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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.12.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 24.12.1906
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- Deutsch
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zeugung und Anschauung von geschäftlicher Reellität. wenn es ohne oder mit einem kleinen Gewinn verkauft Aber der Buchhandel müßte eben unter allen Umständen anders gewertet werden als jeder beliebige Kramhandel, weil zweifellos die kulturelle Bedeutung, die ihm innewohnt. eine Ausnahmestellung für ihn rechtfertigt. Die Schutz gesetze. die dem Handel und der Industrie zugute kommen, finden auf den Buchhandel keine Anwendung, und so bleibt nur der Schutz des geistigen Eigentums, womit der Staat dem Verlagsgeschäft, aber nicht dem Sortimentshandel beispringt. Irgendwelche Fürsorge, die sich der Eigenart des Buchhandels liebevoll annähme, fehlt, und wo Fälle von direkter Schädigung vorliegen wie hier, gibt es kein Mittel, um das gültige allgemeine Gesetz dem individuellen Bedürfnis und dem natürlichen Rechtsempfinden anzupassen So kann es nur Sache des Publikums sein, durch Vermeidung der Warenhäuser deren Interesse an buchhändlerischen Unter nehmungen zu ersticken oder sie zu zwingen, sich den allge meinen Bedingungen des Börsenvereins zu unterwerfen, wie das verschiedene gerade der besten, größten und solidesten Warenhäuser bereits getan haben. vr. Edmund v. Sallwürk d. j. Sonderausstellung im Deutschen Buchgewerbehause zu Leipzig. Schülerarbeiten aus den Lehr- und Versuchs- Ateliers von Wilhelm von Debschih in München. Im Jahre 1902 schlossen die beiden Münchener Künstler Hermann Obrist und Wilhelm von Deb- schitz einen Bund, um eine Schule für angewandte und freie Kunst ins Leben zu rufen. Der Zweck dieser Schule sollte darin bestehen, eine Reform des künstlerischen Unter richts herbeizusühren. Ging die Anregung dazu von Obrist aus. so war er. wie er selbst in seiner Entwicklung des Programms zugesteht <s. »Dekorative Kunst». XII. Band. Jahrg. 1904) nicht imstande, diesen Plan allein zu verwirklichen, weil er erst eine Persönlichkeit finden mußte, die bereit war, mit Aufgabe des eigenen Berufs und der eigenen Aufträge eine so gründliche pädagogische und organisatorische Tätigkeit zu entfalten, wie sie hierfür erforderlich war. Diesen Mann fand er in Wilhelm von Debschitz. der die wichtigen künstlerischen, intellektuellen und organisatorischen Fähigkeiten besitzt, um ein Gelingen des Vorhabens zu verbürgen Heute steht von Debschitz dieser Schule als alleiniger Leiter vor. nachdem Obrist vor einiger Zeit sich von dem Unternehmen zurückgezogen hat. Gegenwärtig hat Wilhelm von Debschitz im Deutschen Buchgewerbehause zu Leipzig eine Ausstellung von Schüler arbeiten veranstaltet, die in seiner Schule entstanden sind. Der erste Eindruck, den diese Arbeiten machen, ist ein völlig überraschender. Wenigstens habe ich diesen Eindruck emp fangen. und ich bin überzeugt, daß es manchem andern ebenfalls so ergehen wird. Und ich stehe nicht an. dem noch hinzuzufllgen. daß ich einen solchen Grad künstlerischer Voll endung. der so durchgängig von Blatt zu Blatt zu verfolgen ist. noch in keiner Schülerausstellung wahrgenommen habe. Denn geradezu bewundernswert ist die Sicherheit, mit der die Schüler die mannigfaltigsten Eindrücke der Motive und Formen aus der Erscheinungswelt wiedergegeben haben, be wundernswert die Selbständigkeit, mit der sie der Natur gegenüberstanden und ihren zartesten Regungen zu folgen wußten. Nirgends ist da ein sklavisches Nachbeten des emp fangenen Eindrucks, ein ängstliches Festhalten an dem Er schauten; überall, sei es bei der Darstellung einer Pflanze, eines Baumes, einer Landschaft oder einer Figur, macht