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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.06.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-06-05
- Erscheinungsdatum
- 05.06.1907
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. Joseph Jolowicz -j-. Am 4. Mai starb, wie im Börsenblatt schon kurz be richtet wurde, in Posen nach kurzem Krankenlager der Buch händler Herr Joseph Jolowicz. Es gebUhrt sich, die Hauptzüge seines Lebens, seiner Persönlichkeit und seines Wirkens festzuhalten. Denn nicht nur einer der tüchtigsten Antiquare, auch ein vortrefflicher, liebenswürdiger Mensch ist mit ihm dahingeschieden. Joseph Jolowicz wurde am 25. Januar 1840 in Santomischel geboren. Er besuchte das Friedrich-Wilhelms- Gymnasium in Posen bis zur Prima, erlernte den Buch handel bei vr. Simon in Firma Calvary L Co. in Berlin, ging sodann nach Zürich und Paris und kehrte 1862 nach Posen zurück. Er erwarb im selben Jahre die Buchhandlung des vr. Moses und führte sie, nachdem er das Buchhändlerexamen, das damals noch obligatorisch war, bestanden hatte, unter eignem Namen weiter. Seitdem gehörte sein Leben seiner Heimatprovinz und der Stadt Posen; sein Wirken aber erstreckte sich weit darüber hinaus. Wie er durch Fleiß, Umsicht und Ge- schäftstllchtigkeit seine Buchhandlung und sein Antiquariat zur Blüte und zum Ansehen brachte, so fehlte es ihm auch nicht an äußeren Erfolgen andrer Art. Seit 1896 war er Vorsitzender des Posener Provinzial-Buchhändler-Verbandes, auch war er Mitglied der vom Börsenverein für den Deut schen Buchhandel eingesetzten Kommission zur Ausarbeitung einer Restbuchhandels-Ordnung. Mit allen Eigenschaften eines Antiquars im besten und wissenschaftlichen Sinne des Worts ausgestattet, hat er diese Seite seiner Berufstätigkeit besonders gepflegt, ohne die allgemeinen buchhändlerischen Interessen aus dem Auge zu verlieren. Im Laufe der Jahrzehnte hatte er sich eine erstaunliche Fülle von Wissen auf dem antiquarischen Gebiete, namentlich in seinen Spezial fächern, angeeignet, und immer war er gern bereit, Auskunft und Rat zu erteilen. Ein Vergnügen war es, in seinem kleinen Kontor neben dem Laden am Alten Markt ein Stündchen zu verplaudern und sich an dem Behagen zu er freuen, das er mit dem ihm eignen heitern Sinn aus dem Betreiben seiner antiquarischen Liebhabereien zu schöpfen wußte. Seit sechs Jahren stand ihm einer seiner Söhne als Sozius zur Seite. Glücklich in seinem Familienleben, angesehen unter seinen Mitbürgern, aibeitsfroh und gesund, bis ihn eine tückische Krankheit in wenigen Tagen dahin raffte, war ihm ein gesegnetes Leben beschicken. Sein Ruf als Antiquar war in Deutschland wie im Ausland fest begründet. Die von ihm veröffentlichten 164 Antiquariatskataloge geben ein Bild von seiner eignen Entwicklung und der seines Antiquariats. Wenn auch grund sätzlich alle Wissenschaften gepflegt wurden, so suchte er sich doch mit zunehmenden Jahren mehr und mehr zu speziali sieren. Beim Einkauf und bei der Bewerbung um größere Sammlungen richtete er sein Augenmerk auf Polonica und Slavica im allgemeinen, auf Judaica und Hebraica sowie auf deutsche Literatur, namentlich auf die Romantiker. Aber auch für Sagenkunde, Schach, geheime Wissenschaften und — sein persönliches Lieblingsgebiet — Freimaurerei hatte er be sonderes Interesse. Seine slavischen Kataloge fanden große Anerkennung. Das gilt namentlich von den vier zuletzt ver öffentlichten, den Antiquariatskatalogen Nr. 161 bis 164, die sein gesamtes slavisches Lager umfassen. In dem mir vorliegenden Briefe eines der besten Sachverständigen auf dem Gebiete der slavischen Literatur heißt es von den Katalogen Nr. 161 und 162: »Wie viel Wissen darin steckt, kann nur der beurteilen, der einige Erfahrung in dieser Materie hat. Soviel steht fest: das kann kein andrer Buchhändler in Europa nachmachen, und die beiden Kataloge sind ein wichtiger Beitrag zur polnischen Literärgeschichte.