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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.11.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 25.11.1907
- Sprache
- Deutsch
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274, 25. November 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dt,ihn. Buchhandel. 12699 Nichtamtlicher Teil. Münchener Buchhändler-Verein Eingetragener Verein. In der am 2. November d. I. stattgefundenen Jahres versammlung wurden in den Vorstand gewählt: 1. Vorsitzender: M. Kellerer, 2. Vorsitzender: C. Schöpping, 1. Schriftführer: G. Nusser, 2. Schriftführer: A. Sellier, Schatzmeister: E. Stahl. München, 22. November 1907. Der Vorstand -es Münchener Luchhändler-Vereins. G. Nusser, Schriftführer. Aus dem Deutschen Buchgewerbehaus. Die Buchbindekunst der alten Meister. I. Die unteren Räume des Deutschen Buchgewerbehauses in Leipzig bergen gegenwärtig eine hochinteressante Ausstellung von Einbänden und Buntpapieren, in der die Erzeugnisse alter Buchausstattung besonders reich vertreten sind. Die schöne Sammlung des Herrn Stadtrats vr. meä. Becher in Karlsbad bildet den Hauptbestandteil der Einband-Abteilung, in der u. a. mit wertvollen Stücken noch vertreten sind: die Königliche Bibliothek in Berlin, die Großherzogliche Bibliothek in Darmstadt, die Königliche Öffentliche Bibliothek in Dresden, die Herzogliche Bibliothek in Gotha, die Landesbibliothek in Cassel, die Königliche Universitätsbibliothek in Leipzig, die Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler in Leipzig und die Königliche Universitätsbibliothek in Marburg. »Was das Deutsche Buchgewerbemuseum aus Eignem zu der Ausstellung beigetragen hat, ist« — wie Herr Direktor vr. Willrich sich im Vorwort zum Führer der Ausstellung äußert — »ver schwindend wenig und legt den Wunsch und die Pflicht nahe, das Gebiet, das jetzt in einer größern, aber vorübergehenden Ausstellung gezeigt wird, in einer ständigen, wenn auch kleineren Vorführung weiter zu pflegen«. Diesen Wunsch wird jeder Einsichtige, der den Wert und die Wichtigkeit des Deutschen Buchgewerbemuseums zu schätzen weiß, als gerechtfertigt anerkennen, und es ist zu hoffen, daß die Samm lung des Museums bald die zweckentsprechende Ergänzung erfahren wird. Die Reihe der alten Bucheinbände wird eröffnet durch ein handschriftliches gottesdienstliches Buch, das noch die Pult kette trägt, ein diesem verwandtes Werk, das aus Nürnberg vom Jahre 1453 stammt und von den Dominikanern Konrad Förster und Johann Wirsing verfaßt ist, sowie einer Anzahl kleiner Handbände, wie sie Aldus Manutius nach 1500 herausgab. Die beiden Haudschriftenwerke sind dem Buch gewerbemuseum entnommen, während die kleinen ge druckten Bücher der Sammlung Becher angehören. Ihre Decken werden durch mit Leder überzogene Bretter ge bildet. Diese Schweins- oder Kalblederüberzüge zeigen Hellen, bräunlichen oder schwarzen Ton; sie sind mit Blind- oder Goldpressungen verziert, zu denen sich bei einzelnen Stücken noch Schließen oder Eckbeschläge als schmückendes Beiwerk gesellen. Die für diese Buchkunsttechnik erforderlichen Streicheisen, Haudstempel und dergleichen sind ebenfalls aus gestellt. Auch einige charakteristische Exemplare aus der Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler seien hier hervorgehoben. Die vorstehend erwähnten Einbände sind teils italienische beziehungsweise venetianische, deutsche und französische Arbeiten. In der Weiterentwicklung der Buchausstattung tritt nun durch die zunehmende Bücherverbreitung insofern eine Änderung ein, als an Stelle des Streicheisens und der kleinen Handstempel der größere Plattenstempel Verwendung findet, durch den nun die Prägung der Verzierungen mit Hilfe der Presse vorgenommen wird. Auch die Metallrolle, auf deren Oberfläche die Ornamente eiugraviert sind, was die Prägung eines fortlaufenden Musters zuläßt, findet Aufnahme. Dem Anschein nach ist diese neue Ausübung der Buchdeckentechnik zuerst in Köln, dem Hauptsitz der neuen Kunst, in den Niederlanden und Frankreich vorge nommen worden. Deutschland, dem ja Gutenbergs großes Werk der Buch druckerkunst entsprang, hatte dementsprechend auch in der Ausschmückung die Führung übernommen. So war es nur natürlich, daß die gotischen Schmuckformen, die in der Archi tektur eine so bedeutsame Rolle spielten, auch im Gebiet der Buchkunst vorwiegend in Erscheinung traten. Im sechzehnten Jahrhundert nimmt dann Italien die Anregungen des Orients auf und führt dem Abendlande durch die phan tastische orientalisch-sarazenische Kunst neue Motive zu, wobei neben der Form nun auch die Farbe zu ihrem Recht kommt. Hielt sich der bisherige Charakter der Buchdeckenausschmückung in der Form der Raudverzierung, so hob der Buchbinder bei der orientalischen Art zu ver zieren nun mehr die Ecken und die Mitte besonders stark hervor. Reiche Goldmuster, farbige Bandmotive, die sich phantastisch verschlingen, geben dem Einband ein farben freudiges Gepräge. War Ziegenleder schon früher für Bucheinbände verwendet worden, so fand es bei der neueren Ausstattung noch weitere Verbreitung und ge langte in seinen verschiedenen Zubereitungsarten als Korduan, Maroquin und Chagrinleder zu vielfältiger Aufnahme. Ebenso trat in der Buchbindetechnik insofern eine Wandlung ein, als statt der schweren Holzbretter leichtere Pappen als Deckenunterlage verarbeitet wurden. Vier auserlesene Stücke, die die Herzogliche Bibliothek in Gotha ausgestellt hat und vermutlich durch Petrus Ugel- heimer aus Frankfurt im 15. Jahrhundert in die Bücher sammlung des venetianischen Druckers Jenson wanderten, bieten ausnehmend schöne und charakteristische Belege für die damalige neue Richtung des Buchschmucks. Ein prächtiges Exemplar dieser Gattung frühitalienischer Buchkunst bietet die Königliche Öffentliche Bibliothek in Dresden in einem seltenen Corvina-Band (so genannt nach dem Sammler Matthias Corvinus, König von Ungarn, dessen kostbare Bibliothek leider bei der Eroberung Ofens durch die Türken im Jahre 1526 vernichtet wurde). Die weiteste Verbreitung des neuen Buchschmuckstils rief der berühmte venetianische Verleger Aldus Manutius hervor. Ihm folgten dann im gleichen Bestreben die beiden nicht minder geschätzten Bibliophilen Jean Grolier und Tommaso Maioli, die die Buchbindekunst der Renaissance zur höchsten Blüte bringen sollten. Wir behalten uns vor, in einem demnächst folgenden Artikel weitere Beispiele der Einbaudkunst, sowie die herr lichen alten Puntpapiere und die Darbietungen zu besprechen, die aus der Königlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig hervorgegangen sind. Ernst Kiesling. 1652'
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