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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.10.1896
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- Erscheinungsdatum
- 15.10.1896
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- Deutsch
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241, 15 Oktober 1896. Nichtamtlicher Teil. 6565 des Leonardo da Vinci. Ueberall drängt sich dem Leser des Jubi- läumskataloges die Ueberzeugung auf, daß er nicht den Preis- kourant einer Bücherfabrik, sondern den Verlagskatalog eines Hauses vor sich hat, das sich von idealen Bestrebungen leiten läßt und, unbekümmert um den rein geschäftlichen Erfolg, jede ehrliche wissenschaftliche Arbeit thatkräftig unterstützt. Denn es läßt sich nicht leugnen, daß viele unter den 1600 Hoeplischen Verlags werken Spezialarbeiten für ganz kleine Interessentenkreise sind, von denen weder Autor noch Verleger einen Erfolg im landläufigen Sinne erwarten konnten. Aber gerade diese wahrhaft uneigen nützige Thätigkeit Hoeplis mutzte ihm die Sympathieen aller Ge bildeten, die Freundschaft seines Königs, die Dankbarkeit seiner Autoren und die Bewunderung seiner Kollegen in Italien und dem Auslande erwerben, von denen ihm an seinem Ehrentage so reichliche Beweise zugeflossen sind. Der zweite, 355 Seiten starke Teil des Kataloges umfaht ein alphabetisch geordnetes Verzeichnis des gesamten Hoeplischen Ver lages. Außer genauen bibliographischen Titelangaben enthält dieses fast überall kurze Referate aus der kritischen Presse Italiens und des Auslandes, die den Katalog ungemein beleben und den Leser über Inhalt und Bedeutung der Bücher unterrichten. Der dritte Teil ordnet die Titel nach Materien und zerfällt in 98 Ab schnitte, deren vergleichende Lektüre nicht nur die Hauptrichtungen von Hoeplis verlegerischer Thätigkeit klar erkennen lätzt, sondern auch ein interessantes Bild der geistigen Bestrebungen des jungen Italiens bietet. Allein die Danteforschung ist mit 22 Publikationen, darunter gewichtigen Werken allerersten Ranges vertreten. Ein nach Schlagworten alphabetisch geordnetes Titelverzeichnis be schlieht den Katalog, dem als Anhang noch eine Liste der von der Firma U. Hoepli für Italien debitierten ausländischen Publi kationen beigefügt ist. Alles in allem betrachtet, bietet der Katalog ein Zeugnis buchhändlerischen Fleihes, wie es nur wenige andere Verlagshäuser nach 25jähriger Thätigkeit aufweisen dürften. Für das erfreuliche Zusammenwirken aller Kräfte im Hause Hoepli liefert das dem Kataloge vorausgeschickte autographierte Vorwort des Jubilars einen schönen Beweis: mit der Bescheidenheit, die ein Kennzeichen wahrer Größe ist, dankt der Chef seinen -treuen Kameraden im Kampfe der tagtäglichen Arbeit- und glaubt dieser Dankbarkeit keinen deutlicheren Ausdruck geben zu können, als dadurch, daß er den Katalog mit den Bildnissen seiner Mitarbeiter schmückte. So sehen wir denn, um Hoeplis schöne Bronzebüste — ihr Geschenk zum Ehrentage des Jubilars — gruppiert, die sieben Getreuen, gleich einem Stabe von Offizieren, die um ihren General ver sammelt sind. Möge er sie noch lange weiter führen im ehren vollen Kampfe der Arbeit, im rühmlichen Streite um das Gute, Edle und Schöne! Lsmprs avanti Olrieo Hoepli! Julius R. Haarhaus. Der vorstehenden Besprechung lassen wir hiermit die Ansprache Ulrich Hoeplis im Eingänge seines Katalogs und die Vorrede Gaetano Negris im übersetzten Wortlaut folgen: Mein Jubiläumskatalog hätte auch ohne ein Vorwort von mir dem Publikum