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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.03.1908
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 31.03.1908
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- Deutsch
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3703 Börsenblatts, d. Dtschn Buchhandel Nichtamtlicher Teil. 75, 31. März 1S08. Gesamtbild, das die von Diederichs gebotene Ausstellung zeigt, ein so charaktervolles und echt deutsches, daß man hier von jeder einzelnen Publikation den Eindruck des Uber seine Ziele sich völlig klaren Urhebers empfängt. Neben E. R. Weiß ist es besonders F. H. Ehmcke, der hier schöpferisch in Tätigkeit getreten ist und mit schlichten Mitteln eine Reihe hervorragender Buchschmuckarbeiten geliefert hat. Genannt seien »Leonardo da Vinci, der Denker, Forscher und Poet« nach veröffentlichten Handschriften, Answahl, Übersetzung, Einleitung von Marie Herzfeld — »Franz Overbeck und Friedrich Nietzsche«, eine Freundschaft nach ungedruckten Dokumenten mit der bisherigen Forschung dar gestellt von Albrecht Bernoulli. Diese Publikationen von S.Fischer, Berlin, haben einen rein typographischen Charakter, tragen aber dabei ein durchaus künstlerisches Gepräge. Mit weiteren stil- und geschmackvollen Ausgaben sind vertreten: Bard, Marquardt L Co.-Berlin, u. a. mit »Gedichten Walters von der Vogelweide«, die Melchior Lechter mit Buchschmuck versehen, und »Ulrich von Hutten«, einem Buch, das Sattler ausgestattet hat. Ferner haben sich beteiligt die Berliner Verlagsfirmen Karl Schnabel und Bruno Cassirer, die Münchener Albert Langen, Hans von Weber und Georg Müller, die Literarische Anstalt von Rütten L Loening in Frank furt a. M., die ebenfalls eins der am schönsten ausgestatteten Bücher in der auch von E. R. Weiß geschmückten »Geschichte des Rabbi Nachmann, ihm nacherzählt von Martin Ruber«, aufzuweisen hat. An der künstlerischen Ausstattung der köst lichen Bilderbücher aus dem Verlage von Hermann L Friedrich Schaffstein in Köln a. Rh. haben sich E. R. Weiß, Karl Hofer, Franz Hein und F. von Freyhold beteiligt. Ernst Kiesling. Moderne Buntpapiere und ihre Verwendung zu Bucheinbänden. Uber die Verwendung der modernen Buntpapiere hielt kürzlich Herr vr. pbil. H a n s S a ch s in Berlin an Hand einer größeren Aus stellung einen recht interessanten Vortrag und gab dabei Bücherfreunden und -Liebhabern, deren Zahl in neuerer Zeit immer größer wird, An regungen über die künstlerische und ästhetische Ausstattung ihrer Bi bliothek. Der Vortragende bemerkte einleitend, daß durch verständigen Ge brauch und richtige Auswahl der Buntpapiere selbst der weniger be mittelte Bücherfreund, der sich keine Ganzlederbände leisten könne, in der Lage sei, seine Kostbarkeiten in gediegener, seinem Geschmack entsprechender Weise einbinden zu lassen. Es sei daher von allen denen, die bestrebt seien, ihren Büchern ein dem Inhalt entsprechendes, wür diges Gewand zu geben, mit Freuden begrüßt worden, daß eine bereits in früheren Jahrhunderten gepflegte Handwerkskunst, die Anfertigung der Buntpapiere, von der Industrie des neunzehnten Jahrhunderts wieder ausgenommen und von Künstlern und Kunsthandwerkern neu belebt worden sei. Um nicht mißverstanden zu werden, erklärte Herr vr. Sachs von vornherein, daß er kein prinzipieller Gegner der Verlegerbände sei, auch diese hätten ihre Vorzüge, da sie dem Publikum die Anschaffung bereits gebundener Bücher ermöglichen. Den Ansprüchen der Bücher freunde, namentlich solcher, die ihre Bibliothek einheitlich oder nach einem bestimmten Prinzip ausstatten wollen, würden sie aber nicht immer genügen, denn der Fabrikband könne nun einmal den Einzelband der Handbuchbinderei nicht ersetzen. Der Kunst des Buchbinders sei in neuerer Zeit durch die immer mehr vervollkommnete Maschinenarbeit ein großer Feind erwachsen, die Aufträge für kunstvoll mit der Hand hergestellte Bucheinbände seien dadurch immer seltener geworden und hätten sich schließlich auf einen kleinen Kreis von Liebhabern beschränkt. Seit etwa zwanzig Jahren sei auch in Deutschland der künstlerische Einband, der in Frank reich und England bereits zwei Jahrzehnte früher seine Neubelebung erfahren habe, wieder mehr in Aufnahme gekommen; die Kunst des Buchbinders sei in den letzten Jahren durch neue Ornamentik, neue Technik und neue Ausdrucksformen belebt worden, und die Zahl derer, die ihr sorgsame Pflege angedeihen ließen, werde immer größer. Ledcrbände seien im Preise sehr teuer, ihr Besitz ließe daher viel fach einen Schluß auf die Mittel wie auf die künstlerische oder ästhetische Bildung des