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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.06.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-06-12
- Erscheinungsdatum
- 12.06.1907
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- Deutsch
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mehr, als immer noch vieles an der Schreibweise zu refor mieren übrig bliebe. Man hoffe auch, daß die Universität diese Ansicht teilen würde. Da die Durchführung der neuen Schreibweise durch das Unterrichtsministerium nur für die Schulen vorgerwmmen werden kann, schlägt die Kommission vor, die neue Schreibweise in den Volksschulen und den Lyceen an Stelle der alten zu setzen und während der ersten Jahre nach der Einführung bei den Prüfungen noch die alte zu dulden. Ein neues Wörterverzeichnis solle aus gearbeitet werden; auf diese Weise hoffe die Kommission, daß zum Vorteil aller die alte Orthographie bald verschwinden werde, denn wer die Jugend habe, habe die Zukunft. Man hoffe ferner auf eine Zusammenarbeit der verschiedenen Ministerien und auf eine Einführung in den Ländern, in denen die französische Sprache als Hauptsprache bestehe (Belgien, Schweiz re.). Auf diesen Kommisstonsbericht haben Professor Aulard im »Sisels« vom 11. Januar 1907 und der Gelehrte und Staatsmann Berthelot in der »R-vus ävs äsux Nonäss« vom 15. Februar 1907 geantwortet. Beide verwerfen die Reform ganz mit der Begründung, daß die Umgestaltungen zu groß seien und partielle Reformen keinen Zweck hätten. Da auch die Akademie diese Reformen verwirft, so hat die Regierung eine neue Kommission ernannt, die ohne diese arbeiten soll. Auch die in Aussicht stehenden Vorschläge dieser neuen Kommission könnten also vorläufig nur auf Grund eines Edikts für die Schule akzeptiert werden; aber bisher hat der Minister auf Durchführung der Reform ver zichtet. Die Reformen von Brunot umfassen in der Hauptsache folgendes: Unterdrückung der doppelten Konsonanten, die Verwandlung des ^ in i, den Austausch des x am Schluffe des Wortes gegen ein s, also z. B. zu schreiben: aus — aux, dis ^ slls, sssn — ssssirn, aloession — allosakicm. Berthelot weist in seiner Erwiderung auf die ver schiedenen Schäden, besonders auch die für das Druck gewerbe und den Verlagsbuchhandel hin und empfiehlt vier Wege, um gegen sie anzukämpfen: 1. von seilen der Schriftsteller und Journalisten, die sich weigern, die neue Schreibweise anzuerkennen; 2. von seiten der Professoren und Lehrer, die den Unterricht nicht umstoßen können; 3. von seiten der Drucker und Setzer, die sich weigern, ihre jetzigen Kenntnisse umzumodeln; 4. von seiten der Verleger, die Schadenersatz für wert los werdende Druckwerke verlangen. Diese verschiedenen Eingaben dürften sicher Erfolg haben. Von seiten des Druckgewerbes agitierte in der Dezember nummer 1906 des »Lulistin äss Usltrss iwpriwsurs äs ia Ursuos« ein Herr George Protat, dem sich neuerdings auch die r Libliogrspbis äs !a Francs« für den Verlagsbuchhandel anschließt. Es ist also zu erwarten, daß die Wünsche der Reformisten doch nicht durchgehen, sofern die Industrie in obigen Eingaben zusammenstehl. Da die Interessen deutscher Drucker und Verleger mit dem Inhalt dieser Ein gaben übereinstimmen, so kann ihnen die Ablehnung der Reformpläne nur willkommen sein; denn die Produktion von Werken in französischer Sprache gerade in Deutschland ist eine so große, daß auch hier ganz bedeutende Ver luste durch eine Änderung des Systems gezeitigt würden. P. Schmidt. Kleine Mitteilungen. Besuch englischer Journalisten in Deutschland. (Vgl. Nr. 114, 122. 