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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.06.1907
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.06.1907
- Sprache
- Deutsch
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5946 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 133, 11. Juni 1807. Haupt keine Rede ist, sondern daß hier lediglich dem Autor die Möglichkeit einer weitern Verwertung seiner Arbeiten gesichert werden sollte, also z. B. das Recht, Novellen, die in einer Zeitschrift erschienen sind, auch in Buchform zu veröffentlichen oder auch als Zweitdruck an andre Zeitschriften zu vergeben. Eine Bestrafung oder Verurteilung ist glücklicherweise auf Grund der törichten Auslegung des Z 42 nicht erfolgt, und es ist zu hoffen, daß nun doch die Richter mit dem neuen Urheber- und Verlagsgesetz soweit vertraut sind, um sich nicht auf derartige Abwege leiten zu lassen. Hoffentlich tragen auch diese Zeilen ein wenig dazu bei, dies zu ver hindern. Mitteilungen aus Rußland. Von W. Lenckel. Es ist ganz unmöglich, alles das hier zu registrieren, was in den letztverflossenen Monaten in Rußland an Verboten, Kon fiskationen, Beschlagnahmen von Büchern und Zeitschriften, an Sistierungen der Tätigkeit von Buchdri ckereien und Buchhand lungen, an Hausdurchsuchungen und Repressalien aller Art verfügt wurde. Unzählige Verleger, Buchhändler, Schriftsteller und Journalisten wurden administrativ und gerichtlich verfolgt, zu Geldstrafen verurteilt, eingekerkert, verbannt und ihrer Existenz beraubt, so daß man, ohne zu übertreiben, sagen darf, daß die Regierung mit Maßregelungen der Presse und des Buchhandels jetzt noch weit rigoroser verfährt, als vor dem 17./30. Oktober 1905, dem denkwürdigen Tag, an dem das bekannte kaiserliche Manifest veröffentlicht wurde, wodurch die russische Preßfreiheit zwar noch nicht gesetzlich eingesührt, aber doch versprochen wurde. Von den seit jenem Tage erlassenen, die Presse und den Buchhandel betreffenden Vorschriften und Verordnungen haben wir hier deshalb nicht viel berichtet, weil die meisten von ihnen nur einen provisorischen Charakter hatten, teilweise unbeachtet blieben und stillschweigend der Vergessenheit anheimfielen. Die Zeitung -Das 20. Jahrhundert« berichtete zwar, daß nächstens ein neues Preßgesetz erlassen werden solle; aber wann das tat sächlich geschehen wird, ist unbestimmbar. Bereits früher schon (Börsenbl. 1905, Nr. 222 u. 257) wurde hier mitgeteilt, daß die russische Regierung fortwährend große Summen zur Subventionierung von Zeitschriften und Zeitungen verausgabt und daß ein wesentlicher Teil dieser Summen teils unproduktiven, teils solchen Zwecken dient, die keine Unterstützung verdienen. Für solche Unternehmungen sind tatsächlich viele Millionen verschwendet worden. Herr Viktor Russakow veröffent lichte in den Wölfischen -Nachrichten für Literatur, Wissenschaft und Bibliographie« einen Artikel: »Verlegerische Experimente der russischen Bureaukratie-, worin er mitteilt, daß hochgestellte Be amte und Privatpersonen, die in den Regierungssphären einfluß reiche Gönner haben, um eigennütziger Zwecke willen auf Staats kosten lukrative Geschäfte mit dem Verlegen von Büchern, Broschüren und Zeitschriften betreiben und dadurch den legitimen Verlagsbuch handel schädigen. Herr Russakow erwähnt u. a. die Veröffentlichung einer Finanzzeitung, die mit einem glänzenden Mißersolg endete und dem Staat einen Verlust von einigen hunderttausend Rubeln ver ursachte. Zu ähnlichen spekulativen Geschäften gehört auch eine Reihe von Verlagsunternehmungen der Expedition zur Anfertigung von Staatspapieren. Viele Jahrzehnte hindurch beschränkte sich diese Staatsanstalt ausschließlich auf die ihr speziell zugewiesenen Arbeiten; vor einiger Zeit jedoch fingen die neu ernannten Leiter dieser reich dotierten Kunstdruckerei an, illustrierte Kinderschriften und quasipatriotische Volksschriften auf Staatskosten herauszu geben, die zwar glänzend ausgestattet waren, aber nicht nur keinen geschäftlichen Erfolg hatten, sondern auch dem privaten Verlags buchhandel empfindliche Konkurrenz machten. Um den Absatz dieser Berlagsunternehmungen zu fördern, wurde sogar im Zentrum des Newskij-Prospekts, der Hauptverkehrsader St. Petersburgs, ein Laden eröffnet; da aber die Leiter dieses Unternehmens vom Buchhandel nichts verstanden und die Spesen so groß waren, daß sie durch den Absatz nicht gedeckt werden konnten, so er litt das Geschäft ein glänzendes Fiasko und mußte mit großem Verlust liquidieren. Eine sehr bemerkenswerte Verlags tätigkeit