Ix 58, 10. März 1908. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 2813 fallen gerade in die Jahre, wo Schopenhauer den größten Einfluß auf den Maler-Dichter hatte. Buddhistische Ideen stehen iin Vordergrund, und der Glaube wenigstens an eine Art Seelenwanderung schien tief gewürfelt. Die Erörterungen über parthenogenesis und Vivisektion zeigen den Tierfreund und Tierkenner; von den holländischen Malern spricht er mit warmer Begeisterung, von den Frauen oft mit seinem Sarkasmus. — Das Aöstliche an diesen Briefen aber ist, daß der stets originelle Satiriker sich in keiner Zeile verleugnet. Mriginell ist Gedanke und Gedankenverbindung, witzig und prägnant die Form. Nie wird die Besprechung der tiefsten Lebens- und Daseinsfragen langweilig oder langatmig; geistreiche vergleiche, treffende kvitzworte beleben die Darstellung. In der ganzen Brief folge verstreut finden sich eine Menge humorvoller Geschichtchen, die wie nie ausgeführte Skizzen zu Episoden in des Meisters versexen anmuten und stets das dem „Busch-Leser" bekannte behagliche Lachen auslösen. Zum Überfluß sind in den Briefen noch eine Ein zahl von Nebersetzungen holländischer Gedichte enthalten. So werden die „Busch-Briefe" nicht nur von dem mit großem Interesse zur Hand genommen werden, der darauf brennt, Authentisches aus dem Leben des Alten von Mechtshausen zu erfahren, sondern auch weitesten Areisen des deutschen Lesexublikums werden sie, wie die anderen „Busch-Bücher" alle, ein köstlicher (Yuell steten und frohen Genusses sein. Adruck eines Briefes: Wiedensahl, 2S. März 75. Meine liebe Frau Anderson! De vrije gedachte') werden Sie wieder haben. — Ich las mit besonderem Vergnügen Ihre Anmerkungen über das Mitleid gegen die Thiere. Ja wohl! Die Grausamkeit soll sich wenigstens schämen, wie — die Liebe. — hm! Die „bundels"'ft erhielt ich gestern. Danke! Ich blättre so drin und finde, daß ich doch am Lude noch holländisch lernen muß.— Da sind sie, die uralten ewigen Probleme! Da steht es, aufragend zu den Wolken, das verwunschene Schloß der Wahrheit! Im Thal die Bauern auf dem Feld, die Handelsleute auf der Heer straße, die Gchsen auf der weide — was kümmern sich die? Ls klingen die Glocken, es wallen die Pilger. Dort, im Schatten der rauschenden Lichen, sitzen die Herren Maler und malen, was das Zeug halten will. Aber, das Schwert an der Seite, den Muth in der Brust, traben die Ritterherren und spornen ihre Mähren bergauf- Zonk zonkl hier das Gestrüpp! heraus mit dem Säbel! Zu dicht, zu dicht! Ritter Kurd, o weh! bleibt hängen in Rosen und Dornen; Ritter Hans macht kehrt und reitet zurück und reitet, bis daß er die herberg findet, genannt zum goldenen Bären. — Und die Zeit vergeht, und endlich, nach hundert Jahren, da kommt der Rechte, der Königssohn in der silbernen Rüstung, wie saust der Schimmel durch dick und dünn! Das Thor springt auf; ein Kuß — juchhehl— Der Zauber ist gelöst, der Hochzeitszug wird arrangiert, und mit pauken - und Trompetenschall gehts zur Kapelle — Gutes, altes, optimistisches Märchen! Ich müßte lachen, wenn gerade die Welt unterginge — holterdipolter! — und der Ritter käm gar nicht ins Lhbett' nein. Mit freundlichen Grüßen Ihr ganz ergebenster wilh. Busch. Ein vollkommen unbekanntes sDorträt von Wilhelm Busch — aus der Zeit des Briefwechsels, im 1-2. Lebensjahre — sowie Faksimile eines Briefes, datiert Wolfenbüttel, Mai 75, bereichern das mit größter Sorgfalt ausgestattete Werk. Bestellzettel anbei! Rostock 1. M.. 1. März s908. L. Z. k. üolckmann Nachfolger Inh.: E. Wette. *) Freie Meinung, holländische Zeitschrift. ') Gemeint sind die „Ideen" des Multatuli, eines Freundes von Maria Anderson.