123, 12S, 128, 131, 132 d. Bl.) — Die englischen Journalisten haben vor ihrer Rückkehr nach England von Köln aus an den Herzog zu Trachenberg Fürsten von Hatzfeld folgendes Telegramm gesandt: (Red.) Die englischen Journalisten haben mich beauftragt, vor Ver lassen des deutschen Bodens Eurer Durchlaucht ihren herzlichen Dank für die Güte zum Ausdruck zu bringen, welche die Reise durch Ihr Land zu einer glücklichen und unvergeßlichen Erinnerung gestaltet hat. Sie bitten Sie, dem deutschen Komitee ihre warme Anerkennung zu übermitteln für die Sorgfalt und Fürsorge, mit der in so weitgehender Weise für ihre Bequemlichkeit gesorgt wurde, und die es ihnen ermöglicht hat, so viel des Interessanten und Lehrreichen zu sehen. Sie sind tief gerührt von den bemerkenswerten Beweisen von Freundschaft und Entgegenkommen gegen England seitens aller Klassen und zweifeln nicht, daß ihre Landsleute ihre Befriedigung teilen werden über die außerordentliche Courtoisie, die ihnen und durch sie dem Vereinigten Königreich durch die leitenden Persönlichkeiten, die städtischen Behörden und das Volk von Deutschland erwiesen worden ist. (gez.) Wilson, Präsident des Komitees der englischen Journalisten. über die Aufnahme der englischen Journalisten in Deutsch land schreibt die Londoner -Tribuns-: (Red.) Den überwältigendsten Eindruck, der sich nicht in Worte fassen läßt, machte die unbegrenzte Generosität, mit der die englischen Gäste überall bewillkommnet wurden. Wir meinen nicht, daß jeder Anlaß zu Mißverständnissen jetzt vermieden oder jede Gelegenheit zur Erregung aus dem Wege geräumt sei; aber von großer Wichtig keit ist es, daß die internationale gute Kameradschaft offen be kundet wurde. Es ist die Aufforderung ergangen, auf beiden Seiten in der Journalistik einen höheren ethischen Standpunkt einzunehmen und sich im Ausdruck zu mäßigen; das wird von günstigem Einfluß sein auf die Beziehungen zwischen beiden Völkern. Es ist unmöglich, allen den Deutschen einzeln zu danken, die uns Gastfreundschaft gewährt haben. Es möge ihnen aber Genugtuung bereiten, daß in England in weitesten Kreisen Dank barkeit empfunden wird, und sie mögen versichert sein, daß wir eine noch tiefere Genugtuung empfinden darüber, daß die Deutschen dazu beigetragen haben, den Samen des Vertrauens und der freundschaftlichen Wertschätzung dort einzupflanzen, wo früher Mißtrauen und Unkenntnis wucherten. Vom Allgemeine« Deutschen Sprachverein. — Unter der Überschrift -Der Sprachverein als Sprachverderber» schreibt sehr berechtigt die Nationalzeitung: (Red.) Der Allgemeine Deutsche Sprachverein sendet von Zeit zu Zeit Flugblätter in die Welt, in denen gegen allerhand Sprachdumm- heiten und Sprachnachlässtgkeiten gekämpft wird. Vieles in dieser Polemik scheint dem weniger hitzigen Freund eines reinen Deutsch unnötig übertrieben, manches klug und berechtigt gegeißelt. Nun hat der Verein aber eben einen Sprachbrauch anempfohlen, dessen Einbürgerung geradezu eine Sprachverlodderung bedeuten würde. Und hiervor muß gewarnt werden. Es soll nämlich künftig nicht nur erlaubt, sondern sogar schön sein, wenn man schreibt: zum Andenken an den vierhundertjährigen Geburtstag Luthers. Der Ton liegt auf dem -jährig-, und es wird diese Form deshalb gelobt, weil ein gewisser Widersinn in dem »oierhundertsten Ge burtstag- Luthers liege, den ja der Reformator niemals erlebt habe! Wie der nn die Zahl gefügte Zusatz »wöchig- z. B. die in Wochen gezählte Zeitdauer umfaßt, so sei dies auch bei dem Zusatz -jährig- der Fall. Das ist sicher ein Irrtum. Ein vierhundert jähriger Geburtstag ist stets einer, der 400 Jahre dauert; er ist nie der vierhundertste. Nur eine Sprachtüftelei könnte diese beiden getrennten Begriffe vermischen. Ferner schreibt der Verein: »Kaiser Wilhelm I. hat seinen 90. Geburtstag gefeiert, nicht seinen 90 jährigen, seinen lOOsten aber haben wir nicht mehr feiern können, sondern nur den hundertjährigen!! So ist nun auch zwanzigjährige Jubelfeier nicht falsch, sondern richtig; ja die zwanzigste Jubelfeier wäre schon allein deshalb falsch, weil es keine 1., 2., 3., 4. Jubelfeier gibt; und der Jubel kommt ja 782 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang.
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