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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.02.1908
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- 1908-02-24
- Erscheinungsdatum
- 24.02.1908
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- Deutsch
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2222 Börsenblattd. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 4L, 24. Februar 1908. freilich seine Bedeutung, und es bildete sich unter dem Einfluß des neu aufkommenden Changegeschäfts eine Ver einigung von Verlags- und Sortimentsbetrieb, den offenbar auch I. W. Rößlin vertrat, der dann 1672 in dem aus Frankfurt a. M. zugezogenen Buchbinder I. G. Zubrod einen nicht zu unterschätzenden Konkurrenten erhielt. Dieser Zubrod war denn auch der erste ständige Buchhändler in Stuttgart, der sich ausschließlich mit Verlag und Sortiment abgab und bald in seinem seitherigen Gehilfen Augustus Metzler aus Zwickau einen Nachahmer dieses Betriebs fand. Nach dem Tode dieses Mannes, der sein Geschäft sehr in die Höhe gebracht und seinen Söhnen ein ansehnliches Vermögen hinterlassen hatte, führte sein seitheriger »Laden- diener« Christof Erhard die Leitung weiter, bis 1718 Johann Benedict Metzler das väterliche Geschäft übernahm und nach mancherlei Zwischenfällen nach etlichen Jahren Erhard als Teilhaber in sein Geschäft aufnahm. Die Tätigkeit der Metzlerschen Firma war eine überaus rege, und geradezu staunenerregend für damalige Zeit ist der aus dem Jahre 1769 stammende »Universal - Catalogus oder vollständiges Verzeichniß aller in dessen Handlung sich befindenden Bücher nach alphabetischer Ordnung», in dem sich auf 370 Seiten Großfolio mindestens 17 000 Titel finden. Daneben tauchten natürlich im Laufe der Jahre noch andre buchhändlerische Firmen auf. Namen wie Zeyer, Betulius, Hallberger und Steinkopf kommen mit dem eben damals sich bildenden Antiquariat in Verbindung, und namentlich Steinkopf war es, der auch als Verleger eine umfassende Tätigkeit ent wickelte. So zählte Stuttgart am Ende des achtzehnten Jahr hunderts vier Buchhandlungen: Metzler, Erhard, Loeflund und Steinkopf, eine kleine Zahl freilich, die noch nicht ahnen läßt, daß aus ihr die schwäbische Residenz, die damals rund 18 500 Einwohner hatte, zu einer für den Buchhandel so bedeutungsvollen Stellung emporwachsen sollte. Das ging nun freilich, wie schon angedeutet, nicht ohne mannigfache und oft recht bedenkliche Krisen ab. Auf dem Wege zu dem, was wir heute unter dem Buchhandel in allen einen Zweigen und seiner beruflichen Organisation verstehen, gab es manche Schwierigkeiten zu überwinden und manche veraltete Tradition zu beseitigen. Da waren es zuerst die Konkurrenten des regulären Buchhandels, die Zunft der Buchbinder, die sich noch immer nicht mit dem Ge danken vertraut machen konnte oder wollte, daß nun eine reinliche Trennung zwischen ihr und den Buchhändlern stattfinden sollte. Einer stattlichen Reihe von Erlassen und Verhandlungen bedurfte es, um hierin nach und nach Wandel zu schaffen; manchmal stießen die Geister heftig auf einander, und es war ein lange umstrittener Sieg für die Buchhändler, als endlich 1802 die Regierung dahin entschied, daß außer den rezipierten Buchhändlern niemand sich heraus nehmen dürfe, neue Bücher drucken zu lassen, in Kommission zu übernehmen und damit zu handeln. Den gleichen Kampf wie die Buchhändler halten auch die Antiquare mit den Buchbindern, zu denen sich auch noch die »Schulmeister« und Schuldiener gesellten, auszutragen, und auch die Buchdrucker wurden mit der Entwicklung eines selbständigen Buchhändler- und Verlegerstandes allmählich diesem gegenüber in eine abhängige Stellung gedrängt. Dazu kamen dann auch noch als Konkurrenten die Pfarrer und Hausierer, gegen welche letzteren freilich, besonders wegen des Vertriebs von unsittlichen Büchern, scharf vorgegangen wurde. Auch die namentlich an den Universitäten ansässigen sogenannten »Disputationshändler« schädigten den regulären