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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.06.1907
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 04.06.1907
- Sprache
- Deutsch
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127, 4. Juni 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn, Buchhandel. 5663 hätte die Sammlung des ganzen Materials und die Be arbeitung internationaler Fachkataloge zu übernehmen. Die Herstellung eines Gesamtrepertoriums der Welt literatur will der Verfasser auf folgende Weise hecbeiführen: Man nimmt den größten gedruckten Katalog, z. B. den des British Museum in London. In diesem Katalog ver sieht die zweitgrößte Bibliothek, etwa die Pariser Sibüo- tkdgas national«, die Titel die sie besitzt, mit einem Zeichen, und fügt diejenigen hinzu, die in Paris vorhanden sind, aber nicht im British Museum, und so fort. Dies sind im großen und ganzen die Gesichtspunkte, die in dem Schriftchen noch weiter ausgeführt werden, auf welche Ausführungen ich hiermit verweise. » » « Wenn ich ausnahmsweise über den Rahmen hinaus greife, der den Kreis meiner Studien umschließt, so geschieht es, weil das Buch, auf das ich Hinweisen will, von einem Buchhändler geschrieben ist und in einem Buchhändlerhause spielt. »Arme, kleine Eva!« Von Paul Langenscheidt*) kann als Beweis dafür dienen, daß man die heikelsten Dinge sagen kann, ohne je lüstern oder gar lasziv zu werden, wenn man selbst von sittlichem Ernst erfüllt ist und auch die Absicht hat, diesen sittlichen Ernst in seinen Lesern zu erwecken. - Die Fabel des Romans ist bald erzählt. Hans Wilberg, ein junger Buchhändler, hat in dem Hause seines Vormunds, eines angesehenen Berliner Verlagsbuchhändlers, den Buch- - Handel erlernt, dann sein Jahr als Einjährig-Freiwilliger ^ bei den Königshusaren gedient und kommt nun zurück nach Berlin, um in der Buchhandlung seines Lehrherrn und Vor munds eine Gehilfenstelle anzunehmen. Schon als halbes Kind von einem Dienstmädchen in seinem elterlichen Hause verführt, vermögend, von leichten Sitten, von ungesunder Sinnlichkeit, hat er schon in früher Jugend Frauenliebe in reichem Maße genossen und noch mehr begehrt. In dem Hause seines Lehrherrn, in dem er gastfreundlich ausgenommen wird, findet er die Tochter, die er als eckiges, unreifes Kind verlassen, als erwachsene Jungfrau wieder, und sofort bemächtigt sich seiner der Gedanke, daß er dieses Mädchen besitzen müsse. Eva, die ihm als Jugendgenossen offen und herzlich gegenübertritt, hat den hübschen, kecken Jungen stets gern gemocht, und diese Freundschaft steigert sich bald zu leiden schaftlicher Liebe. Hans Wilberg hat ja den Gedanken, Eva zu heiraten; dieser Verbindung stellen sich aber in seiner Jugend und namentlich bei seiner sehr bescheidenen buchhändlerischen Befähigung und seinem mangelnden Fleiß Hindernisse entgegen. Nachdem die beiden sich gefunden haben, weiß der bei Frauen sehr glückliche Hans die ahnungslose Eva Schritt vor Schritt in seine Netze zu locken, bis er sie zu einem Besuch in seiner Wohnung verleitet, bei welcher Gelegenheit er sie in brutalster Weise vergewaltigt. Als die Folgen sich einstellen, versucht er sie zu veranlassen, sich ihrer zu entledigen, wozu das Mädchen zuerst bereit ist, dann aber sich dem Ansinnen entschieden widersetzt Durch Drohung und Gewalt weiß er aber sein Vorhaben durchzusetzen, versucht dann durch die Drohung, die Sache an die große Glocke zu hängen, seinen Prinzipal, aus dessen Hause er inzwischen wegen Untüchtigkeit entlassen worden ist, zu zwingen, ihm die Hand seiner Tochter zu geben. Aber an dem ehrenhaften Sinn des Vaters und an dem Abscheu, den die Tochter vor dem niedrigen Charakter des vorher Geliebten empfindet, prallt die Erpressertätigkeit des Lüstlings ab, der Vater macht im Einverständnis mit der Tochter dem Kriminalgericht