6968 Börsenblatt f. d. Dtsch». Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. ^ 159, 11. Juli 1907. G »Der Verfasser hat in das Leben der „kleinen" Leute hineingeschaut, nicht mit dem Auge des vorüberschweifenden Passanten, sondern mit dem tiefdringenden Blick des Dichters, dem das Innerste kund wird. So ist Graesers Buch eines von den wenigen geworden, über die man nachdenkt, die Töne anschlagen, die noch lange in uns weiter klingen. ... Der Roman schildert die Lebensgeschichte einer kleinen Berlinerin aus schlichter, einfacher Familie. Das Mädel ist kein Sondertypus; es ist eins von den vielen, die aus der Schule in das Erwerbsleben treten und sich hier um das bißchen täglich Brot abrackern müssen. Die Einen steigen, die Anderen fallen; aber ihre Wirrnisse, ihre kleinen Freuden und großen Leiden zeigen doch kaum einen markanten Unterschied. Also eigentlich Alltags geschichten, wie sie das Leben täglich uns bietet. Und doch! Wie weiß Graes er zu schildern, wie versteht er mit kurzen, knappen Strichen uns Bilder Hinzuzaubern, so echt, so wahr, so scharf in der Charakteristik, daß wir staunend erkennen, an wie vielen Dingen und Menschen wir achtlos vorüberschreiten, die uns eigentlich doch soviel zu sagen haben! Uns zu dieser Erkenntnis zu zwingen, unseren Blick für diese scheinbar kleinen und dabei doch so tiefgehenden Konflikte zu schärfen, ist ein hohes Verdienst des Dichters. — In dem Roman, der durch seine frische, poesiedurchwobene, niemals in die Breite gehende Darstellung geradezu erquickend wirkt, liegt eine tiefe ernste Moral: Hut' Dich, Kind, vor diesem Pochen! so klingt es immer und immer wieder den jungen, nach Lebenslust heißhungrigen Mädeln entgegen. Dabei tritt diese Mahnung zum Maßhalten niemals aufdringlich als Büßpredigt eines Weltverbesserers hervor; sie klingt vielmehr als Unterton mit, aber immer doch vernehmbar genug, um jedem ins Herz zu dringen, der das Buch aufmerksam lieft. — Graesers Roman muß man eben lesen, nicht flüchtig, wie Durchschnitts-Unterhaltungslektüre, sondern mit dem Verstand und mit dem Herzen. Dann wird man sich an den vielen Schönheiten erbauen, die das Werk bietet." — So schrieb am Sonntag, den 7. Juli 1907, das in gut bürgerlichen und besonders ländlichen Kreisen viel gelesene „Deutsche Blatt" über Erdmann Graesers humoristischen Roman „Lotte Glimmer". Ähnliche rückhaltlos und eindringlich lobende Urteile treffen jetzt täglich bei uns ein und beweisen, wie rasch Graesers Beliebtheit im Steigen begriffen ist. — Preis von Graesers „Lotte Glimmer" bei über 200 Seiten Umfang und aparter Ausstattung nur M. 1.— ord., 65 Pf. bar. Partie 11/10. Zur Ein führung eine Probepartie 7/6 für M. 3 — bar, oder noch besser ein Postpaket, enthaltend 16 Exemplare für M. 7.50 franko bar. Während sonst unsere Einführungs bedingungen nur eine begrenzte Gültigkeit haben, erwerben sich Bezieher eines Probe postpakets das Recht, stets zum gleichen Vorzugspreis Erdmann Graesers „Lotte Glimmer" in Postpaketen nachznbeziehen. — Die 5. Auflage erscheint Anfang nächster Woche. Vcrlangzettel anbei. Berlin 87. Hermann Seemann Nachfolger. Ein kleines Wort der Empfehlung genügt, und jeder Ladenbesncher nimmt sich für eine Mark den hübschen, stattlichen Band mit nach Hanse. Warum es sich aber auf die Dauer sehr lohnen wird, Erdmann Graesers „Lotte Glimmer" etwas liebevoll zu empfehlen, darüber vergl. Börsenblatt vom 4. Juli 1907 (Nr. 153), S. 6768.