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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.11.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 16.11.1907
- Sprache
- Deutsch
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12282 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 268, 16. November 1907. Sortimentsgeschäfte, anderseits aber auch nicht um aus schließliche Anslieferungsstellen; diese Firmen sind meistens Zeitungsagenturen, die auch, vielleicht sogar die Mehrzahl ihrer Kontinuationen an Wiederverkäufer weiterliefern, aber einen guten Teil davon entschieden auch direkt ans Publi kum absetzen. In den genannten Städten Toulouse, Brüssel, Paris gibt es eine ganze Reihe von Firmen, die bei Lafitte offenes Konto haben und ihren Bedarf von ihm direkt be ziehen. Die weitaus größte Kontinuation hat die Firma Hachette L Cie., die für ihre vielen Bahnhofsbuchhandlungen, für kleinere Provinz-Sortimente, vielleicht auch für den Export ins Ausland starken Bedarf hat; in dem erwähnten Prospekt gibt sie ihre Gesamtbezüge der letzten sechs Nummern mit 332 491 Exemplaren an; das macht im Durchschnitt eine Kontinuation von 55 415 Exemplaren für jede Nummer aus. Schon die Bezüge dieser einen Firma würden genügen, um die Herausgabe der Zeitschrift nutz bringend zu gestalten, und selbst wenn wir den Bezug von Hachette L Cie. im Durchschnitt mit nur 50 000 Exemplaren annehmen würden, so gäbe das schon einen Bruttoumsatz von 600000 Francs im Jahre von einem einzigen Abnehmer für einen einzigen Verleger. Der riesige Umfang, den die junge Firma Pierre Lafitte L Cie. in den nur sieben Jahren ihres Bestehens angenommen hat, ist ein Beweis dafür, daß auch in unfern Tagen der Verlag von Zeit schriften ein ganz lukratives Geschäft werden kann. Gibt doch Herr Lafitte selbst in seinem letzten Jahresbericht an den Aufsichtsrat der Gesellschaft den Umsatz der Firma im Gründungsjahre 1900 auf 228 900 Frcs. und im Jahre 1905 auf 4 397 935 Frcs., also fast viereinhalb Millionen Francs, an. Der Umstand, daß der französische Verleger viel weniger in Kommission liefert als der deutsche, trägt auch mit dazu bei, daß das Ramschgeschäft hier in Frankreich bei weitem nicht den Umfang hat wie in Deutschland. Natürlich kann der französische Verleger den Erfolg eines Buchs ebensowenig voraussehen wie der deutsche; aber der Franzose ist — wenn es sich nicht um ganz erstklassige Autoren handelt — beim Druck der Auflage vorsichtiger; denn in seiner großen Mehr zahl setzt sich das Ramschgeschäft doch aus Remittenden- Exemplaren zusammen. Der Franzose zeigt seine Werke nur einmal und nur in der »LibliogrÄpüis äs 1a. Uranes« an, nie durch Zirkulare; auch Prospekte fürs Publikum findet man selten, meist nur von sehr teuren illustrierten Werken, die in einer numerierten Auflage hergcstellt werden. Wenn nun z. B. von einem deutschen Werk, das in einer Auflage von 2r00 Exemplaren erscheint, nach einer einmaligen An kündigung im Börsenblatt 500 Exemplare fest und 1500 in Kommission verlangt werden, so darf das im Durchschnitt doch als leidlich gutes Resultat bezeichnet werden. So etwas würde der französische Verleger nie tun; er würde bei 500 fest bestellten Exemplaren höchstens noch 500 weitere in Kommission liefern, auf keinen Fall aber mehr. So behält er die Hälfte der Auflage in der Hand und kann aus diesem Vorrat die eingehenden Nachbestellungen ausführen und solche, die infolge seiner Reklame, auf Zeitungs rezensionen und dergleichen hin eingehen. Bis diese lOoO Exemplare abgesetzt sind, sind die Remittenden von den 500 in Kommission gelieferten längst wieder eingetroffen, von denen im Laufe der Zeit auch noch ein Teil abgesetzt wird, und was dann noch übrig bleibt, ist nicht mehr viel und gehört ebeu mit zu den allgemeinen Unkosten des Verlags. Auf diese Weise bleibt für das Ramschgeschäft wenig mehr übrig. Man könnte einwenden, daß der Rabatt bei dem eben beschriebenen Klaffen-System zu hoch sei und daß dem Schleuderwesen damit Tür und Tor geöffnet werde; sonder barerweise kommt das weniger oft vor als man glauben sollte. Bis vor etwa zehn Jahren kostete ein 3 Frcs. 50 Cts.