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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.12.1903
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- Erscheinungsdatum
- 12.12.1903
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- Deutsch
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^ 288, 12. Dezember 1903. Nichtamtlicher Teil. 10375 jährige bewährte Leitung den Ruhm des Welthauses, dessen alleiniger Inhaber er seit 1892 ist, befestigt und gemehrt hat, unsre aufrichtigen Glückwünsche zu diesem vollen Ehrentage aus. Red. d. Börsenblatts f. d. dtschn. Buchhandel. Am 13. Dezember kann die Firma A. Hartleben in Wien auf einen hundertjährigen Bestand zurückblicken und ein Jubiläum feiern, das bisher unsers Wissens nur vier Wiener Häuser: Artaria, Gerold, Pichler und Wallishausser, begehen konnten. Allerdings ist die Firma A. Hartleben in Wien selbst nicht begründet worden und befindet sich heute nicht mehr in der Familie ihres Gründers; aber diese Feier wird dadurch besonders bemerkenswert, daß das Haus seit seiner Gründung erst den dritten Leiter gesehen hat und dieser heute noch in vollster Schaffenstätigkeit steht, während der zweite Besitzer erst vor wenigen Tagen dahingeschieden ist.*) Der Gründer des Hauses war Konrad Adolf Hart leben, der am 26. August 1778 in Mainz geboren wurde. Sein Vater war der kurmainzische Hof- und Regierungsrat Fr. I. Hartleben, der sich durch viele, meist juridische Schriften einen geachteten Namen erworben hat. Mit 15 Jahren trat er in das kurmainzische Regiment als Kadett ein und machte in der fast ein Jahr dauernden Blockade alle militärischen Ereignisse mit. Im Jahre 1794 schied er aus dem Dienst und ging 1795 mit seinem Vater nach Wien, wo er 1797 das erste Jahr Jus ehrenvoll absolvierte. In demselben Jahre ließ er sich, da das allgemeine Aufgebot berufen wurde, in die Universitäts brigade einreihen, wurde zum Offizier befördert und erhielt bei Auflösung des Korps die Offiziersmedaille. Familien verhältnisse bestimmten ihn, im folgenden Jahre die juristische Laufbahn zu verlassen und sich mit literarischen Unternehmungen zu beschäftigen. 1801 gab er »Malerische Darstellungen aus Österreich« heraus, das erste Werk dieser Art, das viele Ab nehmer und zahlreiche Nachahmer fand. 1802 kaufte er die Buchhandlung des I. v. Jvanics in Ofen und erhielt am 13. Dezember 1803 die Bewilligung zur Errichtung einer Buchhandlung in Pest. Im Jahre 1844 verlegte er dann den Hauptsitz seiner Verlagshandlung nach Wien, um bei der damaligen Schwerfälligkeit der Verkehrswege den Bezug seiner Werke besser zugänglich zu machen. Cr firmierte von da ab C. A. Hartleben's Verlags expedition in Pest, Wien und Leipzig. Von 1851 an wählte Hartleben seinen ständigen Aufenthalt in Wien und besuchte uur mehr von hier aus zeitweilig das von sehr- verläßlichen Männern geleitete Sortimentsgeschäft in Pest. Schon in den ersten Jahren seiner Etablierung ent faltete er einen regen Unternehmungsgeist und gründete nach und nach einen sehr namhaften Verlag, der von seiner Energie und Intelligenz lebendiges Zeugnis gibt. Es ist verständlich, daß die meisten Verlagsunternehmungen aus dieser Zeit jetzt mehr oder minder vergessen und veraltet sind. Wir finden aber darunter Werke, die teils durch die Namen ihrer Autoren, teils durch die Größe ihrer Anlage heute noch erwähnt zu werden verdienen. Hierher gehören: Hammer- Purgstall, Geschichte des osmanischen Reiches, 10 Bände mit Karten und Plänen, 1828—1833, und die Geschichte der osmanischen Dichtkunst, 4 Bände, 1836, desselben Verfassers; — Mepnerts Geschichte von Österreich, 8 Bände, 1843—1846; — Miniaturgemälde aus der Länder- und Völkerkunde, 50 Teile mit 500 Kupfern, 1826—1828; — Panorama der österreichischen Monarchie mit 120 Stahlstichen, 1833—1842; — Treitschke, Naturhistorischer Bildersaal, mit 180 kolorierten Stahlstichen, 1840—1842; — Jardines naturgeschichtliches Kabinett mit). 