandenen Einrichtungen auf eine mög lichst vollkommene Stufe der inneren und äußeren Vollkommenheit zu bringen, es dabei aber ganz den Beteiligten überlassend, sich nun diese Einrichtung nach Nutz und Frommen zu eigen zu machen. Die Schorßschen Pläne des Jahres 1899 haben in keiner Weise ein greifbares Resultat gezeitigt. Wenn gesagt wird, die graphische Akademie sei daraufhin reorganisiert worden, dann müßte es um diese traurig bestellt gewesen sein. vr. Volkmann hat dies übrigens im Jahee 1901 in der »Allgemeinen Zeitung widerlegt. Schorß spricht in seiner Broschüre davon, daß der frische Zug, der eine Zeitlang in einer den Künstlern und den vervielfältigenden Künsten dienenden Bewegung vorhanden war, im Jahre 1901 voll ständig abflaute. Wer die Bewegung genau verfolgt, wird sagen müssen, daß das gerade Gegenteil der Fall ist; man nehme -Otto Grautoff: Die Entwicklung der modernen Buchkunst in Deutschland- zur Hand, und man wird finden, daß die Bewegung aus den achtziger Jahren heraus über Morris, Walter Crane bis zur Neuzeit mit Heine, Bruno Paul Cissarz, Eckmann, Behrens, Beck-Gran und zur allerletzten Zeit mit Hohlwein, Naegele, Kunst, Weißgerber ihre Wellen schlägt. Niemals, seit einem halben Jahrhundert, ist ver ständnisvoller für die Zwecke der Reproduktion seitens der Künstler geschaffen worden, denn zurzeit. Den Schorßschen Vorschlägen wäre auch aus andern Gründen als den vorgenannten mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten. Herr Schorß fand es in seiner ersten Anregung im Jahre 1899, um überhaupt für seine Gedanken nur einen entschuldbaren Grund zu finden, für notwendig, über die Leistungsfähigkeit der graphischen Kunstanstalten absprechend zu urteilen; vorsichtiger Weise nennt er nur die kleinen. Seine Besserungsvorschläge richten sich aber auch gegen die großen; denn, würden sie je zur Tatsache, dann wären es natürlicherweise gerade die großen Anstalten, denen ein Heer von Arbeitskräften auf den Hals käme. Die Schorßschen Vorschläge gehen offenbar von der Voraus setzung aus, daß sie für alle Akademie- und Kunstgewerbeschullciter geradezu als Erlösung kämen; in Wirklichkeit wird sich im ganzen Reiche keine einzige Akademie, keine einzige Hochschule finden, die ihrem freien Kunststudium Fachkurse angliedert, bei denen sich die Schüler lediglich »allgemeine Kenntnisse von dem Wesen und den Erfordernissen der einzelnen Reproduktionstechniken holen sollten«. — Dafür stellt Schorß Einrichtungen mit einer viertel Million Mark pro einzelne Schule hin; er hat natürlich keine Kenntnis davon, daß die gesamten preußischen Kunst- und Handwerker- 1819
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder