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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.06.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-06-13
- Erscheinungsdatum
- 13.06.1907
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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eS ist selbstverständlich, daß in einem für Unterrichtszwecke bestimmten Buch nicht die neue Ethik, sondern nur die jenige darzustellen ist, die sich der allgemeinen Anerkennung, oder doch zum mindesten der Anerkennung seitens der Mehr heit erfreut. Wer von einem Verleger damit beauftragt ist, ein Lehrbuch der Geschichte für die Volksschule zu verfassen, muß sich den Rücktritt des Verlegers von dem Vertrage ge fallen lassen, wenn er sich in der Darstellung so vergreift, daß sein Werk nur dem vollständig verständlich ist, der be reits ein gewisses Maß von Bildung und Kenntnissen be sitzt. In diesem Fall ist die vertragsmäßige Beschaffenheit nicht vorhanden; aus dem Zweck, den die Vertragsparteien bei dem Abschluß des Vertrags im Auge gehabt haben, er gibt sich die Beschaffenheit ohne weiteres, die sie als ver tragsmäßige betrachtet haben. Wo Zweifel darüber bestehen, ob die Vertragsmäßig keit vorhanden ist oder nicht, wird man überhaupt mit Nutzen den Zweck, dem das Verlagswerk dienen soll, verwerten können. Obwohl die Verlagsverträge in der Hauptsache in bezug auf die Feststellung des vertrags mäßigen Inhalts recht sparsam sind, gehören Streitigkeiten, die die Vertragsmäßigkeit oder Vertragswidrigkeit zum Gegenstand haben, zu den Seltenheiten; daraus kann ge schlossen werden, daß auch ohne spezialisierte und detaillierte Regelung dieses Punktes die Parteien sich darüber voll kommen klar sind. Immerhin würde es nicht als un angebracht zu erachten sein, wenn in manchen Fällen der Verlagsvertrag sich etwas eingehender damit beschäftigte; denn gerade in denjenigen Fällen, in denen überhaupt Streit hierüber entsteht, pflegt die Entscheidung eine höchst zweifel hafte zu sein und mitunter geradezu auf des Messers Schneide zu stehen, wie schon aus obigem Falle hervorgeht. In solchen Fällen kommt die subjektive Auffassung des Richters mit in Betracht, und daraus erklärt es sich, daß die in der Entscheidung angenommene Auslegung öfters in sehr lebhafter Weise kritisiert wird. Eine ausführlichere Behandlung liegt aber vor allem im Interesse des Verlegers, wenn anders er sich einen gewissen Einfluß auf den Inhalt des Werks sichern will. Die Vermutung spricht, wie auch aus der oben mitgeteilten Äußerung des Regierungskommissars entnommen werden mag, nicht dafür, daß dem Verleger ein Prüfungsrecht des Inhalts zustehe, das über die Wahrung der Verbotsgesetze und der guten Sitten hinausgeht. Mainz. Justizrat vr. Fuld. Der «8a!on äe8 ttum0r!8le8» in Paris. Die wohlbekannte französische humoristische Wochenschrift »l-s llirs- hat sich das Verdienst erworben, im »kslsis äs 61s.cs» in den Champs-Elysses in Paris eine Ausstellung organisiert zu haben, die in ihrer Eigenart und Auswahl auch in Paris bisher unbekannt war. Der verdienstvolle Verleger des «Rirs», A. Juven, hat die Idee einer Ausstellung der zeitgenössischen fran zösischen humoristischen Künstler, wie auch der des Auslands aufs glücklichste durchgesührt. Humor in der Kunst ist man in Kunstausstellungen selbst in Paris zu suchen selten gewohnt gewesen; wer etwa solche An wandlungen hatte, pflegte seine Schritte vielleicht nach der all jährlich im Frühling in den Gebäuden der Treibhäuser der letzten Weltausstellung stattfindenden »Lxpositiov ckss Lrtistss ivcis- psväsvts» zu richten, wo ein naiver Impressionismus, mangel hafte zeichnerische und malerische Technik, wohl auch die drastische Ausdrucksweise und der Humor der Boheme des Pariser tzusrtisr lstiv und des Novtmsrtrs den Beschauer oft unfreiwillig zum Lachen herausfordert. In den offiziellen Kunstsalons im 6rsvä kslsis, in dem Marmormeer des »Lslov äss ^.rtistss krsu^sis» und des -Lslov äs ls Locists vs.tiovs.1s äss dssux-srts- und in den unendlichen, der Malerei gewidmeten Sälen muß der Humor ganz zurücktreten und kann kaum in einer beschaulichen stillen Ecke bescheiden zum Ausdruck kommen, obwohl der Humor in der Kunst in Frankreich seit der Zeit Daumiers und Gavarnis immer vollwertige und geistreiche Vertreter gehabt hat. Somit ist der jetzt