- Band in Paris durchweg 2 Frcs. 75 Cts., d. h. nur ein einziges aber sehr großes Sortiment, das mehrere Häuser in Paris hat und infolgedessen so große Bezüge machte, daß ihm selbst bei einem Ladenpreise von 2 Frcs. 75 Cts. noch ein Nutzen verblieb, verkaufte zu diesem Preise, und die übrigen Sortimente mußten der Konkurrenz halber folgen. Das war auf die Dauer ein unhaltbarer Zustand; viele Sortimentsgeschäfte gingen zugrunde, bis sich die Verlegerschaft ins Mittel legte und der Ladenpreis für einen Band von 3 Frcs. 50 Cts. in Paris einheitlich auf 3 Frcs. festgesetzt wurde. Seitdem hört man wenig mehr von Schleuderfällen: auch die großen Warenhäuser wie der Lon Narebs, der Iwrrvrs u. a., halten die Preise. Eine andre Frage ist die, ob von seiten der Verleger der bekannte französische Einheitspreis von 3 Frcs. 50 Cts. auch noch in Zukunft wird gehalten werden können. Herr Arthtzme Fayard, der Verleger der sehr beliebten »liloäsrn- Libliotbtzgns«, die monatlich je eins der besten Werke zeit genössischer Schriftsteller in einer illustrierten Ausgabe zum Preise von nur 95 Cts. bringen will, hat Nachahmer und sogar Unterbieter gefunden; denn in letzter Zeit haben sich mehrere der größten und angesehensten Pariser Verlags häuser ebenfalls zur Herausgabe einer Kollektion ihrer besten Werke in billigen Ausgaben entschlossen und sich damit auf einen Weg begeben, von dem man noch nicht recht weiß, wohin er führt. Diese Firmen mögen durch den Erfolg der Ausgabe von Fayard zu diesem Schritt bewogen worden sein; denn es wird erzählt, daß der Roman »Ornslls svigwsr von Paul Bourget, der in seiner Originalausgabe zum Preise von 3 Frcs. 50 Cts. die an und für sich ganz schöne Ge samtauflage von etwa 40 000 Exemplaren erreichte, in der »Noäern Libliotützgns« nochmals in rund 100 000 Exemplaren und in verhältnismäßig kurzer Zeit abgesetzt wurde. Das würde beweisen, daß ein guter Roman zum Preise von 3 Frcs. 50 Cts. mit 40 000 Exemplaren seine höchste Absatzziffer erreicht haben kann, in einer Ausgabe zu einem Franc oder, um ganz genau zu sein, zu 95 Cts. aber noch lange nicht. Es ist schade, daß von angesehenen Firmen in einer solchen Weise auf den Preis gedrückt wird, denn von einem Verdienst des Verlegers kann hier wohl nur bei sehr großen Auflagen die Rede sein, da alle in Frage kommenden Werke noch honorarpflichtig sind. Es wird denn auch namentlich an der Ausgabe von Fayard gespart, was irgend möglich ist: das unhandliche und unpraktische Format, 17x24 ow, ist zu groß; dadurch gewinnt das Buch mehr das Aussehen eines Heftes; der zweispaltige Druck ist nachlässig, häufig direkt schlecht, die Illustrationen sind durchweg sehr mäßig, das Papier ist ebenfalls von recht bescheidener Qualität. Viele Verleger stehen nun vor einer Alternative: Entweder sie bringen ihre Werke, die bis jetzt 3 Frcs. 50 Cts. gekostet haben, namentlich solche von Autoren zweiten und dritten Ranges, gleich zum Preise von einem Franc auf den Markt — und dann ist es mit dem jetzigen französischen Einheitspreis der seinerzeit bahnbrechend gewirkt hat, über haupt vorbei —, oder sie müssen riskieren, daß das große Publikum sich eben der Billigkeit zuwendet, und daß ihnen dann ihre Auflagen liegen bleiben. Im erstem Fall ergibt sich dann noch die Schwierigkeit, daß Werke unbekannter Autoren wohl auch in einer billigen Ausgabe nicht mehr gekauft werden als jetzt, und daß die Bücher der Autoren von Ruf und Namen nicht gleich zum Preise von einem Franc vertrieben werden können, weil die Honoraransprüche dafür viel zu hohe sind. Wohin der Weg, den Herr Fayard als erster eingeschlagen hat, den französischen Verlagsbuch handel noch einmal führen wird, kann erst die Zukunft lehren. Ernst Waldmann.
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