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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.12.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 21.12.1906
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- Deutsch
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13210 Nichtamtlicher Teil. ^ 296, 21. Dezember 1906. Es ist hier dem Sortimenter der Rat erteilt worden, sich mehr zu spezialisieren. Dieser Rat ist nur bedingt ausführbar; denn nur in großen Städten wird sich eine Spezialisierung mit Erfolg durchführen lassen. Gerade vom Standpunkt des wissenschaftlichen Spezial sortimenters möchte ich in eine Diskussion der angeregten Frage eintreten. In fast allen Fällen arbeitet das wissenschaftliche Sortiment nur mit einem Brutto-Nutzen von 25 Prozent. Das eigene um fangreiche Wißen muß durch teure Spezialkataloge gefördert und unterstützt werden. Ein wissenschaftliches Sortiment ist auf einen sehr ausgedehnten Novitätenvertrieb angewiesen. Um andern Sortimentern die Spitze bieten zu können und in dem ver tretenen Spezialfach den Ruf schnellster Bedienung mit der Firma zu verbinden, müssen die Novitäten auf schnellstem Wege beschafft werden; dabei ist auf genügende Anzahl Bedacht zu nehmen, damit jedenfalls sofort alle Hauptinteressenten versorgt werden können. Durch häufig vorkommendes langes Behalten ist er zu weitern Nachbestellungen gezwungen. Auswärtige Kunden erhalten Ansichtssendungen postfrei. Das Portokonto eines Spezialsortiments ist ein sehr hohes; bei mir reicht es nahezu an eine fünfstellige Markzahl heran. Bar bezahlt wird so gut wie nichts; alles geht auf Rechnung. Infolgedessen wird ein oft weit unterschätztes Betriebskapital gefordert. Von der Höhe der Außen stände und den damit verbundnen Verlusten will ich nicht ein gehend reden; aber die meisten Verleger machen sich davon kaum eine richtige Vorstellung. Die Wochen- und Monatsschriften drücken den Gewinnsaldo des Spezialsortimenters bedeutend, ihr Vertrieb, der nicht zu umgehen ist, erfordert eine Zubuße. Alles muß — wegen der Postkonkurrenz — auf schnellstem Wege kommen. Dabei wird der Jnseratenanhang von Jahr zu Jahr stärker und stärker. Während der Verleger in den meisten Fällen die Zeitschriften nur gegen bar liefert — Zeitschriften mit einem Abonnementspreis von 20 ^ bis 40 ^ müssen gleich für das ganze Jahr im voraus bezahlt werden —, erhält das Sortiment diese Abonnementsbeträge in dreiviertel aller Fälle erst postnumerando. Und zwar ist diese Zahlungsweise mehr und mehr auch von den Behörden verfügt, wegen der durch Konkurse entstandenen Verluste. Der Verlag mag sich einmal Rechenschaft geben von den Zinsen, die er sich auf diese Weise vom Sortiment vergüten läßt. Freiexemplare bei wissenschaftlichen Zeitschriften gibt es nur noch ganz ausnahms weise. Bei diesen eben erwähnten Bedingungen kommen auch noch geringere Rabattsätze als 25 Prozent vor, während höhere mir un bekannt sind. Durch die Jnseratenanhänge erhalten die Verleger wirklich so schöne und angenehme Zuschüsse, daß sie das Sortiment, das nur erhöhte Kosten davon hat, auf irgend eine Weise entschädigen sollten. Hat doch auch die Post bei dem jetzigen Postzeitungs tarif ein Anrecht auf Entschädigung, da sie das Gewicht berück sichtigt. Auch von den Beilagen erhebt sie eine Gebühr. Für umfassenden Vertrieb gewährt ja auch auf einzelne Werke der wissenschaftliche Verleger ausnahmsweise einige Ver günstigungen; aber dann ruhen schon wieder höhere (Reklame-) Spesen auf einer solchen Manipulation. Außerdem kann man doch nicht bei jeder wichtigeren Erscheinung um ein Zugeständnis betteln. Ein weiterer wunder Punkt ist die Gewährung der Frei exemplare. Die meisten Verleger gewähren nur bei zwölf Exem plaren ein Freiexemplar, meist aber dann nur gegen bar. Einzelne dagegen sind bei Partiebezügen etwas entgegenkommender; aber es bedarf dazu meist sofortiger Bestellung einer Partie auf Risiko und gegen bar. Eine konsequente und angemessene Partie- gcwährung hat die Firma Gustav Fischer, Jena, eingeführt. Ich wollte Namen vermeiden; doch ist das Verdienst genannter Firma in dieser Hinsicht so dankenswert, daß ich mir die Erwähnung nicht versagen konnte. Bei dem bedeutenden Werk, betitelt »Handbuch der Therapie innerer Krankheiten», herausgegeben von Penzoldt und Stintzing», war der Partiebezug sogar auf 7/6 Exemplare ermäßigt und der Rabatt auf 30^ erhöht. Ebenso ist die Firma Friedrich Vieweg L Sohn in Braunschweig zu nennen, die in sehr vielen Fällen den kulanten Bezug von 7/6 Exemplaren gestattet. Ich bin überhaupt der