übergeben werden können. Er ist, dank der sorg fältigen Durchsicht des Bibliographen Fumagalli und der Sorge meiner treuen Mitarbeiter ein wirkliches bibliographisches Werk geworden. Zudem ist er mit der ehrenvollen Einführung eines Gaetano Negri versehen und bedurfte somit keiner weiteren Empfehlung. Aber die Dankbarkeit für so viele schmeichelhafte Beweise der Achtung und Zuneigung, die ich anläßlich dieses Jubiläums em pfing, verbietet mir, zu schweigen. Ich möchte nur an die künst lerisch ausgeführte Bronzebüste erinnern, die mir freundlicherweise von meinen Mitarbeitern verehrt wurde; ferner an die drei präch tigen Albums, die ich von den Autoren, den Freunden und den Kol legen im Buchhandel erhielt. — Den elfteren, den treuen Gefährten der Arbeit und der täglichen Mühen glaube ich meine Dankbarkeit nicht besser ausdrücken zu können, als indem ich ihre Bildnisse, um die mir geschenkte Büste gruppiert, diesem Bande voransetze. Ich danke von ganzem Herzen den mehr als 700 Schriftstellern, die ihre Geisteskinder meinem Verlage anvertrauten, und denen ich das, was ich vollbrachte, zum großen Teil verdanke. Auch meinen Kollegen herzlichen Dank, die durch Bekanntmachung meiner Bücher deren Verbreitung in wirksamer Weise förderten. Gewiß sind nicht alle von mir herausgegebenen Bände, deren Zahl sich auf über 1600 beläuft, von gleichem Werte, und in der Wahl einiger mag ich weniger glücklich gewesen sein. Aber das darf ich behaupten, daß ich während meiner ganzen Verleger laufbahn einzig von der Liebe zu meinem Beruf und zu den Wissenschaften und vor allem von meiner enthusiastischen Liebe zu diesem gesegneten Lande Italien, meinem Adoptivvaterlande, be wegt worden bin, und daß ich kein anderes Ziel im Auge hatte, als die italienische Bildung, so viel es in meiner Macht stand, zu fördern und den Jünglingen und hervorragenden Geistern Italiens den Weg Mbahnen, um sich und dem Lande nützlich zu werden. Dreiundsechztgster Jahrzauz. Und nun könnte ich mich meines Jubiläums von ganzem Herzen freuen, wenn nicht ein tiefer Schmerz mich niederbeugte. Die teure Frau, die 24 Jahre lang liebevoll Sorgen und Hoffnungen mit mir geteilt, mich mit ihrem Rate unterstützt hat, durch die so viele kund manche, ohne es zu wissen) mit Wohlthaten bedacht worden sind, liegt an einem schweren Leiden darnieder und kann an diesem Feste, das auch das ihrige sein sollte, nicht teilnehmen. Aber an diesem für mich so denkwürdigen Tage werde ich von dem Segen einer neunzigjährigen Mutter, von dem Wohl wollen der Studierenden getragen und von jenem hohen Ideal, an dem ich mich stets begeisterte und das mich antreibt, zu beharren in der schönen, aber mühevollen Arbeit. 4. Juli 1896. Ulrich Hoepli. Die Offenbarungen eines Katalogs. Es hat jemand behauptet, das interessanteste aller Bücher sei das Wörterbuch. Diese Behauptung erscheint paradox, ist aber nicht ohne eine gewisse Wahrheit. Sehen wir in einem Bande alle Wörter, deren die menschliche Sprache sich bedient, vereinigt, so haben wir den unmittelbaren Eindruck von der ungeheuren Arbeit, womit die Vernunft die Welt der Gedanken geschaffen hat. Jede Wort-Kategorie, ja jedes Wort eröffnet uns einen Einblick in die Organisation und die Bewegung der logischen Werkstatt, wo die Sprache gebildet wird, aus der es heroorgeht. Eine gleiche Betrachtung können wir anstellen, wenn wir vom Kataloge im allgemeinen und von dem in diesem Bande enthal tenen Kataloge im besonderen sprechen. Oberflächlich betrachtet, ist ein Bücherkatalog etwas