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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.06.1907
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 06.06.1907
- Sprache
- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. 5760 Börsenblatt s. d, Dtschn. Buchhandel. vieles Gute und auch einige unvermeidliche — Makulatur darin finden. Wohl aber gedenke ich heute mit aufrichtiger Dankbarkeit der wohlwollenden Aufnahme bei der Universität, der liniversttäts- und Landesbibliothek und der Regierung, sowie der landcSväter- lichcn Fürsorge, womit mein Landesfürst, der Großherzog von Baden, und seine Regierung meine Tätigkeit von Anfang an be gleiteten. Der damalige Oberpräsident von Moeller nahm einen persönlichen Anteil an meiner Verlagstätigkeit, der allerdings bet seinem Nachfolger, Freiherrn von Manteuffel, in das direkte Gegenteil umschlug. Es wurde alsbald versucht, die beiden von Herrn von Moeller im Namen der Landesverwaltung mit mir abgeschlossenen Verträge betreffend die sogenannte »Moellersche Gesetzsammlung- und die Denkschrift des Freiherrn M. du Prel über -Die deutsche Verwaltung in Elsaß-Lothringen- umzu- stoßen. Bezüglich des ersten Vertrags verwies ich auf den Weg des Gerichts; der damalige Staatssekretär Herzog einigte sich infolge meiner persönlichen Aufklärung über die Zwecke des Werkes und über die Absichten des Oberpräsidenten von Moeller mit mir unter der Bedingung, daß ich einwilligte, den Titel -Ge setzsammlung für Elsaß-Lothringen- in -Sammlung der in Elsaß- Lothringen geltenden Gesetze- umzuändern. Der zweite Vertrag aber wurde von Freiherrn v. Manteuffel widerrechtlich umgestoßen, und ich mußte mich fügen, da der Verfasser in seiner Eigenschaft als Beamter doch dem Willen des Statthalters nicht hätte Wider stand leisten können. So ist von dieser Denkschrift in der Tat nur die erste Lieferung erschienen, obwohl die zweite schon fertig im Satz stand und das ganze Werk die wertvollsten Aufschlüsse über die Grundsätze, Ziele und Ergebnisse der Moellerschen Verwaltung gegeben hätte. Allerdings hätte es auch der Staatskunst deS Frei herr» von Manteuffel zu zweifelhafter Folie gedientI Ohne die versöhnlicheVermittlung des aufHerzog folgenden Staatssekretärs von Hofmann wäre damals mein Entschluß durchgeführt worden, nach Heidelberg überzusiedeln, wo ich vor derartigen diktatori schen Ausschreitungen sichergestellt gewesen wäre. »Bei dem Aufbau meines Geschäfts sind mir viele junge Kräfte hilfreich zur Seite gestanden und stehen mir auch heute noch zur Seite, denen ich allen — ganz besonders meinem wackern Prokuristen — für ihre treue und aufopfernde Mitarbeit innigen Dank schulde. Er schreckend viele davon sind leider schon in ein allzu frühes Grab gesunken; andre aber haben sich zu angesehenen Antiquaren und Verlegern aufgeschwungen, und ich freue mich, daß ich mich eins mit ihnen weiß in unfern beruflichen An schauungen und Zielen. -Die höchste Genugtuung für den Verleger ist das Ver trauen, das er in dem wachsenden Kreis seiner Autoren findet. Kein andres geschäftliches Unternehmen ist so sehr auf das Vertrauen gegründet wie das Verlagsgeschäft. Wo es fehlt, da fehlt die Grundlage für ein gedeihliches Wirken. Hat mir vom ersten Tage an diese so notwendige Grundlage nicht gefehlt, so bin ich doch weit entfernt, anzunehmen, daß ich es je allen, die mit mir zu tun hatten, recht gemacht habe. Von einzelnen weiß ich es sogar, daß es nicht der Fall ist. Aber ich war stets bereit, die am häufigsten vorkommende Autoren - Eitelkeit zu begreifen und zu entschuldigen, die gleich von einem halben Dutzend Auflagen schwärmt und die dem Verleger gram wird, weil er eS nicht über die erste ge bracht hat. Hat mir bei andrer Gelegenheit ein vielseitiger, gelehrter Entrepreneur, dem ich bisher nichts verlegt habe, einen nach seiner Ansicht allzu hohen Gewinn an meinen Unter nehmungen vorgeworfen, so konnte ich nur bedauern, daß der Vorwurf unbegründet war; und habe ich aus Gutmütigkeit ein bewußtes Opfer für ein zweifelhaftes Geistcsprodukt gebracht, um einem jungen Gelehrten zu helfen, während sich später herausstellte, daß er meine Leistung nicht nur für selbstverständlich, sondern für nicht weitgehend genug hielt, so straft mich dafür noch heute — und zwar mit Recht — ein Blick in dieses Verlagsverzeichnis. Doch was wollen solche vereinzelte tragikomische Erfahrungen besagen gegen die Summe von Vertrauen und Freundschaft, die ich in meiner fünfundzwanzigjährigen Tätigkeit gefunden habe? Aus vielen geschäftlichen Beziehungen