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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.06.1907
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- Band
- 1907-06-06
- Erscheinungsdatum
- 06.06.1907
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- Deutsch
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-l» 129 6 Juni lS07. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 5755 dern, zu bitten; so richteten denn am 11. März 1845 die Schriftsteller Wiens eine ergebenste Petition an die Regierung um die Ausarbeitung eines Zensurgesetzes, die Verleihung einer unabhängigen Stellung für die Zensurbeamten und die Gründung eines Rekurszuges in Zensurangelegenheiten. Nun fanden auch die Wiener Buchhändler den Mut zur Abfassung und Absendung einer umfangreichen Denkschrift (am l2. August 1845), in der sie sich mit großer Weit schweifigkeit über die traurige Lage des Buchhandels und über die schädliche Wirkung der Zensur ausließen. Die vor märzlichen Buchhändler müssen wahrlich über einen großen Schatz an Idealismus verfügt haben, um in einem Beruf tätig zu sein, in dem man gewissermaßen ständig unter Polizeiaufsicht lebte. Und ein gutes Gedächtnis mußten sie haben, um stets zu wissen, wie ein Buch, das bei ihnen verlangt wurde, von Obrigkeits wegen taxiert war. Wenn es die lobende Note: säruittitur bekam, so durfte es öffentlich verkauft und angekündigt werden; eine Mittelstellung nahmen Bücher ein, die mit trrwsssr bezeichnet waren, sie durften öffentlich verkauft, aber nicht angekündigt werden; srx s dt-ä-tiv bedeutete: das Buch kann Geschäftsmännern oder Männern der Wissenschaft bewilligt werden; aber das schärfste Verdikt lautete: äamostur, es ist unbedingt ver boten. Der Buchverlag, so heißt es in den Eingangssätzen der Denkschrift, ist gegenwärtig in Österreich, mit Betrübnis sei es gesagt, wohl auf der untersten Stufe, die sich im Vergleich mit andern kultivierten Staaten denken läßt. Die Bittschrift der Schriftsteller und die Denkschrift der Buchhändler hatten beide denselben Erfolg, nämlich gar keinen. Des Völkerfrühlings Erwachen erwiikte nach und nach Gesetze, die den Staat auf der Grundlage des Rechts und der politischen Freiheit aufbauten und den Verkehr neu be lebten. Durchgreifende Reformen im gesamten Unterrichts wesen, eine neue Organisation der Gymnasien mit erweitertem Unterrichtsplan, das Aufblühen der Naturwissenschaften, der kolossale Aufschwung des wirtschaftlichen Lebens — alle diese Momente wirkten in günstiger Weise auf den Buch handel ein. Der deutsch-österreichische Buchhandel fühlt sich aus leicht begreiflichen Gründen stets als ein Teil des deutschen Buchhandels und betrachtet gern das deutsche Sprachgebiet mit Hinwegdenkung der schwarzgelben Pfähle als ein ein heitliches; über eine eigene vaterländische Statistik verfügt er kaum, die Versuche einer deutsch-österreichischen Bibliographie blieben stecken, und so ist es schwierig, Ziffern zu produzieren, die ein genaues Bild geben; immerhin ist es von Interesse, den rapiden Aufschwung der deutschen Bücherproduktion durch einige Ziffern illustriert zu sehen. Die Bücherverzeichnisse registrieren im Jahre 1800 3335 im ganzen deutschen Buch handelsgebiet erscheinende Werke, im Jahre 1875 10590, im Jahre 1905 dagegen 28 886, kein Wunder, wenn man von einer Überproduktion, von einer Bücherflut spricht. In gleicher Progression wuchs die Zahl der Wiener Buchhandlungen; die Korporation — hervorgegangen aus dem Gremium der bürgerlichen Buchhändler vereinigt mit den Kunst- und Musikalienhändlern — zählte am 31. De zember 1906 360 Mitglieder, unter diesen befanden sich 283 männliche, 35 weibliche, 42 juristische Personen. Die Zahl der protokollierten Lehrlinge betrug 79, und zwar 77 männliche und 2 weibliche. Die Zahl der Mitglieder der Gehilfenkrankenkasse betrug 710, diejenige der Hilfsarbeiter krankenkasse 1151. Das große Arbeitsgebiet