^ 65, 19. März 1908. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f, d. Dtschn. Buchhandel. 3195 Emil Strauß: Der Engelwirt Eine Schwabengeschichte. Neue wohlfeile Ausgabe Geh. 2 Mark, geb. 3 Mark, Lederband 4 Mark Eine neue, ein wenig veränderte Ausgabe des „Engelwirts" erscheint soeben, dieser Meisternovelle nicht nur von E. Strauß, sondern unserer ganzen neueren erzählenden Literatur. Dieses köstliche Werk erschien noch vor dem „Freund Lein", aber es er regte schon vor dem populären Ruhm seines Verfassers die Bewunderung und Liebe aller Kenner. Damals schrieb Lugo von Lofmannsthal folgendes über den „Engelwirt": „Charakter und Handlung sind nicht unter äußerer Gewalt in Eins geschmolzen, sondern sie stehen im tiefsinnigsten und harmonischsten Zusammenhang. Es widerfährt einem Menschen, was ihm widerfahren mußte, weil er handelte, wie er handeln mußte. Indem er sein Glück zu fassen meint, bekommt sein Schicksal ihn zu packen, und während wir atemlos dem Verlaus eines Abenteuers zuzusehen meinen, entfaltet sich uns ein mensch liches Wesen. Die schöne Novelle hat ihre Wurzeln in provinzieller Beengtheit; das wunderbare Schauspiel, wie sich Weltwesen und Menschenwesen berühren und namen lose Gewalten für einen Moment dazukommen, dem beengten Einzelnen ins Auge zu sehen, bildet ihre Blütenkrone. Lier ist ein Buch, das genug Kunstwerk ist, um sich eines sehr starken Gehaltes an Stimmung und souveräner Sicherheit als eines unter geordneten Schmucks zu bedienen." Die neue Ausgabe, die sich in der äußern Form hübscher und handlicher präsentiert als die erste, wird hoffentlich für das deutsche Volk eine Gelegenheit sein, sich eines seiner Besitztümer wirklich zu eigen zu machen. Der sittlich künstlerische Gehalt des Buches ist so groß, daß man meinen sollte, es in jedem Lause anzutreffen. Gleichzeitig erscheint in neuer Auslage: E. v. Keyserling: Schwüle Tage Novellen. 3.-4 Auflage. Geh. 2 Mark, geb. 3 Mark „Dorf- und Schloßgeschichten" könnte man diese Sammlung von drei Novellen über schreiben, die zum künstlerisch Vollendetsten zählen, was die neuere Literatur hervor gebracht. Es ist nicht nur der Titel eines Buches der Ebner-Eschenbach, den wir ihnen geben möchten — in dieser echten Dichternatur, in ihrer vornehmen Abgeschlossen heit und dem vollendeten Ebenmaße der Darstellung, in dem fast weiblichen Takte des Empfindens liegt etwas vom Wesen unserer österreichischen Dichterin. (Neue Freie Presse, Wien) S. Fischer, Verlag, Berlin