386H kolorierten Stahlstichen, 1836—1842; *) Vergl. Börsenblatt Nr. 281 v. 4. Dezember^1903. — Feuchtersleben, Geist deutscher Klassiker; — das in mehr als zwölf Auflagen erschienene Buch Galettis Welt kunde; — der neue Plutarch mit 600 Porträts, und das großartige, mehr als 2000 Lieferungen umfassende Lese- kabinett, das 1846 begründet wurde und von dem mehrere Serien erschienen sind (historisches, belletristisches, neues belle tristisches, neuestes belletristisches Lesekabinett). Die Bedeutung von Hartlebens Tätigkeit geht am besten aus den Worten hervor, die ihm Rudolf Lechner nach gerufen hat: »Das Buch der Taten, wie wohl jeder Verleger seinen Katalog nennen darf, weist bei Hartleben eine höchst anerkennenswerte Tätigkeit auf, und wenn wir die un glücklichen Verhältnisse ins Auge fassen, unter denen die literarische Produktion in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts in Österreich seufzte, wenn wir bedenken, wie die Zensur das geistige Leben zum Krüppel ver stümmelte und der Zunftzwang jede freiere Entfaltung der Hilfsmittel verhinderte, so hat Hartleben überhaupt alles geleistet, was einem intelligenten und energischen Unternehmungsgeiste in den damaligen Schranken zu leisten möglich war, und sein Verlag gereicht nicht bloß dem österreichischen, sondern auch dem gesamten deutschen Buchhandel zur Ehre.« Hartleben erfreute sich trotz seines hohen Alters bis kurz vor seinem am 5. April 1863 erfolgten Ableben einer aus gezeichneten Gesundheit. Ein Sohn und eine Tochter, die zwei einzigen Kinder einer glücklichen Ehe, waren ihm frühzeitig durch den Tod entrissen worden, und so setzte er testamentarisch seinen Großneffen Adolf Hartleben zu seinem Erben ein. Bald nach dem Tode des Gründers fand eine Trennung seines Geschäfts in selbständige Abteilungen für Sortiment (Budapest) und Verlag (Wien) statt. Den gesamten deutschen und ungarischen Verlag (letztem bis 1866) übernahm Adolf Hartleben. Adolf Hartleben war im Jahre 1835 in Neu-Gradiska an der kroatisch-slawonischen Militärgrenze geboren, wo sein Vater als Vorstand der k. k. Forstbehörde tätig war. Durch das Jahr 1848 plötzlich in seinen Studien unterbrochen, trat er im Jahre 1851 als Kadett in das 14. Grenz- Jnfanterieregiment ein, wurde in das k. k. Geniekorps versetzt, um hierauf iu der Geniekorpsschule den dreijährigen Kursus durchzumachen. Später, auf seinen Wunsch zum k. k. 9. Ulanen regiment versetzt, diente er bis gegen Ende 1861 als Offizier und Adjutant zur vollsten Zufriedenheit Im Jahre 1861 erhielt er einen ehrenvollen Abschied, als seitens seines Groß oheims, C. A. Hnrtleben, in Anbetracht, daß letzterer kinder los war, das Verlangen ausgesprochen wurde, ihm die Rechte eines Nachfolgers in der Firma einzuräumen, und er diesem Rufe folgte. An A. Hartleben trat nun die Notwendigkeit heran, sich auf einem ihm bis dahin fremden Gebiet ein zuleben. Mit einem Interesse, das sich von Tag zu Tag steigerte, bemächtigte er sich der ihm gewordenen Aufgabe; die großen und edlen Ziele, die sich der deutsche Buchhandel auf dem Felde der Kultur und Aufklärung mit hingebendem und opferwilligem Streben gestellt hat, erfüllten seine Seele mit stets neuem Drange, die ihm anvertraute Firma, mit Pietät für deren Gründer immer weiterer Entwicklung entgegen zuführen. In diesem Streben wurde er durch seinen Kom pagnon, Eugen Marx, hingebend unterstützt, den er, als er bei Steinacker in Leipzig sich zum buchhändlerischen Beruf vorbereitete, kennen und schätzen gelernt hatte. Geschäfts- und Familienverhältnisse bestimmten jedoch Adolf Hartleben schon im Jahre 1870, seinen Wohnsitz nach Leipzig 7zu verlegen. Dort traf ihn die Auszeichnung, daß ihm Kaiser Franz Josef I. den erblichen Adel verliehen und 1374*
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