der Korporation umfaßt neben der Pflege gemeinsamer gewerblicher Interessen auch die Leitung und Überwachung der durch die sozial politischen Gesetze geschaffenen Humanitären Einrichtungen. Kein Kenner der Vergangenheit wird Lust verspüren, ein Isuästor tsmporw soti zu sein. Damit soll aber nicht gesagt sein, daß wir in der besten aller buchhändlerischen Welten leben und daß die neue Zeit nicht neue Reformen heischen wird. Im Gegenteil! Auf den Tisch des hohen Hauses — des ersten, das in Österreich auf Grund des allgemeinen Wahlrechts Zu sammentritt — werden von allen Seiten Wunschzettel niedergelegt werden; mancherlei Begehren werden aus lokalen, aus parteipolitischen Gründen gestellt; die Wünsche, die der Buchhandel auf dem Herzen hat, betreffen das Gesamtwohl ebensosehr wie sein eignes: den Ausbau der Literarverträge zum Zwecke der internationalen Rechtssicherheit auf dem literarischen Gebiete, die Aufhebung des Kolportageverbots, das den meisten Kulturstaaten unbekannt ist, und endlich die Schaffung eines modernen Preßgesetzes. Alle diese Fragen werden nicht lange mehr ungelöst bleiben dürfen. Friedrich Schiller. Kleine Mitteilungen. Besuch englischer Journalisten in Deutschland. (Vgl. Nr. 122, 123, 125, 128 d. Bl.) — Das Präsidium des Komitees der englischen Journalisten hat vor seiner Abreise von Berlin an denHe-rzog zu Trachenberg, Fürsten von Hatzfeld folgendes Schreiben gerichtet: »Euer Durchlaucht bitten wir vor unsrer Abreise von Berlin uns zu gestatten, Ihnen selbst und durch Sie den Mitgliedern des Empfangskomitees unfern aufrichtigsten und tiefgefühltesten Dank ausiprechen zu dürfen für die uns während der ganzen bisherigen Reise erwiesene Liebenswürdigkeit und Gastlichkeit. Die für unser Wohlergehen und unfern Komfort von den Mit gliedern Ihres Komitees von Anfang bis zu Ende bewiesene Rücksicht hätte gar nicht größer sein können, und unsre Fahrten sind uns durch die unermüdliche Liebenswürdigkeit und Aufmerksamkeit der Herren, welche die Güte hatten, uns zu be gleiten und in Berlin sich unser anzunehmen, sehr bequem ge macht worden. »Der Aufenthalt in Ihrer Hauptstadt war für uns eine Quelle ständigen Interesses und Entzückens, und wir werden noch lange an der Erinnerung zehren an das von Ihrem Komitee veranstaltete großartige Bankett am Abend unsrer An kunft, und die herzlichen Worte der Begrüßung und des Ent gegenkommens bei dieser besondern Gelegenheit. Ebensowenig können wir unfern Empfang durch den Herrn Oberbürgermeister und den Magistrat von Berlin in dem prachtvollen Rathaus saale vergehen, die vornehme Gastlichkeit, die wir seitens der Handelskammer und im Reichstage erfahren haben, und die wirklich großartige Vorstellung, die uns heute abend im Opern hause geboten wurde. »Wir möchten ferner ehrcrbietigst zum Ausdruck bringen unser Gefühl für die außerordentliche Ehrung, die uns Seine Majestät der Kaiser hat zuteil werden lassen, als er uns in seinem Lande und in seinem Hause willkommen hieß, wenn wir hier die eigenen gnädigen Worte Seiner Majestät, die er heute zu uns in Potsdam sprach, zitieren dürfen. -Zum Schluß möchten wir der Hoffnung und der Zuversicht Ausdruck geben, daß dieser für uns selbst so denkwürdige Be such in Deutschland Frucht tragen möge zur Förderung gegen seitiger Freundschaft und Zuneigung zwischen unfern beiden Ländern. »Wir verbleiben Ihre gehorsamen Diener Fredk. W. Wilson, Präsident. Frederic W. Dickinson, Chrensekretär.» Von Berlin kommend, trafen die englischen Gäste am Sonn abend, 1. Juni, vormittags in Dresden ein und wurden vom Cinpfangskomitee nach dem Hotel geleitet. Eine Abordnung hatte die Ehre von Seiner Majestät dem König auf dem Königlichen Sckloffc in Audienz empfangen zu werden. Hierauf begaben sich die Gäste auf den festlich geschmückten Dampfer am Clbufer, wo sie vom Oberbürgermeister Or. Beutler begrüßt
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