Besitzers zu; diese komme viel mehr in den vielen scheinbar nebensächlichen Kleinigkeiten, z. B. in den Tisch- oder Neujahrskarten, Familienanzeigen u. s. w., die der Einzelne zu seinem Gebrauch be stimme, zum Ausdruck. Eine andere Gelegenheit, sich von dem künst lerischen Empfinden eines Mitmenschen zu überzeugen, biete die Be sichtigung seiner Bibliothek, und da seien nicht Prachteinbände, nicht kostbare Lederbände maßgebend, sondern die einfachen, schlichten Bände, die nach seinen eigenen Angaben beim Buchbinder bestellt seien. Nicht alle unserem Auge bunt, das heißt farbig erscheinenden Papiere, so erklärte der Vortragende, könne man als »Buntpapiere« bezeichnen; es seien darunter nur solche zu verstehen, die nach der Fabri kation auf einer Seite durch Aufträgen von Farben, Lacken, Bronzen, gleichviel ob durch Hand- oder Maschinenarbeit, verziert worden seien. Würde während der Fabrikation der Rohpapiere ein Farbstoff hinzu gesetzt, so erhielten sie den Namen »gefärbte Papiere« oder »farbige Rohpapiere«. In Deutschland würde die Begründung der Buntpapier-Industrie dem Bankier Alois Des sauer in Aschafsenburg zugeschrieben, der dort im Jahre 1808 die Papierfärbe-Einrichtung eines kleinen Buch binders habe übernehmen müssen; es sei jedoch erwiesen, daß schon vorher vom Kunsthandwerker gute Buntpapiere hergestellt worden seien, die als Aktendeckel oder Hüllen von Kirchenrechnungen gedient hätten und die gegen das Blau und Grau der Aktendeckel in den heutigen Kanzleien merkwürdig abstechen. Je nach der Art der Herstellung unterscheide man sehr viele Arten Buntpapiere. Die einfachste und älteste Art, die Papiere farbig zu verzieren, sei die Streich- und Sprengtechnik, bei der die Farben mittels Bürsten und Pinsel aufgetragen wurden; auch kleine Gittersiebe hätten Verwendung gefunden, mit deren Hilfe man kleine Tropfen anderer Farbe ausspritzte. Gegen das Jahr 1840 habe die maschinenmäßige Herstellung dieser Papiere begonnen, die Technik hierin sei auf einer kaum noch zu übertresfenden Höhe angelangt; aber die künstlerische Ausführung habe mit den technischen Errungenschaften nicht gleichen Schritt gehalten, obwohl die neuere Farbenchemie genügend neue Mittel biete, um kraft- und saftvollere Muster anzufertigen. Diese Papiere, die unter dem Namen Kiebitz-, Achat-, Türkischmarmor u. s. w. in den Handel kommen, zeichnen sich durch ihre Billigkeit aus und werden daher viel zu Schulbüchern benutzt. Als künstlerisch höher stehend bezeichnete der Vortragende die Tunk- oder Marmorpapiere; ihre Herstellung sei individueller und zeige charakteristische Handarbeit. In Deutschland habe Otto Eckmann die ersten Versuche mit neuartigen Tunkpapieren gemacht, der zu guten Resultaten gelangt sei und dem sich viele andere Künstler angeschlossen hätten. Der Name Marmorpapiere eigne sich für diese Gruppe nicht, er kennzeichne die Technik nicht und sei besser durch »Tuukpapiere« zu ersetzen. Gegen Mitte des 18. Jahrhunderts sei der Model- und Walzen druck als Ersatz für die bis dahin gepflegte Reliefprägung in Aufnahme gekommen. Das Vorbild hierzu hätte die Kattundruckerei gegeben, die mit Holzmodeln ihre Muster aufdruckte. Solche ließen sich auch auf Papier abdrucken. Die Holzmodel waren aus Buchsbaum holz hergestellte Klötze, in welche die Zeichnung vertieft eingeschnitten wurde. Kattundruckereien hätten früher oft eine kleine Nebenfabrikation von Buntpapieren betrieben. Auch noch in einem anderen Gewerbe habe man solcherlei Holzmodel in ausgedehntem Maße verwendet, und zwar der Honigbäcker oder Lebzelter, wie sie früher hießen. Nachdem das Muster, das der Kuchen später erhalten sollte, recht tief aus der Buchsbaummodel herausgearbeitet war, preßte der Lebzelter den dichten, zähen Honigteig hinein, nahm ihn dann vorsichtig heraus, trocknete ihn und ging dann erst zum Backen über, wobei freilich die schönen, scharfen Konturen der Holzmodel zum Teil verloren gingen. Es sei interessant, zu beobachten, wie damals die Kattundrnckereien, die Buntpapierfabriken und die Honigbäcker unter Ausnutzung der gleichen Arbeitswerkzeuge Hand in Hand gearbeitet hätten. Diese Art Herstellung der Buntpapiere sei jetzt fast ganz eingegangen. Das neunzehnte Jahrhundert habe die Anwendung des Stein drucks in der Buntpapierfabrikation gebracht, durch den wieder prächtige, leuchtende Farben eingeführt worden seien. Als letzte Gruppe besprach der Vortragende die Kleisterpapiere. Deren Anfertigung sei nicht neu, schon die alten Buchbinder des achtzehnten Jahrhunderts hätten diese Kunst gepflegt. In ihrer Neu-
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