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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.02.1908
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 26.02.1908
- Sprache
- Deutsch
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^ 47, 26. Februar 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 2915 Nichtamtlicher Teil Der deutsche Buchhandel, seine Geschichte und seine Organisation, nebst einer Einfühlung: Der Ursprung des Buches und seine Entwicklung. Von R. L. Prager. 30 192 S. mit 5 Abbildungen. (Verlag für Sprach- und Handelswissenschaft S. Simon, Berlin.) Preis 2 Bedenken Sie die Kürze des Lebens, sagte ein un geduldiger Gast zum Kellner, und bedienen Sie mich rasch. So wünscht auch das Lesepublikum vom Verleger rasch — d. h. in Kürze — bedient zu werden, und so entstanden die Lichtstrahlen, Geistesblüten, Monographien, Einzeldar stellungen auf allen Gebieten. Kürze soll jetzt nicht bloß des Witzes, sondern auch der Wissenschaft Seele sein. Hat man ein dünnes Bändchen über Gottfried Keller, Velasquez oder Nietzsche gelesen, so erspart man sich zeitraubendes Studium von dickleibigen Büchern. — Dem Berliner Buchhändler R. L. Prager, den die Leser dieses Blattes als sachver ständigen, gründlichen und temperamentvollen Anwalt des Buchhandels schätzen, wurde die Einladung zu teil, in der Sammlung: »Handel, Industrie und Verkehr in Einzeldar stellungen« eine Monographie über den deutschen Buchhandel zu schreiben, und er hat seine Aufgabe nach allen Richtungen ausreichend und erschöpfend gelöst. Das vorliegende, nur 188 Seilen starke Bändchen bringt alles Wissenswerte in zusammenhängender Darstellung, und wie die Novizen des Berufs es lesen sollen, um ihre praktischen Kenntnisse auf sichere theoretische Grundlagen zu stellen und auch zu er fahren, welche Entwicklung alle diese Dinge mitgemacht haben, mit denen sie täglich hantieren, so wird auch der ge reifte »Mann vom Bau« es mit Vorteil benutzen. Der erste Teil geht von der Entstehung des Buchs, von den Schreibstoffen, von Werkzeugen zum Schreiben zur Geschichte des Buchs über; der Leser erfährt das Wichtigste über das Buch in Griechenland, Rom und im Mittelalter bis zur Erfindung der Buchdruckerkunst. Zwei einander gegenübeistehende Illustrationen —- Gutenbergs erste Druck presse und eine Augsburger Normal-Schnellpresse mit zwei Auftragswalzen — bringen die Fortschritte der Technik ein dringlich vor Augen. Wo es nötig erscheint, sind kurze Er läuterungen der Fachausdrücke angebracht. (Weshalb ist das Wort »Palimpsest« zweimal auf zwei aufeinanderfolgenden Seiten s30 und 31) erklärt?) An einen Artikel über das Buch als Ware, zu dem ich noch einige Bemerkungen zu machen habe, schließt sich die Betrachtung des Buchdrucks und Buchhandels im 15. und 16. Jahrhundert, und es folgt nun die Darstellung der Trennung des Buchhandels in Sortiment und Verlag und die Geschichte der Frankfurter Messe. Der zweite Teil be handelt sodann in einer Anzahl von Kapiteln die Organi sation des heutigen Buchhandels, seine Geschäftszweige, ihre Gliederung, das Recht des Buchhandels, die Zeitungen und Zeitschriften, Vereine, Bücherliebhaberei, Buchausstattung und gibt schließlich eine kurze Darstellung der Kämpfe des Buch handels um Aufrechterhaltung des Ladenpreises. Wie man sieht, ist der ganze Umkreis buchhändlerischen Fachwissens behandelt, kurz und gut, wobei freilich immer zu betonen ist, daß, wer über einzelne Gebiete nähere Be lehrung wünscht, Spezialwerke aufsuchen muß, so z. B. über die Rechtsverhältnisse im Buchhandel und namentlich über das Jllustrationswesen. Einige Abbildungen beleben den Text, auch sind einige