« Dauernde Verbindungen unterhielt Jolowicz mit vielen großen Bibliotheken, mit deren Leitern er auf seinen Reisen häufig auch in persönliche Berührung trat. Wie begreiflich, waren es gerade die größten Bibliotheken, die zu den regel mäßigsten Käufern gehörten, so die Königliche Bibliothek in Berlin und namentlich auch die Kaiserliche Öffentliche Bibliothek in St. Petersburg; für die letztgenannte hatte Jolowicz jahrelang fast sämtliche polnische und klein russische Literatur zu liefern und monatliche Bestellungen nach dem Lrr.s'voättik bibiio^r-sürrli^ zu erledigen. Auch die literarische Tätigkeit gibt uns ein Bild seiner Persönlichkeit. Mit Lebhaftigkeit an allen Fragen des Buchhandels sich beteiligend, nahm er Stellung dazu teils mündlich in Versammlungen, teils durch schriftliche Meinungsäußerung in diesem Blatte. Seine Spezial- und Lieblingsgebiete aber waren polnische Bibliographie und polnische Buchdruckgeschichte. Die meisten seiner in diese Ge biete einschlagenden Veröffentlichungen sind in der Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen, zu deren Gründern er gehörte, erschienen. Ans den in der Zeitschrift enthaltenen Aufsätzen seien die folgenden genannt: Sammel wut und Bücherliebhaberei mit besonderer Berücksichtigung der Posener Verhältnisse (1886); über ein neu aufgefundenes Kisesl« ?o8vsoisii8s (1888); über die Buchdruckerkunst und ihre Verbreitung in Polen (1889); über E. T. A. Hoffmann und Freiherrn v. Gaudy, die sich beide vorübergehend in Posen aufgehalten haben (1890); über Daniel Chodowiecki und Jeremias Falck (1891); über polnische Bibeln (1893); über eine bisher unbekannte Posener Wochenschrift aus süd preußischer Zeit, die »Südpreußischen Unterhaltungen« (1899). Für die von mir herausgegebene »Festschrift zur Begrüßung der sechsten Versammlung Deutscher Bibliothekare in Posen 1905« lieferte Jolowicz einen sehr instruktiven Beitrag unter dem Titel: Die polnische Bibliographie in ihrer Ent wicklung und ihrem gegenwärtigen Stand. Als Verleger beschränkte er sich hauptsächlich auf das Gebiet der Heimatgeschichte. Erwähnt seien: Christian Meyer, Geschichte des Landes Posen, 1881; das vortreffliche Buch von Leo Wegener: Der wirtschaftliche Kampf der Deutschen mit den Polen um die Provinz Posen, 1903; endlich die angesehene Juristische Monatsschrift für Posen, Ost- und Westpreußen und Pommern, die jetzt im zehnten Jahrgang erscheint. Außerdem debitierte er die Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen. Daß Joseph Jolowicz durch seine Liebhaberei für polnische Literatur und alles, was damit zusammenhängt, in seiner gut deutschen Gesinnung nicht im mindesten be rührt wurde, sei an letzter Stelle, aber nicht als Geringstes hervorgehoben. Posen, im Mai 1907. Professor vr. Focke, Direktor der Kaiser-Wilhelm-Bibliothek. Zur Hundertjahrfeier der Korporation der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler. (Vgl. Nr. 127 d. Bl.) Aus der Festschrift Carl Junkers (Wien), des Kon sulenten der Korporation, zur Hundertjahrfeier der Korpo ration der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler,
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