Anzeige, und die Tochter selbst befördert den Brief zur Post. Diese einfache Geschichte entwickelt sich nun so unauf- *)8°. o. 1.240 S. Verlegt bei l)r. P. Langenscheidt. Preis 3. —. dringlich, so folgerichtig vor dem Leser, daß er sie mitzu erleben meint. Der knorrige, alte Buchhändler, der sich aus kleinsten Verhältnissen heraufgearbeitet hat, streng gegen sich und andre, ein Ehrenmann vom Kopf bis zur Zehe; die Mutter eine Frau, die immer noch die früheren kleinen Ver hältnisse nicht vergessen kann, den modernen Zuschnitt des Hauses nur duldet wegen ihres Gatten, zu dem sie wie zu einem Gott aufsieht; die Tochter, die in ihrer Unschuld an Böses nicht denkt; der junge Genußmensch, der glaubt, daß Gott die Frauen nur für ihn geschaffen habe; daneben köstlich gezeichnete Nebenfiguren, die Zimmervermieterinnen von Hans in der Provinz und in Berlin, die verliebte kleine Steno typistin u. a. m., alle fügen sie sich in das Ensemble unge zwungen ein und machen das Buch spannend, ohne die üble Nebenbedeutung des Worts. Auch die Moral tritt nie aufdringlich hervor, die sittliche Tendenz aber ist aus jeder Zeile zu spüren. Mit einem Wort, ein gutes Buch! Noch ein zweites Buch desselben Verfassers liegt mir vor: »Um nichts!« Ein Duellroman.*) Dieser Roman spielt in Offizierskreisen und schildert, wie dem Moloch: »Duell« aus nichtigsten Ursachen, wirklich um »nichts« ein Menschenleben geopfert und eine tüchtige, brave Familie vernichtet wird. Dieselben guten Eigenschaften, die ich bei der »armen, kleinen Eva« hervorgehoben habe, kann ich auch dieser Arbeit nach rühmen. In meiner Besprechung der »Geordneten und ordent lichen Buchführung von Prof. Crome«**) habe ich angeführt, daß die Rechtsgelehrten den trotz der Sollvorschrift des Z 43 Abs. 2 des neuen Handelsgesetzbuchs im Buchhandel üblichen »fliegenden Konten« sehr skeptisch gegenüberstehen, obwohl ihr Gebrauch meines Erachtens keinem Bedenken unterliegt, vorausgesetzt, daß die Fakturen (summarisch) in ein Fakturen- bezw. in ein Auslieferungsbuch eingetragen werden, das ge bunden und paginiert ist. Um die buchhändlerischen Blattkonten dem Wortlaut des Handelsgesetzbuchs näherzubringen, hat Hans Mahnung in Leipzig-R., Hohenzollernstraße 3, »Blatt- konten in Buchform« herausgegeben, die den handelsgesetzlichen Forderungen besser entsprechen sollen als die bisherigen Blattkonten. Ich kann mich nun nicht überzeugen, daß die Neuerung wesentliche Vorteile hat. Die Neuerung be steht lediglich darin, daß man ein gebundenes Buch bezieht, dessen Blätter zweiteilig sind: sie bestehen aus dem Blatt selbst und einem Stumpf, zwischen denen eine Per forierung sich befindet. Jedes Blatt und sein Stumpf sind gleichmäßig foliiert, ebenso ist die Firma auf Stumpf und Blatt zu setzen. Es wird empfohlen, die Perforierung an einer oder mehreren Stellen mit einem Stempel zu ver sehen. Beim Gebrauch werden die Blätter abgetrennt und wie die jetzigen Blattkonten verwendet, der Stumpf bleibt im Einbande. Als Vorzug dieser Einrichtung rühmt der Er finder, daß kein Blatt gefälscht oder vertauscht werden kann, da Blatt und Stumpf sowie der Stempelabdruck genau zu sammenpassen müssen. Ich will hoffen, daß ich die Ein richtung richtig verstanden habe; in diesem Falle kann ich ihr aber keinen großen Vorzug vor der bisherigen zuer kennen. Es ist eine eigentümliche Zumutung, daß man ein ge bundenes Buch nehmen und dann die Blätter Herausreißen soll; wenn man dies will, braucht man doch nicht erst ein Buch binden zu lassen. Da die Bücher nicht billig sind und dies auch der teuren Herstellung wegen nicht sein können — 100 Blatt kosten 11 ^ 50 H, 200 Blatt --- 17 ^ 50 *) 8". o. I. IV, 221 S. Verlegt bei vr. Paul Langenscheidt, Berlin. Preis ^ 3.—. **) Prager, Bücher, Menschen, Ding«. S. 100 ff. 740'
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