Formulare abgedruckt, jedoch nur Remit- tendenfaktur und Zahlungsliste, während z. B. Verlangzettel, Fakturen, Abschlußzettel usw. fehlen. Einige Bemerkungen, die ich an einzelne Textstellen knüpfe, betreffen meine mit dem Verfasser nicht überein stimmenden Ansichten und tatsächliche Jrrtümer, die bei einer nächsten Auflage zu korrigieren wären. In dem Kapitel »Das Buch als Ware« wird die Stellung des Buches als volkswirtschaftlicher Artikel in inter essanter und scharfsinniger Weise erörtert, doch kann ich mich nicht mit allen Bemerkungen des Autors einverstanden erklären. Auf Seite 4L heißt es: »Sieht man von den eigentlichen Volksschriften ab, die, in großen Auflagen hergestellt, sich an die Massen wenden und deren Verkaufspreise infolge der Höhe der Ziffer der gedruckten Exemplare auch für bescheidene Börsen berechnet sind, so ist das Buch eher ein Luxusartikel als ein Massenartikel«. Darf man wirklich das Buch — in deutschen Landen — einen Luxusartikel nennen? Von Heine stammt, wie ich glaube, das Wort: In Deutschland ist stets eine Hälfte der Bevölkerung damit beschäftigt, die andere Hälfte zu prüfen. Ernsthaft gesprochen, bei einer Nation, wo die Schulpflicht bis zum vierzehnten Jahre geht, bei der es dank einer jahr hundertelangen Kulturarbeit keine oder nahezu keinen Anal phabeten gibt, wo kein öffentliches Amt ohne Absolvierung höherer Schulen angetreten werden kann und die Volks- bildungsbestreoungen in höchst erfreulicher Weise auf frucht baren Boden fallen, darf man das Buch nicht als Luxus artikel bezeichnen. Einst war das richtig — jetzt trifft es nicht mehr zu, selbst wenn auch nicht jeder deutsche Roman von jedem Deutschen gekauft wird, wie dies wahrscheinlich der Wunsch eines jeden Romanverlegers ist. Anläßlich der von der österreichischen Regierung einbe- rufenen Enquete betreffend die Reform der Mittelschulen sprach sich der Vertreter der Arbeiterpartei für die Bei behaltung des Studiums der lateinischen und griechischen Sprache aus. Dieser Standpunkt mag manchem sonderbar erscheinen; er ist dennoch konsequent und logisch. Karl der Große erwarb sich, wie die Chronisten erzählen, erst in späten Jahren mühsam die Kenntnis des Lesens und Schreibens, lange Jahrhunderte war Bildung das Vor recht der vornehmen Stände; die moderne Demokratie ver langt Bildungsmöglichkeit im weitesten Sinne für jeder mann. Noch schärfer sprach sich ein Wiener Hochschullehrer in der Soziologischen Gesellschaft aus; er verlangte die Ausdehnung der Schulpflicht, die gegenwärtig bis zum vollendeten 14. Lebensjahre dauert, bis zur Absolvierung der Mittelschule, die ebenso wie derzeit die Volksschule jeder mann unentgeltlich zur Verfügung stehen müsse, — ein Vor schlag, der, aus finanziellen Gründen, vorläufig allerdings unausführbar ist. Mögen nun diese gutgemeinten Ideen derzeit noch Utopien sein (die Paradoxa von heute sind die Banalitäten von morgen), so kann doch kein Zweifel darüber herrschen, daß wir Deutschen, auch in Österreich, um mit Goethe zu sprechen, »von dem Dunkeln ins Helle streben« — und darum darf man das deutsche Buch nicht einen Luxus artikel nennen. Ein viel umstrittenes Thema ist das der Überproduktion im Buchhandel. Prager schreibt auf Seite 43: »Von einer Überproduktion im gewöhnlichen Sinne kann im Buchhandel nicht die Rede sein. Unter Über produktion im Buchhandel versteht man das Erscheinen zu vieler Bücher, das heißt mehr, als das Publikum auf zunehmen vermag. Dies wird sich aber sehr selten er weisen lassen. Sicher liegt sehr häufig die Nichtaufnahme der Produktion nicht an der Nichtaufnahmefähigkeit des 300'
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