durchgeführte glückliche Gedanke einer Ausstellung der humoristischen Künstler mit Freuden zu begrüßen und entspricht sozusagen einem Bedürf nis, um so mehr, als durch die in den letzten Jahren aus dem Auslande und nicht zuletzt aus Deutschland empfangenen An regungen, sowie durch die Fortschritte des Farbendrucks in der französischen humoristischen Presse, ohne daß die Schwarz- und Weiß-Zeichnung vernachlässigt worden wäre, eine neue Blüte ver zeichnet werden kann, die in ihrer Gesamtheit vorzuführen für alle Freunde humoristischer Kunst — und wer wäre das schließlich nicht — hochinteressant ist. Die Ausstellung gewinnt noch bedeutend dadurch, daß auch das Ausland zum Vergleich herangezogen ist. Leider ist dieses bei dieser ersten Ausstellung nicht so vollständig vertreten, wie wir es hätten wünschen mögen; so haben wir mit Bedauern z. B. die Aguarelle des interessanten humorvollen Skandinaviers C. Larsson und andrer vermißt, an die wir uns letzthin in Stockholm zu erfreuen das Vergnügen hatten, und ebenso vielleicht auch noch mehr .Gibson' rc. vertreten sehen mögen. Immerhin ist die Ausstellung des Auslands, und speziell der deutschen Zeichner, auf die wir späterhin näher zurückkommen wollen, sehr interessant und vielseitig. Die französischen Humoristen finden wir, wenn auch nicht in corpore, so doch fast vollzählig vertreten, und Albert Guillaume, Abel Faivre, Bac, Caran d'Ache, Forain, Gerbault Grevin, Leandre, Metioet, Radier, Somm rc. rc. bringen in den aus gestellten Originalen oder Lithographien den gallischen, und wie wohl nicht unrichtig vorausgesetzt wird, oft auf das Weibliche gerichteten Humor und gallische Satire, sowie Karikaturen aktueller Berühmtheiten mit Pinsel und Stift, wie auch in gelungenen Skulpturen und Marionetten, Spielzeugen und Plakaten meisterhaft zum Ausdruck. Von den Ausländern ist Deutschland durch die Schaustellungen der Jugend, des Simplicissimus, der Fliegenden Blätter und der Lustigen Blätter wohl am besten vertreten. Die Anregung, die französische Künstler durch den Simplicissimus und die Jugend empfingen und fortlaufend empfangen, die auch durch die der zeitige Gründung der »^.ssistts su Lsurrs» und jetzt des »Vsmoiv», sowie durch die Gestaltung der andern humoristischen Blätter zum Ausdruck kommt, wird in Fachkreisen hier gern anerkannt; es ist erfreulich, daß das große Publikum jetzt hier Gelegenheit hat, eine größere Kollektion der Werke dieser führenden deutschen Künstler vereinigt finden zu können. Wir hätten sie uns aber, obwohl die Auswahl der Jugend- und Simplicissimus-Zeichnungen ein gutes allgemeines Urteil über den Charakter dieser Zeitschriften bilden läßt, doch noch charakteristischer gewünscht. Dem französischen Geschmack z. B. würden noch weitere Rezniceks mehr entsprochen haben; zum leichtern Verständnis der Zeichnungen Th. Th. Heines und ebenso der andern würde eine Beifügung des Textes, wie wir sie bei fast allen französischen Blättern und auch bet der sehr geschmackvollen Auswahl des englischen -kuvck« finden, wesentlich beigetragen haben; er wäre bei den Zeichnungen des Simplicissimus um so angebrachter und dem der deutschen Sprache nicht mächtigen Publikum um so verständlicher gewesen, als die Firma A. Langen in München im Verein mit der Firma Saar- bach's News Exchange in Paris eine französische Ausgabe des Simplicissimus herausgibt, deren Existenz diesem somit leicht hätte vor Augen geführt werden können. Hoffen wir, daß unserer Anregung bei der nächsten Ausstellung des Simplicissimus in Paris (wir hören, daß er bei der »Lxpositiov ivtsrvs.tious.Is äu livrs- vertreten sein wird) entsprochen wird, es kann nur der Sache selbst dienen. Vergessen dürfen wir bei der Ausstellung der humoristischen deutschen Künstler nicht die hübsche Kollektion der Fliegenden Blätter mit Zeichnungen von Harburger, Hengeler, Oberländer, Vogel, Reinicke, Caspari rc., und ebenso die Beiträge der Lustigen Blätter, einige Kartons des bekannten, jetzt in Berlin lebenden Königsbergers W. A. Wellner, sowie Blätter von Käthe Münzer rc. Von weitern Ausländern ist umfassend die vom Luucü beschickte Ausstellung englischer Federzeichner, wie: Armour, Guning King, Olga Morgan, George Morrow, Arthur Rackham, E. T. Reed, F. H. Townsend, sowie Kartons von Cecil Aldin, Walter Crane,
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