ist aufrichtige treue Freund schaft erwachsen. Leider hat der Tod schon viele und grausame Lücken gerissenl In Wehmut gedenke ich des unvergeßlichen 129, 6. Juni 1S07. ten Brink, Hoppe-Seylers und E. Baumanns, der Herausgeber der »Zeitschrift für physiologische Chemie-, und vieler andern. Dieses Freundschaftsverhältnis zu zahlreichen Gelehrten hat es mir ermöglicht, in naher Fühlung mit der Wissenschaft zu bleiben, ihre Entwickelung zu verfolgen und hie und da auch einzugreifen durch die Anregung zu diesem oder jenem Unter nehmen. Wollte ich Namen nennen, so würde es eine lange Liste geben! -Allen diesen Freunden, Beratern, Helfern drücke ich heute dankerfüllt die Hand, vor allem dem verehrten Freund am nachbarlichen Oberrhein, mit dem ich mich nun seit mehr als zwanzig Jahren eng verbunden fühle und dessen wertvolle Ratschläge auf seinem Gebiet mir am heutigen Tag so klar aus diesem Verzeichnis entgegentreten. Das Zusammengehen mit Gelehrten zu gemeinsamem Wirken ist das Wesen des Verleger berufs; es hat zu den besten Zeiten bestanden seit Erfindung der Buchdruckerkunst; möge es immerdar bestehen zur Ehre des deutschen Verlagsbuchhandels, damit auch für seine Wirksamkeit der stolze Wahlspruch gelten darf, der mir täglich von dem Portal unsres schönen Kollegiengebäudes herableuchtet: Inttsris st Latrine. »Straßburg, den 22. Mai 1897. Karl I. Trübner.» Ein Bild seiner ungemein rührigen, geschickten und erfolg reichen, freilich auch nicht von Sorgen verschonten Verlagstätigkeit ist in diesem Bekenntnis gegeben. Aber es umfaßt nur die ersten 25 Jahre seines selbständigen Wirkens; ihnen sind inzwischen weitere volle 10 Jahre gefolgt, und diese haben dem Bestände jener Zeit manches gediegene Werk von hohem wissenschaftlichen Werte hinzugebracht. Insbesondre sei hier des bekannten Jahr buchs der gelehrten Welt -Minerva- gedacht, das mit den Jahren 1905/06den 1b.Jahrgang erreicht hat, von ihm selbst zuerst inGemein- schaft mit vr. Richard Kukula, später von ihm allein herausgegeben ist, ein Buch das über alle Personal- und Einrichtungs-Fragen der internationalen gelehrten Welt schnell und erschöpfend Aus kunft gibt, dem wissenschaftlichen Arbeiter unentbehrlich ist und jedenfalls eine unablässig aufzuwendende Riesensumme von Arbeit, Sorgfalt und Geduld erfordert, die der Verstorbene mit der ihm eigenen Aufopferungsfreudigkeit unverdrossen jahraus, jahrein geleistet hat. Ein weiteres ehrendes Zeugnis seines Gelehrten fleißes und seines klaren Urteils ist die unter Mitwirkung von vr. Gustav Fischer in Jena von ihm verfaßte Denkschrift, die er der aussehenmachenden Streitschrift Professor vr. Büchers über den Buchhandel wirksam entgegengestellt hat: -Wissenschaft und Buch handel. Zur Abwehr- (Jena 1903). Dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler war der Ver storbene allezeit ein treu ergebener, zuverlässiger Freund und Berater. Ist der bescheiden zurückhaltende Mann in großen Versammlungen auch kaum hervorgetreten, so hat er doch um so eifriger und nachhaltiger in Ausschüssen des Börsenvereins gewirkt und hier das Gewicht seiner Meinung in die Wagschale gelegt. Schon seit 1898 Mitglied des Vereinsausschusses, hat er von 1901 bis zu seinem Ausscheiden im Jahre 1904 dessen Vorsitz geführt; der Historischen Kommission des Börsenvereins hat er seit 1903 angehört; auch in dem außerordentlichen Ausschuß zur Abänderung einiger Paragraphen der Satzungen hat er mitgewirkt. In l)r. Karl Trübner hat der Deutsche Buchhandel einen seiner gediegensten und tätigsten Vertreter verloren. DaS Andenken des tüchtigen, treuen Mannes wird in der Mitwelt des Berufs, be sonders unter seinen Altersgenossen, unvergessen sein und dauernd in hohen Ehren gepflegt werden. (Red.) Zur Gründung des Vereins der Österreichisch-ungarischen Buchhändler. — Nr. 116 d. Bl. vom 22. Mai berichtet auf Seite 5191 über das fünfzigjährige Berufs- und Ehe-Jubiläum des Herrn Hermann Kolck in Troppau und nennt diesen den einzigen zurzeit noch lebenden Zeugen der im Jahre 1859 erfolgten ersten Gründung des Österreichischen Buchhändler-Vereins. Das stimmt nicht ganz, insofern auch ich als damaliger Eigentümer der Mayrischcn Buchhandlung in Salzburg mich nach Wien be geben hatte und den genannten Verein gründen half. Vielleicht lebt außer Herrn Kolck und mir doch noch irgendwer von dessen ursprünglichen Mitgliedern. Das festzustellen wäre ja wohl dem jetzigen Vorstand möglich, wenn es sein müßte. München, 30. Mat 1907. Theodor Ackermann.
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