Totes, ein Verzeichnis von Wörtern, das für denjenigen, der sich nicht speziell mit dem Buchhandel befaßt, ebensowenig interessant ist, wie das Verzeichnis von den in einem Schranke befindlichen Gegenständen für den, der nicht Eigentümer dieses Schrankes ist. Aber wenn wir an die Arbeit denken, deren letzter Ausdruck ein Buchhändler-Katalog ist, da ver ändert sich alles. Jedes darin verzeichnete Buch gewinnt Leben und Bedeutung durch den Gedanken an die Studien, die es er forderte, an die Absichten, die zur Veröffentlichung veranlaßten, und allmählich giebt der Gegenstand, der vorher tot schien, die Vorstellung eines Bruchstückes menschlicherThätigkeit,wird interessant, weil er uns die Bewegung der geheimen Säfte enthüllt, aus denen Blumen und Früchte entsprießen, die wir mit unaufmerksamer Hand sammeln. Aber es würde schwer sein, unter allen vorhandenen Katalogen einen zu finden, der mit solcher Kraft und Deutlichkeit spricht, wie der Katalog, den Ulrich Hoepli anläßlich des fünsundzwanzigsten Jahrestages der Gründung seines Verlagshauses herausgiebt. Wir erblicken darin kostbare Zeugnisse von dem Wert einer auf ein be stimmtes Ziel gerichteten, von sicherem Urteil gelenkten Thätigkeit, und wir sehen, wie in einem Rahmen, so daß wir es mit einem Blicke umfassen können, das Bild von dem wissenschaftlichen Leben des neuen Italiens in einigen seiner bedeutendsten und interessan testen Züge. Ulrich Hoepli ist sehr jung, kurz nach 1870, nach Mai land gekommen. Er nahm sich vor, in Italien ein Verlags haus streng wissenschaftlichen Charakters zu gründen. Die Unter- haltungslitteratur hatte andere Stützen und Verbreiter, und die Produktion auf diesem Gebiete war schon damals ziemlich bedeu tend. Aber mit der wissenschaftlichen Litteratur lag es im argen; sie hatte keinen bestimmten, ihr allein reservierten Hafen. Diesen Hafen zu eröffnen, war das Ziel Hoeplis gleich nach seiner Ankunft in Italien. Mancher hätte wahrscheinlich gefürchtet, der Hafen würde leer bleiben, ohne von Schiffen und Waren belebt zu werden. Hoepli fürchtete das nicht. Er fühlte, daß Italien, die eben, erst neu erstandene Nation, mit einem verborgenen Leben begabt war, das sich zu bethätigen strebte, daß es sich gern eine Industrie schaffen würde. Die Industrie aber verlangte eine wissenschaftliche Vorbereitung und die Ausrüstung mit speziellen Gedanken und Kulturinstrumenten. Aus dieser Ueberzeugung entstand der thäiige Verleger. Er wollte zunächst eine technisch-juristische Bibliothek schaffen, die als unentbehrliches Hilfsmittel in die fortschreitende industrielle Bewegung eintreten sollte. Allmählich erweiterte sich das Gebiet seiner Thätigkeit als Verleger, und den Werken der angewandten gesellten sich die der reinen Wissenschaft in ihren ver schiedenartigsten, reichsten Erscheinungen. Aber als Hauptverdienst des Verlegers und als Ursache des glücklichen Erfolgs seines Unternehmens muß erwähnt werden, daß er inmitten der wachsenden Arbeit sich niemals verleiten ließ, den Weg zu verlassen, auf den er zuerst den Fuß gesetzt. Er hat es verstanden, seinem Verlage, der nach 25 Jahren über 1600 Bände zählt, den rein wissenschaftlichen Charakter zu bewahren. Inzwischen wurde die von Hoepli ins Leben gerufene technisch-juristische Biblio thek binnen kurzem eine Bibliothek höherer Stuöien im Dienste der Physik, Chemie und Mechanik, vom rein theoretischen Standpunkte betrachtet. Darauf fanden Zugang die philologischen Wissenschaften, 887
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