Ansicht, daß bei vielen wissenschaft lichen Werken die Partiegewährung 13/12 Exemplare nur in ganz seltenen Fällen selbst einem Spezialsortiment zugute kommt und nur die Barsortimenter diese Vergünstigung ausnützen können. Es sollte gerade der Partiegewährung von seilen des Verlegers größere Beachtung geschenkt werden, da sich dadurch meines Dafür haltens auch die Arbeit vereinfachen ließe, indem das Sortiment viel eher auf den Absatz einer Partie hinarbeiten würde und da durch Remittenden erspart blieben. Bei kleinerem Partieansatz übernimmt der Sortimenter viel eher ein Risiko. Ebenso sollten die Zeitschriften als Entschädigung für den dicken Jnseratenanhang mit Freiexemplaren geliefert werden; die Freiexemplare würden dem Verleger sicher wieder insofern zugute kommen, als das Sortiment dann eher das Bestreben hat, Partien zu erreichen und dadurch auch eher wieder Interesse für den Zeitschriftenvertrieb gewinnt. Voraussetzung ist aber ein nicht zu hoher Partieansatz. Es ist dem Sortiment an dieser Stelle vorgeworfen worden, daß viele seiner Besitzer nicht rechneten. Es ist diese Tatsache be dauerlich, trifft aber doch wohl nur vereinzelt zu. Bei einem tüchtigen Sortimenter, der von früh bis abends auf dem Posten ist, wird tüchtig kalkuliert, auf welchem billigsten Wege zu be stellen und zu expedieren ist. Aber auch dem Verlag kann dieser gleiche Vorwurf nicht erspart werden; nur liegt der Unterschied darin, daß in vielen Fällen auch da das Sortiment für den Schaden aufkommcn muß. Ich will nur ein Beispiel erwähnen. Nach einer Anzeige im Börsenblatt bestelle ich eine Anzahl Exemplare eines neu erscheinenden Werkes. Da Angaben über den Umfang meistens fehlen, kann nur der Preis ein ungefährer Anhaltspunkt für die Stärke des Buchs und demgemäß für die Schwere der Sendung sein. Meiner Bestellung schreibe ich als Be förderungsart »direkt per Eilgut» vor, in der Annahme, daß es sich um ein starkes, schweres Buch handelt, das in der Anzahl der bestellten Exemplare einen Cilballen von etwa 20 Kilo oder auch mehr füllt. Der Ballen kommt und enthält 11 Kilo. Drei Postpakete oder zwei und ein Exemplar durch Kommissionär wären etwa um 1^ bis 1 ^ 50 H billiger gewesen. Schaden macht klug! Jetzt bestelle ich »auf billigstem direkten oder schnellstem und billigstem direkten Wege». Reklamationen in oben erwähntem Falle sind zwecklos, da der vorgeschriebene Weg ja eingehalten wurde. Überhaupt könnten durch eine berechnendere Expedition von seiten der Expedienten des Verlags dem Sortiment wesentliche Kosten erspart bleiben. Wissenschaftliche Zeitschriften erscheinen oft in sehr verschieden starken Heften, so daß einmal der Bezug über Leipzig eine Ersparung bedeutet, das andre Mal die direkte Expedition. Da es sich hier nur um größere Kontinuationen handeln kann, so wäre die Mehrbelastung für den Verleger, die ihm durch die Überlegung und eventuelle direkte Expedition zugemutet wird, äußerst gering, ja sie würde meistens wohl auch durch die eigene Ersparnis an Fracht wieder eingebracht. Freudig ist der entgegenkommende und mit reicher Verwen dung zu lohnende Entschluß des Herrn Kollegen SUsserott zu be grüßen; möchte er recht viele und bedeutende Firmen zu Nach ahmern haben! Trotz günstigerer Bedingungen wird auch dann noch mancher Verleger enttäuscht werden durch das Sortiment; das läßt sich leider bei der heutigen Überproduktion nicht ganz vermeiden; denn schon auf einem Spezialgebiet wie dem, dem ich meine Aufmerksamkeit und Arbeit widme, ist ein Verwenden für alle Erscheinungen in gleichem Maße schlechterdings schon nicht mehr möglich. Am guten Willen fehlt es gewiß nicht. Eine Aufforderung, ebenso dankenswert wie sein Entgegen kommen, hat Herr Süsserott außerdem noch dem Sortiment gegeben, das ist die des Zusammenschlusses: nicht zur feindlichen Stellung nahme gegen den Verlag, sondern zur Erreichung erträg licherer und erträgnisreicherer Bedingungen für das Sortiment. Verehrte Kollegen vom Sortiment, die Sie meinen Ausführungen bisher gefolgt sind, werden Sie mir nicht unfreund lich gesinnt, wenn ich Sie zum Schluß zum Beitritt in den Deutschen Sortimenterverein, dessen Existenz nur zu gern mit Still schweigen übergangen wird, auffordere. Wenn ich mich auch nicht mit allen Ausführungen des bisherigen Vorstandes einverstanden erkläre, so sind die Herren in Danzig doch mit aufopferndem Sinn, warmem Herzen und mit Verständnis für einen bessern Lohn für die arbeitsreiche Tätigkeit des Sortimenters eingetreten. Frankfurt a/Main. Friedrich Alt.
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