sich sreies künstlerisches Schaffen geltend, das den Dingen dieser Welt objektiv gegenübersteht. Dieses liebevolle und lebenssrohe künstlerische Gestalten ist es. was die Arbeiten so wertvoll erscheinen läßt. Und nirgends wird sich in ihnen ein Haften an der Oberfläche be merkbar machen; sondern überall bemerkt man. mit welcher — ich möchte sagen wissenschaftlichen — Gründlichkeit jeder Darsteller an die Lösung seiner Aufgabe herangetreten ist. wie er sich Rechenschaft gegeben hat von Wachstum. Leben und Struktur einer jeden Naturform, und wie dann bei der bildlichen Wiedergabe des Natureindrucks sein künstlerisches Empfinden, sein künstlerischer Verstand einsetzte, um sofort beim Empfangen des natürlichen Vorbilds Ordnung in die Linien, in die Verteilung der Massen, in die Licht- und Schattenflächen zu bringen An keiner Stelle tritt hier ein rohes, vom Zufall bedingtes Darstellen hervor; durchgehend« ist ein überlegenes, geistvolles künstlerisches Gestalten zu be obachten. das bei jeder Wiedergabe auch unmittelbar auf das bildmäßige Anordnen hinzielt. Das Problem des Gesetzmäßigen zu finden und zu lösen, ist die Grundbedingung, dis Debschitz in seiner Lehr methode den Schülern klar zu machen sucht. Dabei darf freilich nicht verkannt werden, daß bei dieser Art zu unter richten, wie sie in den Arbeiten zutage tritt, die aus dem Lehr- und Versuchs-Atelier von Debschitz hervorgegangen sind, ein besonders inniges Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler unerläßlich ist. Dies geht auch aus der Begründung seiner Methode hervor. Debschitz sagt: »Das angesichts des wißbegierigen Schülers gesprochene Wort, die Anschauung der Natur selbst sind für meine Lehrart unerläßlich». Der un mittelbare Austausch der Gedanken, das Zergliedern des Wesens eines Naturobjekts, das von einem pädagogisch und organisatorisch so begabten Lehrer ausgeht und in der Summe des gemeinsam Erschauten auf den empfänglichen Schüler übertragen wird, ist der Grund für die überraschenden Er folge. die diese Schule aufzuweisen hat. Wie das in der Natur Erschaute dann weiter in der praktischen Verwertung seine Nutzanwendung gefunden hat, davon zeugen die mit Hilfe der Phantasie geschaffenen Be wegungsstudien, Buchschmuckarbeiten. Tapetenentwürfe. Ex libris. bildlichen Darstellungen und Kompositionen. Von sämtlichen Arbeiten, die zu sehen sich hier Gelegenheit bietet, empfängt man den Eindruck, daß der Lehrer wohl bemüht war, den Schüler auf das Erkennen des Wahren hinzuweisen, ihn aber zugleich auch stets dazu angeregt hat. den bildlichen Ausdruck des Dargestellten in eine geschmackvolle Form zu kleiden Als Richtschnur galt dabei dem Lehrer und Schüler das schöne und ewig wahre Wort eines der universellsten Geister, die jemals auf dieser Erde weilten, Leonardo da Vincis Ausspruch: »Will der Maler Schönheiten erblicken, die ihn zur Liebe bewegen, so ist er Herr darüber, sie ins Dasein zu rufen, und will er Dinge sehen, ungeheuerlich, zum Erschrecken, oder drollig zum Lachen, oder aber zum Erbarmen, so ist er darüber Herr und Gott! Will er Talgründe, will er von hohen Berggipfeln weite Gefilde vor sich auf gerollt sehen, und hinter diesen den Meereshorizont erblicken, er ist Gebieter darüber. Alles, was es im Weltall gibt, sei es nun in Wesenheit und Dasein, oder in der Einbildung, er kann es Hervorbringen-. Es würde mich zu weit führen, wollte ich hier aus ein zelne Gegenstände der Ausstellung, auf die verschiedenen Arten künstlerischen Schaffens, die vertreten sind, näher ein- gehen. Nur in großen Zügen wollte ich die Tendenz dieser Schule streifen, von der ich hoffe, daß sie für die Entwicklung des heutigen Kunstschaffens von segenbringendem Einfluß sein wird. Ernst Kiesling.
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