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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-11-21
- Erscheinungsdatum
- 21.11.1907
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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- 2502 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 271, 21. November 1»07 noch das Schaufenster; aber wie mancher, der davor steht und sich das eine oder andre Buch vorläufig nur gern an- sehen möchte, geht nicht in den Laden, weil er eine Art von Kaufzwang fürchtet oder im Fall des Nichtkaufens sich geniert, unverrichteter Sache das Geschäft wieder zu verlassen, oder er verschiebt den Kauf auf eine spätere Gelegenheit und kauft das betreffende Buch nie. Für dies alles ist nun das Ausstellen der Neuigkeiten auf offener Straße ein vorzüglicher Ersatz; viele von den Passanten bleiben stehen, blättern in einem Buche und nehmen es schließlich mit, oder wenn sie es auch nicht kaufen, so können sie sich doch ruhiq wieder entfernen, ohne daß irgend jemand sie nach ihrem Begehr fragt und ohne daß der geringste Kaufzwang vorliegt; und immerhin reizt dieses offene Auslegen die Kauflust in hohem Maße. Dabei wickeln sich alle diese Verkäufe gegen bar ab, ausgeschrieben wird fast nichts, so daß ein langer Kredit — dieses Grundübel im Sortiment — garnicht vorkommt, und infolgedessen auch keine Verluste. Wenn ein neuer Roman eines be kannten und beliebten Autors, »von dem man spricht«, erscheint, so geschieht es in großen Sortimentsgeschäften häufig, daß am Morgen ein Stoß von vielleicht 50 und sogar bis zu 100 Exemplaren auf den Tisch vor die Ladentür gestellt wird, und oft ist noch am gleichen Abend alles verkauft. Das ist nun die Ansichtsversendung der Franzosen, und gleichzeitig ist dieses System auch ein Schlüssel zu dem Geheimnis der großen Auflagen bei fran zösischen Romanen. Von einem neuen Roman eines erst klassigen Autors wie Paul Bourget, Marcel Prevost, Rens Bazin u. a. kann der französische Verleger, selbst wenn das Werk vorher in einer Zeitschrift erschienen war, was meistens geschieht, ruhig eine Auflage von 30 000 und sogar mehr Exemplaren drucken. Das würde ein deutscher Verleger kaum wagen; denn wenn auch ein Werk eines Autors in Deutschland noch so stark gegangen ist, so ist damit nicht gesagt, daß auch ein weiteres Werk desselben Autors ebenso gut gehen muß. In Frankreich ist das, mit verschwindend kleinen Ausnahmen, allerdings der Fall, selbstverständlich aber nur bei guten, sehr bekannten Autoren mit gefestigtem Ruf, nicht bei Anfängern. — Außerdem kann der französische Verleger den Sortimenter nicht in dem Maße mit Reklame unterstützen und auch sonst viel weniger für seine Werke tun als der deutsche; Plakate drucken und sie öffentlich anschlagen lassen kann er wohl kaum; sie würden unter der Menge der übrigen verschwinden, und unter Tausenden von Büchern könnte kaum eins eine solche Spesenlast tragen. Es ist auch schon viel darüber geklagt worden, daß die großen Tagesblätter nur noch ver schwindend wenig Bücher - Rezensionen bringen; so ziemlich die einzigen Pariser Zeitungen, die heute noch eine ständige Bücher-Rubrik führen, sind Us Deivps, Uo b'igsro und das in letzter Zeit leider stark zurückgegangene, wenn auch vorzüglich redigierte lloru-vsl äss Höbst». Mit einer bezahlten Zeitungsreklame ist in Frankreich auch nicht viel zu machen, vor allem weil sie viel zu teuer ist. Anzeigen im Inseratenteil einer Zeitung werden zu wenig beachtet; es bliebe also nur noch eine kurze un auffällige Erwähnung im redaktionellen Teil, möglichst auf der ersten Seite; aber bei den meisten Tagesblättern mit hoher Auflage kostet eine kleine sechsspaltige Zeile von ca. 36 Buchstaben oder Zeichen bis zu 30 Frcs.; das macht bei einer kurzen Erwähnung von nur 8 Zeilen in einer einzigen Zeitung 240 Frcs., — welches Buch kann das tragen? Auch eine direkte Versendung von Prospekten ans Publikum, die der französische Verleger meist nur bei sehr teuren, in einer numerierten Auflage hergestellten Werken vornimmt, erweist sich beim Mangel an geeigneten Adressen und bei den hohen Portospesen nicht immer als nutzbringend. Wieviel mag nun ein französisches oder, um richtiger zu sagen, ein Pariser Sortiment umsetzen — denn von Provinz geschäften soll hier vorläufig nicht die Rede sein —? Das ist je nach Umfang und vor allem je nach der Lage der be treffenden Geschäfte sehr verschieden. Kleinere Firmen be treiben den Buchhandel häufig nur als Nebengeschäft und halten sich an den höher rabattierten Artikeln der Papeterie branche oder durch den Betrieb einer kleinen Leihbibliothek schadlos; es ist dieselbe Erscheinung, wie wir sie auch im deutschen Buchhandel so häufig finden, die »Auchbuchhändler«. Am schwersten haben es die mittelgroßen Sortimente, deren Geschäft in einer nicht gerade verkehrsreichen Stadtgegend liegt. Die Bezüge, die dieser mittlere Sortimenter machen kann, sind zu gering, um einen hohen Rabatt beanspruchen zu können; so muß er sich ziemlich kümmerlich durchschlagen, und sein Umsatz dürfte den eines mittleren deutschen Sortiments kaum übersteigen. Der einzige Vorteil, den der französische Sortimenter vor seinem deutschen Kollegen hat, ist der, daß er mit geringeren Spesen arbeitet als dieser. Dafür hat er aber auch verschiedene Nachteile; so z. B. steht kein Börsenverein, keine buchhändlerische Verkehrs ordnung hinter ihm, die ihm im Notfälle zu seinem Recht verhelfen würden. — Bei den großen Pariser Sortiments geschäften an verkehrsreichen Straßen und in vornehmen Stadtvierteln liegt der Fall nun wesentlich anders. Dort finden wir Umsätze, wie sie selbst in großen deutschen Ge schäften selten, fast nie erreicht werden. So hat z. B. ein großes Sortiment in einer der feinsten Geschäftsstraßen von Paris während eines ganzen Monats einen Tages-Barver- kauf von durchschnittlich 4000 Frcs. gehabt, selten unter diesem Betrag, häufig aber darüber, und in diesem Posten ist alles, was an Kunden, die offene Rechnung haben, und alles, was auf Bestellung geliefert wurde, nicht mit inbegriffen. Allerdings handelt es sich hier um den Monat Dezember; aber ander seits hat das buchhändlerische Weihnachtsgeschäft in Frankreich bei weitem nicht die Bedeutung wie in Deutsch land. Rechnen wir nun den Monat zu 26 Wochentagen — der zweite Weihnachtstag wird in Paris nicht gefe>ert —, von denen jeder einen Bar-Umsatz von rund 4000 Frcs. bringt, und für alles was ausgeschrieben oder auf Bestellung geliefert wird, garnichts, so ergibt das einen Barverkauf von 104 000 Frcs. in einem einzigen Monat;—deutsche Firmen, die diesen Jahresumsatz erreichen, dürfen Anspruch darauf machen, zu den großen Sortimentsgeschäften gerechnet zu werden. — Dazu kommt noch, daß Firmen mit einem so großen Um satz häufig in der Lage sind, den Rabatt, den sie zu erhalten wünschen, besonders kleineren Verlegern gegenüber geradezu oorzuschreiben; mit den großen einigt man sich meistens gütlich, aber meist auf für das Sortiment recht annehmbare Bedingungen. — Hier möchte ich einschalten, daß ein Staffel rabatt im französischen Buchhandel sehr beliebt ist. Häufig wird alles Verlangte nur mit 25°/g geliefert; später bei der Abrechnung werden je nach der Höhe des Absatzes 5, 8U oder gar 15"/o, in Summa also bis zu 40°/g nachträg lich gutgeschrieben. Dabei hat der Sortimenter den großen Vorteil, daß durch diese nachträgliche Gutschrift nicht nur das eine oder andre Werk berührt wird, sondern daß der höhere Rabatt sich auf den ganzen Umsatz bezieht, den er von dem betreffenden Verlage erreicht hat. Indessen kann man sich von dem wirklichen Nettoumsatz, resp. dem Reingewinn eines großen Pariser Sortiments nur dann ein rich tiges Bild machen, wenn man auch einen Blick auf das Spesenkonto wirft, und dahin gehört mit als größter Posten wohl die Miete. Die soeben erwähnte Firma zahlt für ihr recht geräumiges, allen
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