Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.07.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.07.1907
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19070711
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190707111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19070711
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1907
- Monat1907-07
- Tag1907-07-11
- Monat1907-07
- Jahr1907
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
6956 Börsenblatt s. l>. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. 159, 11. Juli 1907. wie verlautet, hohe Pachtsumme von der Großen Berliner Straßenbahn das Recht erworben, Zeitungen und Zeitschriften in den Wagen zu verkaufen. Der Verkauf geschieht durch uniformierte Jungen. Sie betreten den Wagen an einer Haltestelle und verlassen ihn an der nächsten. Zum Verkauf ge langen Tageszeitungen, Wochenschriften, Witzblätter. Der Betrieb beginnt um 7 Uhr morgens und endet in den späten Abend stunden. Die polizeiliche Genehmigung ist nur unter Vorbehalt erteilt worden. Sollten sich Unzuträglichkeiten ergeben, so wird die Erlaubnis zurückgezogen. Die Jungen dürfen ihre Blätter nur in den Wagen verkaufen, auf der Straße dagegen nicht. Für jeden übertretungsfall hat die Unternehmung eine hohe Konventionalstrafe zu zahlen. (Red.) Auf-rfunden« Psalterhandschrist. — Ein aus dem Jahre 970 stammender gut erhaltener Psalter, der sich in der Bücherei des englischen Königs Georg III. befand, aber abhanden kam, bevor die Sammlung an das Britische Museum überging, ist vor einiger Zeit von dem gcschichtSkundigen Benediktiner Abt Gasquet in der Bücherei des Mr. Turville Pctre in Bosworth Hall in Leicestershire aufgefunden worden. Die Geschichte des Bandes läßt sich mit ziemlicher Genauigkeit bis auf die Zeit verfolgen, wo er spurlos verschwand. Der Psalter wurde vermutlich in der Abtei von Glastonbury angefertigt und kam zur Zeit der Reformation in den Besitz des Erzbischofs Cranmer, wie aus besten Namenszug oben auf der ersten Seite des Calendar ersichtlich ist. Unten auf der Seite stehen die Namenszüge Arundel und Lumley, woraus man den Schluß ziehen darf, daß Henry Fitzalan, der zwölfte Graf von Arundel, und dessen Schwiegersohn Lord Lumley nach Cranmers Tod den Band be saßen. Nach Lumlcys Tod kaufte Jakob I. die ganze Bücherei für seinen Sohn Henry, Prinzen von Wales. Nach besten Tod wurde der Psalter der Königlichen Bücherei einverleibt und sollte mit den andern Büchern ins Britische Museum wandern. Wie er statt dessen in die Bücherei der Familie Fortescue kam, die in Sladen in Buckinghamshire wohnte, und von da in die Bücher sammlung von Husbands Bosworth überging, bis schließlich ein Nachkomme des Francis Fortescue Turville, der obengenannte Turville Petre, den Band erhielt, ist in Dunkel gehüllt. Zwei Jahrhunderte hindurch, von 1609 bis 1815, war das Buch verschwunden. Es enthält 274 Seiten auf 137 Pergament blättern und ist in Eichenholz gebunden. Augenscheinlich ist das Buch, wie aus Fingerspuren ersichtlich ist, viel gebraucht worden. Der Band hebt mit dem Kalender an, der nach Gasquets Ver mutung in späterer Zeit entstanden ist. 91 Blätter enthalten den lateinischen Psalter und weitere acht die in der Litanei von allen Heiligen gebrauchten Lieder und Gebete. Das hundertste Blatt enthält eine kurze Litanei. Auf den nächsten Blättern steht ein vollständiges Hymnal mit 101 Gesängen. Auf sieben weitern Blättern finden sich mönchische Kirchengesänge in Doppelspalten. Der Rest der Blätter enthält Messen, die vermutlich spät im ersten Jahrtausend geschrieben wurden. Aus dem Umstand, daß die Psalmen in der römischen Vulgata geschrieben sind, aber spätere Abänderungen in der gallischen Vulgata aufweisen, die zur Zeit der Normannenherrschaft in England eingeführt wurde, schließt der Abt auf das hohe Alter des Bandes, der den Behörden des Britischen Museums zum Kauf angeboten werden soll, um den Verkauf an amerikanische Sammler zu verhindern. (Dtschr. Reichsanzeiger nach: Vosfische Zeitg.) (Sprechsaal.) Der christliche Buchhandel und seine Konkurrenz. In der April-Nummer des Monatsblattes für die Stadt missionsarbeit, eines hier in Halle viel verbreiteten Blattes, lese ich unter anderm: -Nun wohnt unsre Buchhandlung im neuen, schönen Verkaufsraum. Ich hoffe, zur Beschämung von allerlei Klein mut. Die Inschrift leuchtet, das Ladenfenster blinkt. Der alte Raum steht verlassen da. Hoffentlich