Buchhandel in so empfindlicher Weise, daß die Regierung energisch gegen sie einschreiten mußte. Dazu kam dann noch als ein lange bestehendes Hindernis die Einrichtung der Privilegien und neben ihnen der so geraume Zeit in üppiger Blüte stehende Nachdruck und die Willkür einer gerade auch in Württemberg sehr eifrigen Zensur, die Druckenmüller in einem eigenen Kapitel »Gesetzgebung und Buchhandel« ein gehend behandelt. Man kannte zweierlei Arten von Privilegien: solche,, die im Sinne von Konzessionen oder auch Monopolen einzelnen Firmen oder der Gesamtheit eines engern Berufszweiges (Buchhändler, Antiquare usw.) verliehen wurden, und Privilegien, die dem Schutze einzelner Werke gegen den Nachdruck dienten. Blieb die Konzessionspflicht für alle Zweige des Buchhandels bis weit in das neunzehnte Jahrhundert hinein bestehen, so wurden dagegen alle Mo nopolrechte — offenbar mit Ausnahme des Kalender-Privi legiums— durch den Erlaß vom 5. Mai 1807 aufgehoben, und ebenso ging man dem, namentlich in Reutlingen und Tü bingen, daneben aber auch in Stuttgart tätigen Nachdruck entschieden zu Leibe. Das einzige Mittel dagegen war freilich die Erwerbung von Privilegien, die, jenachdem sie vom Kaiser oder einem Landesfürsten erteilt waren, sich auch über das ganze Reich oder nur ein beschränktes Territorium er streckten. Kaiserliche Privilegien gab es in Württemberg nur wenige, der landesherrlichen dagegen um so mehr, und wenn sich diese auch in der Regel nur auf einzelne Bücher be zogen, so boten sie doch Verlegern und Autoren einen wirk samen Schutz. Dieser wurde aber nicht ohne gewisse Gegenleistungen gewährt, und ihrerseits übte nun wieder die Behörde durch die schon erwähnte Zensur einen manchmal recht lästigen Druck auf die Tätigkeit des Buchhandels aus. Die Anfänge derselben finden wir in Württemberg schon zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts in einem von dem Erzherzog Ferdinand ausgehenden Mandat gegen Luther und seine Lehre vom 25. November 1522, und mehr als zwei Jahrhunderte lang walteten die gefürchteten Zensoren ihres Amts, bis unter dem Eindruck des Edikts, das Joseph II. im Jahre 1781 zugunsten einer größeren Freiheit der Presse erließ, auch in Württemberg eine mildere Handhabung der Zensur Platz griff. Damit war dann auch auf diesem Gebiet der für das neunzehnte Jahrhundert zu verzeichnenden Blütezeit des Stuttgarter Buchhandels der Weg geebnet. Daß diese vor allen Dingen auf dem steigenden Ansehen der Cottaschen Firma beruhte, ist bekannt. Um sie herum gruppieret sich eine Reihe weiterer Firmen: Metzler und Steinkopf vor allen, und nach Druckenmüller ist das Bild des Stuttgarter Buchhandels im neunzehnten Jahrhundert ein überaus inter essantes Es weist eine Reihe von Eigentümlichkeiten auf, die in wechselnder Form und nicht immer gleichwertig stets wiederkehren und der ganzen Entwicklung einen individuellen Stempel aufdrücken. In erster Linie charakteristisch ist ein großartiger Unternehmungsgeist, der manchmal beinahe abenteuerliche Formen annahm. Verbunden damit ist zu meist eine große Unruhe und Neigung zu Veränderungen, eine fortlaufende Kette von Ankäufen und Verkäufen ganzer Geschäfte und einzelner Teile von solchen, von Verschmelzungen und Trennungen. Dazu kommt, daß eine Reihe von Stutt garter Buchhändlern — Druckenmüller nennt da in erster Linie Heinrich Erhard, Cotta, Schweizerbart und Hallberger — ursprünglich einem andern Beruf angehört hatte, und es läßt sich vielleicht auch gerade hieraus die Tatsache erklären, daß sich das Emporblühen des Stuttgarter Buchhandels in erster Linie in seiner Verlegertätigkeil bemerkbar machte. Die Zahl der von ihm auf den Markt gebrachten Werke stieg stetig; der Meßkatalog von 1836 verzeichnet gegenüber Berlin mit 340 und Leipzig mit 465 Württemberg mit 292 Neu erscheinungen, die namentlich Schöne Literatur, Philologie, Geschichte, Naturwissenschaften, Geographie und Theologie umfaßten.
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