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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.03.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-03-06
- Erscheinungsdatum
- 06.03.1908
- Sprache
- Deutsch
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daß unsre heimischen Künstler viel von den Radierern dieser beiden Länder gelernt haben, aber das ist kein Grund, um unsre Meister des Ätzwassers und der Radiernadel nun deshalb geringer zu werten. Ein Unger, Köpping, Kiinger, Mannfeld und viele andere haben, jeder auf seinem Spezialfeld, graphische Leistungen aufzuweisen, die neben den besten fremden Schöpfungen getrost bestehen können. Und sie sind meist ihre eignen Wege gewandelt und haben ihre Kunst als Bahnbrecher und Führer hinausgesührt über das Gewohnte und Hergebrachte. Wie Unger als anerkannter Meister der Übersetzungskunst kürzlich hier an dieser Stelle gewürdigt worden ist, so wollen wir heute das Lebenswerk des Schöpfers der deutschen Malerradierung betrachten. Bernhard Mannfeld beschränkt sich fast ausschließlich auf das Gebiet der Landschaft, oder besser gesagt, der Architektur in der Landschaft. In dieser weisen Beschränkung zeigt er sich aber als unbestrittener Meister, der es wie kaum ein zweiter versieht, die poetischen Schönheiten mächtig wirkender Bau denkmäler mit unfehlbarem Künstlerauge zu erfassen und sie mit einer modernen Feinfühligkeit für malerische Stimmung durch die einfachen Mittel seiner schwarz-weißen Kunst wiederzugeben. Wie er durch die Umgebung und Eindrücke der Jugendzeit zu diesem Spezialfache gekommen ist, das lernen wir erkennen, wenn wir seine Arbeiten von Anfang an verfolgen. Sie erzählen uns in ihrer Zusammenstellung auch zugleich die Lebcnsgeschichte eines Künstlers, der es aus eigenster Kraft von den bescheidensten Anfängen zur vollen Meisterschaft gebracht hat. In Dresden am 6. März 1818 als Sohn des Maschinentech nikers Julius Mannfeld geboren, verlebte er seine erste Jugend zeit in Meißen im Hause seines Großvaters Scheinert, der damals Malervorsteher der Königlichen Porzellanmanufaktur war und nebenher die Glasmalerei betrieb. Die Großmutter und die Mutter halfen bei Bearbeitung der farbigen Glastafeln, und auch der Knabe zeigte dafür ein regeres Interesse als für die Schul arbeiten. Ludwig Richter, Otto Georgi, Julius Hübner und andre Künstler verkehrten oft im großväterlichen Hause und wirkten auf das empfängliche Gemüt des Knaben ein. Den größten Einfluß auf ihn übte Georgi aus, er leitete seine ersten Zeichenversuche und lehrte ihn, die Dinge in der Natur erfassen und mit dem Stift wiedergeben. Die künstlerische Atmosphäre, in der Mannfeld aufwuchs, konnte indes nicht verhindern, daß er nach Bautzen zu einem Zimmermeister in die Lehre geschickt wurde. Drei Sommer hin durch war er dort mit Schurzfell und Axt tätig, in den Winter monaten besuchte er die Baugewerkschule in Dresden. Eben war der junge Zimmermann zum Gesellen losgesprochen worden und hatte eine Stelle in einem Dresdner Baugeschäft gefunden, als der Ausbruch des Krieges von 1866 ihn zur unfreiwilligen Mutze nötigte. Er kehrte nach Meißen zurück und durchstreifte die malerisch so reizvolle Umgebung des Städtchens, dabei sein Sktzzenbuch mit interessanten Motiven füllend. So entstand allmählich eine Anzahl Federzeichnungen, wovon später 24 Blatt Lichtdrucke im Gilbersschen Verlage erschienen sind. Die saubere Ausführung der schlicht und wahr empfundenen Blätter verschaffte ihm eine Stellung im Seilerschen Institut für Glasmalerei in Breslau, wohin er im nächsten Jahre übersiedelte. Sein alter väterlicher Freund Georgi, den er bei der Durch reise in Dresden aufsuchte, erklärte ihm damals auf dem Wege nach dem Schlesischen Bahnhofe die Technik der Radierung. Das war die einzige Anleitung, die Mannfeld jemals in dieser Kunst übung erhalten hat. Er verdankt es also nur seinem unermüd- lichen Fleiß und zielbewußten Schaffen, daß er später die volle Herrschaft über das spröde Metall gewann und die rechten Aus drucksmittel für sein künstlerisches Wollen sich erfinden konnte. Auch in Breslau zeichnete er in seinen freien Stunden fleißig die Straßen und Winkel der Altstadt. Dieser innere Drang nach freier künstlerischer Betätigung sollte für seine Zukunft entscheidend weiden. Eine dieser Zeichnungen aus Alt-Breslau geriet zufällig in die Hände des Grafen von Hoverden-Plenken, der den jungen Künstler beauftragte, alte schlesische Grabmäler zu zeichnen. Fünf Jahre lang durchzog Mannfeld das schl, fische Land und übte in eifrigem Zeichnen Hand und Auge. Diese Zeichnungen fanden Aufnahme in dem Werke .Hermann Luchs, Schlesische Fücstenbilder eS Mittelalters» und wurden meist durch Lithographie verviel fältigt, drei davon jedoch von Mannfeld selbst geätzt, der 1867 mit den ersten Radierversuchen begonnen hatte. Diese drei kleinen Blätter sind mit großem Fleiß in den Details ausgeführt, aber als radistische Leistungen sind sie trocken und reizlos in der Art des einfachen Holzschnittes. Nebenbei hatte er auf diesen sorglosen Wanderungen eine Fülle interessanter Ansichten gesammelt, die er nun zu einem ersten größern Werke vereinigen wollte. Etwa zwanzig Platten hatte er dafür schon fertig radiert, als der geschäftliche Zusammenbruch der Gosohorskpschen Buchhandlung, die den Verlag übernommen hatte, die Vollendung und Herausgabe des Werks vereitelte. Als Mann feld in späteren Jahren zu Ruf und Namen gekommen war, zog Eugen Franck's Buchhandlung (Georg Maske) in Oppeln im Jahre 1890 die kleinen Radierungen aus dem Dunkel der Vergessenheit hervor und publizierte sie unter dem Titel »Aus Alt-Breslau und Schlesien«. Ich kenne diese Blätter nicht aus eigner An schauung und kann also auch kein Urteil über die Auffassung und Ausführung abgeben. Nachdem Anfang der siebziger Jahre die Hoffnungen, die der werdende Künstler auf dieses Unternehmen gesetzt hatte, in nichts zerronnen waren, mußte er sich seinen Unterhalt durch Holz- schntttzeichnen, Anfertigung von Diplomen und andre Brot arbeiten verdienen. Er bekam Fühlung mit der »Jllustrirten Zeitung» und besuchte 1873 in ihrem Aufträge die Wiener Welt ausstellung. Danach ließ er sich dauernd in Berlin nieder. Hier fand er bald einen warmherzigen Förderer seiner Kunst in dem feinsinnigen und unternehmungslustigen Verleger Alexander Duncker, der den Mut hatte, ihm den großen Auftrag auf sechzig Radierungen für die Sammlung »Durchs deutsche Land» zu erteilen, die den Künstler 1875 bis 1878 beschäftigten. Für die damalige Zeit bedeutete das ein nicht geringes Wagnis, denn das Publikum war für die Aufnahme solcher Art Kunst noch so gut wie gar nicht vorbereitet. Wohl hatte der Leipziger Verleger Seemann schon die Ungerschen Radierungen aus der Braun- schweiger und Kasseler Galerie herausgegeben; aber diese Re produktionen alter Meisterwerke konnten allein durch ihre Dar stellung mit dem regen Interesse aller Gebildeten rechnen. Hier handelte es sich indessen um selbständige Malerradierungen, für die fast jedes Verständnis fehlte, weil dieser Kunstzweig beinahe abgestorben war. Der glücklich gewählte Darstellungskreis kam der nach dem großen Kriege mächtig anwachsenden Liebe zur großen deutschen Heimat freilich sehr entgegen und hat die Ein- führung Mannfeldscher Kunst, die immer auf die Verherrlichung des Vaterlands in seinen landschaftlichen Schönheiten und architek tonischen Denkmälern gerichtet war, vielleicht nicht wenig gefördert. Will man diesen kleinen Blättern volle Gerechtigkeit widerfahren lassen, so muß man sie mit den Augen der damaligen Welt ansehen. Man interessierte sich damals zunächst und fast ausschließlich für den Gegenstand der Darstellung, und erst in zweier Linie fragte man nach dem Wie der künstlerischen Ausführung. Die wenigen bis dahin bekannt gewordenen Originalradierungen andrer Künstler boten auch kaum noch den rechten Maßstab für die Beurteilung der Mannfeldschen Technik. Wir sehen in den anspruchslosen Blättern mit den in liebevoller Sorgfalt durchgeführten Details den Ausdruck eines poetisch veranlagten Künstlergemüts. Anklänge an die schlichte Aufsassungsweise Ludwig Richters finden sich, romantische Stimmungen wechseln ab mit jugendlicher Frische des Empfindens. Das Streben nach einer bildmäßigen Vollendung tritt im Fortschreiten der umfangreichen Arbeit immer stärker und bewußter auf und bringt es hier und da zu wirkungsvollen Effekten. Rein technisch betrachtet, machen sie ganz den Eindruck von geätzten Federzeichnungen; der Strich der Radiernadel steht klar und rein da, das Operieren mit dem Ätzwasser zur Erzielung toniger Flächen und malerischer Wirkungen ist dem jungen An fänger noch fremd. Hierbei muß jedoch in Betracht gezogen werden, daß die Drucker es noch nicht verstanden, Radierplatten zu behandeln. Sie wischten sie glatt herunter, wie sie cs beim Druck von Stahlstichen gewohnt waren. Dieser Übelstand ver- anlaßte den Künstler sehr bald, seine Probedrucke selbst herzustellen und dem mit der Auflage betrauten Drucker den fertigen Abzug als Vorlage für die gewünschte Erscheinung und Wirkung zu geben. Nach Vollendung dieser Sammlung wagte Mannfeld sich an einige größere Platten heran. Leider fehlt hier der Platz, um sie
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