entwickelte General Bogdanowitsch als Herausgeber und eifriger Propagandist von Flugschriften und Broschüren pseudo patriotischer d. h. reaktionärer Tendenz, die hauptsächlich unter den Bauern und Arbeitern intensiv verbreitet wurden. Daß es nicht ausschließlich gemeinnützige und patriotische Motive waren, die ihn beseelten, erhellt daraus, daß man, ohne befürchten zu müssen, widerlegt oder dementiert zu werden, bedenkliche Be schuldigungen gegen ihn öffentlich in der Presse erheben konnte. Schließlich mußte man sich in den obern Regierungssphären aber doch wohl überzeugt haben, daß es nutzlos sei, eine derartige Pro paganda noch länger zu unterstützen, und man berichtet nun, daß Herr General Bogdanowitsch sich ins Ausland zurückgezogen habe und nicht mehr nach Rußland zurückkehren werde. Die Bibliothek der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften soll sich in einem sehr unbefriedigenden Zustand befinden. Seit über anderthalb Jahren erhält sie die in Rußland neu erscheinen den Bücher und Zeitschriften nicht mehr so regelmäßig und aus nahmslos wie früher; denn viele Verleger weigern sich jetzt, die von ihnen herausgegebenen Drucksachen unentgeltlich wie bisher zu liefern, und zur Anschaffung dieser Werke fehlen der Akademie die Geldmittel. Auch soll sich das Gebäude, in dem sich die Biblio thek befindet, als nicht mehr zweckentsprechend erwiesen haben; es fehlt an den notwendigsten Räumlichkeiten, und alles, was in letzter Zeit neu hineingebracht wurde, liegt ungeordnet auf dem Fuß boden und in den Gängen umher. — Die Mitglieder der kaiser lichen Akademie der Wissenschaften wählten zu ihrem wirklichen Mitglied den bekannten Schriftsteller und Illustrator N. Karasin. Die Feier des hundertfünfzigjährigen Bestehens der Akademie der Künste in St. Petersburg soll in diesem Jahre stattfinden; der Bibliothekar F. Bärenstamm ist beauftragt, eine Geschichte dieser Akademie zu verfassen. — Die Konferenz der Nikolai-Akademie des Generalstabs verlieh dem Generaludjutanten Kuropatkin eine Prämie im Betrage von 2200 Rubel für sein Werk -Die Kriegs operationen des Generals Skobelew im russisch-türkischen Kriege von 1877—78 bei Plewna und Lowtscha«. — Sowohl die nord westlichen als auch die zentralen Provinzen Rußlands und die Woigagegend bedürfen der Universitäten. Die Städte Minsk, Witebsk, Smolensk, Nishnij Nowgorod, Ssaratow und Woronesch haben bereits erklärt, zu diesem Zwecke Summen von 590 000 bis 1 200 000 Rubel hergeben zu wollen. Eine Kommission ist jetzt damit beschäftigt, zu berechnen, wie groß die Kosten zur Herstellung und zum Unterhalt einer Universität in jeder von diesen Städten sein könnten. Man nimmt an, daß vorläufig 1800 000 bis 2 500 000 Rubel genügen würden, und hofft, daß eine dieser Uni versitäten bis zum Jahre 1912 eröffnet werden kann. — Die historisch-philologische Fakultät der Charkower Universität ersucht um die Einführung von zwei neuen Fakultäten: für die Geschichte Kleinrußlands und für kleinrussische Literatur geschichte; beide mit kleinrussischer Vortragssprache. — Vom St. Petersburger Komitee für Pceßangelegenheiten wurde der Hauptverwaltung mitgeteilt, daß alle verfügbaren Räume des Komitees mit konfiszierten Drucksachen über füllt seien und daß die noch täglich aus allen Teilen des Reichs eintreffenden konfiszierten Zeitungen usw. keinen Platz mehr fänden. Auch die Polizeibehörde des Ochtaschen Stadtteils meldet, daß ihre Räume mit konfiszierten Preßerzeugnissen überfüllt seien und nichts mehr angenommen werden könne. — Eine Regierungs verordnung verbietet den Druck und die Verbreitung von Ver- brecherbildnissen. Der Ministerpräsident erteilte dem kaiserlichen historischen Museum in Moskau den Befehl, eine Sammlung aller seit dem 1. Januar 1904 in Rußland erschienenen verbotenen und konfis zierten Drucksachen zu veranstalten. — In St. Petersburg bildet sich eine literarische Gesellschaft, die sich ausschließlich der »reinen Kunst- widmen will. Die Statuten enthalten die Bestimmung, daß kein Mitglied der Gesellschaft einer politischen Partei ange hören darf, die fortschrittlicher als die Oktobristenpartei ist. An der Spitze dieser Gesellschaft steht ein Redaktionsmitglied des -Regierungsboten«, der bekannte Dichter Korinsskij. In Warschau soll eine große öffentliche Bibliothek errichtet werden. Es hat sich dort eine Gesellschaft gebildet, die freiwillige Spenden, Mitgliederbeiträge usw. zu diesem Zweck sammelt. — In einer Generalversammlung der Warschauer Schriftsteller und
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