huldigt der liebe Leser nicht dem Gedanken, daß es eine Schmach für uns sei, von den Gewerbelasten entbunden zu sein. Wir sehen für unsre Buchhandlung und für unsre alkoholfreie Speisewirtschaft nur eine Ehrung darin. -Der Staat weiß was er tut. Er schätzt die Förde rung einer allgemeinen Wohlfahrtssache eben höher ein, als die Förderung einer einzelnen Famtlie.» usw. usw. Nun frage ich: Wer erhält den Staat? — In welch unglück seligen wirtschaftlichen Verhältnissen leben wir eigentlich, wo sind wir hingekommen und wo sollen wir bleiben? — Trotz unermüdlicher treuer, ernster Arbeit und großer mate riellen Opfer ist dem um seine Existenz ringenden, von gleichen edlen Motiven geleiteten Berufsmann unter solcher Konkurrenz die Arbeit nicht nur unendlich schwer gemacht, sondern sie stellt unbedingt seine Existenz als christlicher Buchhändler in Frage. Selbstverständlich sieht der Fernstehende in den Empfeh lungen der Stadtmissionsbuchhandlungen nur eine Gelegen heit, seinen Bücherbedarf dort zu decken, weil er allüberall in den Anzeigen liest, daß der Reinertrag einer christlichen Sache zu gute kommt. Wir können doch nicht ins Feld führen, daß wir Arbeitskraft und Kapital in unsre Buchhandlung hinein gesteckt haben und davon mit unserer Familie leben müssen! Trotz aller Vorstellungen und Vorschläge findet man ja selbstver ständlich bei den in Frage kommenden Herren nicht das geringste Verständnis; vielmehr arbeiten sie, wie wieder aus dem letzten Bericht hervorgeht, direkt darauf hin, einem die christlichen Kreise immer mehr zu entziehen. Wie auch jetzt Herr Pastor Schlosser aus Darmstadt bei der neu zu begründenden Buchhandlung wieder ins Feld führt, so -hoffen jsiej gerade die Volkskretse zu erreichen, die vom Sortimenter wenig oder gar nicht erreicht werden». Denselben Ausflüchten dieser Liebestätigkeits-Buchhandlungen begegnen wir überall, einzig und allein darin begründet, sich neue Geldquellen zu erschließen. Dabei aber wird einem ganzen Berufe das Mark aus dem Rücken gesogen. WeShalb sollen wir, von gleichen edlen Motiven geleiteten christlichen Buchhändler nicht genau ebensogut alle die in Frage kommenden Volksklassen mit unserer Arbeit er reichen? Das sind also leere Ausflüchte! Nein, um ganz offen zu sein, es scheinen die Herren zu meinen, in der Reichs gottesarbeit sei jegliches Mittel erlaubt I Nicht alles, was leider Gottes von Staats wegen erlaubt ist, ist auch recht, besonders aber dann nicht, wenn es von einer Seite ausgeht, die nicht nur den Frieden predigen, sondern auch betätigen soll. Nicht zer- stören, sondern aufbauen sollen die Diener Gottes. Leider haben wir all dem Treiben infolge der leidigen Ge werbefreiheit ruhig zusehen müssen. Aber jetzt, wo die Konkurrenz der christlichen Ltebcstätigkeits-Buchhandlungen nicht nur immer mehr überhand nimmt, sondern in schönster Blüte steht, da sollte und müßte sich der gesamte christliche Buchhandel zusammenschließen und an zuständiger Behörde vorstellig werden. Ich bin der festen Überzeugung, daß die Behörde über vorstehende Tatsachen viel zu wenig oder gar nicht unterrichtet ist und derartige Mißstände nicht mehr dulden würde. Seit vier Jahren habe ich die hier am Platze betriebene Evangelische Stadtmissionsbuchhandlung in ihrer Ausdehnung durch Vorstellungen, Vorschläge und alle möglichen Anerbietungen aufzuhalten gesucht. Aber eS war ein vergeblicher, ganz vergeb licher Kampf. Trotzdem die Buchhandlung nur von einem Diakon und zwei Fräulein ohne jegliche buchhändlcrtsche Ausbildung geführt wird, steht sie doch in bester Blüte. Das Publikum deckt auch hier, bei einer gewiß oft schwerfälligen Expedition, alles mit dem Mantel der christlichen Liebe zu, und das Geschäft wird ebensogut gemacht, ob vom Buchhändler geleitet oder nicht. Ein Machtmittel zur Selbsthilfe dürfte zunächst sein, jeden Reisenden vor die Alternative zu stellen: wünschen Sie mit mir oder der hiesigen Stadtmissionsbuchhandlung Geschäfte zu machen? Eins von beiden kann nur sein! — Ich werde das Mittel jetzt in Anwendung bringen! Möchten doch die christlichen Herren Verleger einsehen, daß sie selbst keinesfalls zu kurz dabei kommen würden, wenn sie nur mit dem regulären Buchhandel arbeiten und den rührigen Sortimenter in seinem Existenzkampf stützen, ihm treu zur Seite stehen würden! Halle a/S. Paul Gloeckner i. Fa.: R. Mühlmann's Buch- und Kunsthandlung Paul Gloeckner.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder