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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.12.1903
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 03.12.1903
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- Deutsch
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280, 3. Dezember 1903. Nichtamtlicher Teil. 10031 Meine Tätigkeit bestand unter anderm in einer plan mäßigen Gründung von Lesezirkeln, in der Förderung von Jugend- und Volksbibliotheken und in besondrer Pflege der Literaturgattungen, die für solche Absatzgebiete in Frage kommen: Theologie, Pädagogik, Technologie aller Richtungen, Haus-, Forst- und Landwirtschaft, Naturwissenschaft, Gesetzes kunde, Jugendschristen, Spiel-, Sport- und Unterhaltungs literatur und Musikalien. Im letzten Dezennium traten die Lehrmittel hinzu. Bereits im Jahre 1874 brachte ich einen Katalog, der ein streng gesichtetes Material darbot, das sich für Einrichtung und Ausbau von Jugend- und Volksbiblio theken eignete und der damals ohne Vorbild war. Zugleich erschienen meine »Nachrichten über Buchhandel und Bücher bezug«, die sich besonders zur Aufgabe stellten, die damals auf ziemlich tiefer Stufe stehende Kolportageliteratur zu be kämpfen. Für die Kolportageliteratur bestimmter Richtung trete ich auch heute noch nicht ein. Mehrfachen Wünschen nachkommend, gab ich vor zwanzig Jahren, zu einer Zeit, wo sich die Spezialkataloge der Bar sortimente noch nicht dieser Materie bemächtigt hatten, einen Katalog pädagogischer Literatur heraus, der nur die Laden preise enthielt und sich als ein sehr wirksames Mittel zur Förderung des Absatzes in Lehrerkreisen erwies. Ich gebe diese kurze Skizze, die im übrigen nichts Neues enthält, nur, um eine bessere Definition der angeführten und von mir vertretenen Konkurrenz zu bieten. Daß die Mit- und Nachläufer meiner Richtung anscheinend von andern Gesichts punkten ausgingen und ausgehen und anders geartete Resultate herbeiführten, ist richtig. Ich schreibe aber hier nur pro äomo. In gewissen Zeitabschnitten findet meine Richtung An feindungen. Ich bin solchen in der Regel entgegengetreten und hatte auch bis in die neueste Zeit die Genugtuung, feststellen zu können, daß der Verlagsbuchhandel mir seine Freundschaft nicht entzog. Diejenigen Firmen, die auf Grund der erzielten bessern Resultate eine höhere Qualifikation für den Buchhandel erkennen ließen, traten allmählich in das Adreßbuch über. Eine nicht geringe Anzahl solcher, die sich meiner Schule entwachsen fühlte und noch günstigere Be dingungen anstrebte, ging zu andern Kommissionären, so daß diese »Parasiten, nicht ausschließlich bei den Firmen zu suchen sind, die man dafür gewöhnlich anruft. Die Klagen über die »Parasiten« verstummten zu der Zeit ganz, wo die Versuche zur Beschränkung und Auf hebung des Kundenrabatts die Gemüter bewegten. Damals war die Lösung der Rabattfrage das A und das O der Gesundung des Sortiments. Seit der Zeit hat die »ins Ungemessene gehende Konkurrenz der Sortimentsgeschäste unter sich« vielleicht einige Schritte vorwärts getan, aber doch nicht so viele, daß man zu der Ansicht gelangen müßte, nur wenn der Verlag sich dieser Wahrheit, nämlich der Beseitigung der »Parasiten«, nicht verschlösse, und wenn er vor den energischsten Maßnahmen nicht zurückschrecke, das Sortiment zu retten sei, das sonst »unvermeidlich langsam dahinsiechend zugrunde gehen würde«. Nun sagt Z 4 der Gewerbeordnung: Den Zünften und kaufmännischen Korporationen steht ein Recht, Andere vom Betriebe eines Gewerbes auszu schließen. nicht zu. Während der Fundamentalsatz der Gewerbeordnung bekannt lich lautet: Der Betrieb eines Gewerbes ist jedermann gestattet, soweit nicht durch dieses Gesetz Ausnahmen oder Be schränkungen vorgeschrieben sind. Eine Radikalkur, die zugleich eine wirkliche Gesundung im Sinne des Herrn Heinze herbeiführen würde, könnte aber freilich immer nur in Anlehnung an die Gewerbe ordnung vorgenommen werden, die in absehbarer Zeit wohl kaum zugunsten der wirklichen oder vermeintlichen Notstände des Buchhandels abgeändert werden wird. Nicht aus Interessengemeinschaft mit Herrn Heinze habe ich schon, bevor dieser »den Finger in die Wunde legte«, Vorschläge an maßgebender Stelle eingereicht, die unter Be rücksichtigung der Grundsätze der Gewerbefreiheit bestimmten Wünschen Rechnung tragen sollen! Ich verhehle mir freilich nicht, daß auch die Zufrieden heit nicht Platz greifen und die Einsicht der Begehrlichkeit Halt gebieten würde, wenn die Wünsche des Herrn Heinze und seiner Gefolgschaft bis in die letzte Konsequenz Durch führung finden. Denn er könnte sonst als nahezu be deutungslos nicht das hinstellen, was noch vor Jahr und Tag als das Produkt mühevoller Arbeit und als voller Er folg erklärt wurde. Die Warenhäuser, die noch vor einigen Jahren den Ruin des soliden Sortiments herbeiführten sollten, hält Herr Heinze heute für eine ganz gefahrlose Erscheinung. Aller dings hat man pro und oontrs, kapituliert. Das Licht der hellsten Sterne dieser Berufsklasse wurde etwas zu dämpfen versucht. Aber davon habe ich nichts gehört, daß einer der Inhaber, bevor oder nachdem ihm der Titel des Buch händlers zugestanden worden, Nachhilfestunden bei Herrn Heinze oder bei einem andern tüchtigen Sortimenter ge nommen hätte, um wenigstens einigermaßen dem Schein gerecht zu werden. Der Auch- und Nichtbuchhändler dieser Spezies tritt dafür freilich auch mit Barbestellungen hervor, die selbst in den schönsten Träumen des Berufssortimenters nicht Vorkommen. Die »Gefahren« der Warenhäuser haben sich um nichts verändert und sind besonders in den kleinen Plätzen eine unveränderte Beengung des seßhaften Handels. Die Konkurrenz der sonstigen »Parasiten« erscheint dem gegenüber kaum nennenswert. Die eigenartige Organisation des Buchhandels hat es dahin gebracht, daß der Sortimenter mehr oder minder zur Unselbständigkeit erzogen wird. Trotzdem er neuerdings mehrfach Kaufmann genannt worden ist, besitzt er doch keinerlei Eigenschaften desselben. Die Art seiner Ware und deren Vertrieb verhindern ihn durchaus, der wechselnden Konjunktur zu folgen. Das spekulative Moment scheidet aus, und er befindet sich in den unklarsten Vorstellungen über das wirtschaftlich Zulässige und über das wirtschaftlich Erreichbare und Unerreichbare. Das kaufmännische Element des Buchhandels vertritt in der Hauptsache der Verlagsbuchhandel. Ihm sind mehr oder weniger die Mittel geläufig, die das Charakteristische des Kaufmanns bilden. Während unter Kaufleuten sich Produzenten und Konsumenten durchaus die Wagschale halten, kann von einer Ebenbürtigkeit zwischen Verlag und Sortiment — die üblichen Ausnahmen immer in Betracht gezogen — nicht die Rede sein. Der Verleger geht eigne Wege, der Sortimenter die ihm vorgezeichneten; der Verleger wagt und der Sortimenter beteiligt sich allenfalls am Ge winn. Das Individuelle befremdet im Buchhandel, und die sonst so hübsche Devise: »Einer für alle und alle für einen!« droht zur Verkümmerung (Zertrümmerung) alles Charakte ristischen zu führen. Herr Heinze steuert mit vollen Segeln in den Hafen beschaulichen Tuns und Denkens. Seine Ideale sind die Stammrolle und die Bedürfnisfrage, die bekannten Aus stallungsstücke gemütlichen gewerblichen Daseins. Das »volle Dutzend« neuer Firmen, das den ältern Firmen Dresdens die »schwerste Konkurrenz« macht, ist hoffentlich nicht dem Boden der Buchbindergewerkschast entsprossen. Ist das nicht der Fall, dann gehören sie auch zu denen, die durch »energischste Maßnahmen« zu beseitigen sind, 1328*
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