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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.01.1908
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 29.01.1908
- Sprache
- Deutsch
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1144 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 23, 2». Januar 1S08. rechtfertigt erscheinen lassen. Wohl aber sind genügende An haltspunkte vorhanden in der jedem einzelnen bekannten all gemeinen wirtschaftlichen Lage, die mit eiserner Konsequenz darauf Hinweisen, daß ein Nutzungsergebnis, das vor zwanzig bis dreißig Jahren befriedigte, jetzt nicht mehr genügend sein kann. Das deutsche Sortiment kann mit Recht auf diese Sachlage Hinweisen, und keine Logik ist imstande, ihm die Berechtigung seiner hierauf neuerdings gegründeten Ansprüche zu bestreiten. Ein Widerstreit muß zu einer dauernden Schädigung der Gesamtbetriebsergebnisse des deutschen Buch handels führen, da die verminderte Leistungsfähigkeit eines Teiles zum Schluß von der Gesamtheit empfunden werden muß. Wenn nun in vereinzelten Fällen die Behauptung auf gestellt ist, der Verlag bestreite die Berechtigung dieses Sortimentsanspruches, so wäre es — abgesehen von einer Reihe bereits tatsächlich erfolgter Rabatterhöhungen — gering von der wirtschaftlichen Erkenntnis der Gesamtheit der deutschen Verleger gedacht, wenn solches tatsächlich zuträfe. Der Verlag ist in seiner Betriebstätigkeit von einer Reihe Faktoren abhängig, welche Herstellungs- und Verkaufs preis bestimmen. Der häufig auftretenden Anschauung von einer willkürlichen Bestimmungsmöglichkeit des letzteren kann nicht ernsthaft genug widerspiochen werden, da schon allein die Vielseitigkeit der heutigen Produktion die gern zur Be weisführung herangezogene Monopolstellung des Buches wesentlich eingeschränkt hat. Die Höhe der Herstellungskosten hat sich ebenfalls bedeutend gegen früher verschoben, nicht nur wie beim Sortiment durch die allgemeinen Teuerungszulagen, sondern auch im besonderen durch die direkten Produktions kosten. Wenn der Verlag allgemein trotzdem in einer mate riell besseren Position zu finden ist, so hat solches seinen Grund in der an und für sich stärkern Finanzierung seiner Betriebe und der damit verbundenen Möglichkeit, durch ein zelne Objekte desselben einen höheren Nutzungsdurchschnitt zu erzielen. Dieses muß ihm aber die Möglichkeit bieten, die schlechtere Lage des Sortimentes zu bessern, da ihm ent gegengesetzten Falles die Vertriebsuntüchtigkeit desselben in seiner Absatzmöglichkeit Abbruch tut. Die Gesundung des Sortimentes muß durch den Einkaufspreis gehen, — aber das Sortiment muß auch seinerseits darauf bedacht sein, dem Verlage eine den Umständen entsprechende Entschädigung zu bieten. Die Vertretung einer einseitigen Jnteressenpolitik wird zu keinem guten Resultate führen können, und es könnte, bei dem an und für sich gesunden Grundgedanken eines Zusammenschlusses der Sorti menter, eine reine Sortimenterpolitik innerhalb des Gebäudes unserer Organisation das ganze Gebäude ins Wanken bringen. Ein langer Weg wird nötig sein, um die sich zunächst stark widersprechenden Interessen beider Gruppen zu vereinigen; um solchen aber gemeinsam zu gehen, ist cs nötig, daß beiderseits ein guter Wille gezeigt werde, die Interessen sphäre des Gegners zu verstehen. Möge es namentlich ver mieden werden, zu subjektiv zu urteilen in den Äußerungen, welche der Allgemeinheit unterbreitet werden sollen. Derartige Versuche sind nur geeignet Zwietracht zu säen und werden häufig den Nicht-Beteiligten nur zu einem Lächeln über die Kleinlichkeit der geäußerten Anschauungen veranlassen. Eine Erfolg versprechende generelle Änderung der Rabatt sätze zwischen Sortiment und Verlag kann nur durch eine gesunde äo-nt-äee-Politik erreicht Iverden; cs ist wirtschaftlich nicht durchführbar, daß nur die eine Partei die Gebende sei. Vereinzelte Fälle einer derartigen Bereitwilligkeit können für die Allgemeinheit nicht ausschlaggebend sein, denn es werden auch hier, wie bei allen Ausnahmefällen, Triebfedern vor handen sein, die in besonderen — für die Allgemeinheit nicht zwingenden — Ursachen ihre Begründung finden. Für eine sachgemäße Behandlung ist es daher notwendig, zunächst einen neutralen Boden zu finden, auf dem beide Interessen gruppen sich zu einer Behandlung der Frage finden können. Diesen besitzt der deutsche Buchhandel in seiner offiziellen Vertretung, dem Börsenvereine mit seinen Unter-Organi sationen. Diese Organisation bietet die sicherste Gewähr für eine den Zwecken der Allgemeinheit gesunde Durch führung, da hier nicht nur alle Interessengruppen vertreten sind, sondern auch jede einzelne eine Position erhalten hat, welche jahrzehntelange Würdigung schuf. Zudem bietet sein Statut die Handhabe, vor übereilten Beschlüssen zu schützen, ein Faktor, der namentlich bei Erledigung dieser Frage von höchster Bedeutung ist. Es darf nicht unerwähnt bleibe», daß das Sortiment durch seine Vertreter in der Presse die Erledigung der Frage — allein schon durch die Viel gestaltigkeit seiner Äußerungen — in ein beschleunigteres Tempo zu versetzen sucht, ohne dabei auf ausgleichende Vor schläge bedacht gewesen zu sein, was es selbst für seine Forderungen zu geben gedenkt. Schließlich hat gerade der Börsenverein in seinem Mitgliederbestände eine große Reihe von tätigen Männern aller Gruppen des Buchhandels, denen praktische Erfahrungen ähnlicher Bewegungen reichlich zur Verfügung stehen, die ein bloßes »Draufgehen- als eine ernsthafte Förderung, geschweige denn Lösung dieser so eminent wichtigen Frage kaum als das Zweckmäßige erkannt haben werden. Die Mitglieder unsers Berufes, welche eine reifliche Prüfung nach allen Seiten hin erwarten, sehen daher im Börsenverein mit seinen Vertretungen und Vertretern zu ihrer großen Be ruhigung die sicherste Gewähr vor den Stürmern, die nur einseitig eine Lösung zu finden in der Lage sind. Trotz allem diesen lauert aber eine Sorge im Hinter grunds. Man ist in den Kreisen der Sortimenter, welchen das Tempo nach erst einjähriger Behandlung der Frage viel zu langsam ist, bemüht, die numerische Gewalt des Sortiments zum Ausdruck zu bringen und an die führenden Stellen unserer Organisationen Berufskollegen zu stellen, die die Aus sicht bieten, die Interessen des Sortiments stärker als bisher zum Ausdruck zu bringen. Läßt sich die Berechtigung dieses Bestrebens an und für sich auch nicht bestreiten, so werden dadurch doch Aussichten eröffnet, die eine glückliche Lösung der Frage in weite Ferne rücken. Denn wenn diese zurzeit noch kleine Anzahl von Sortimenter-Vertretern in den Lokal- und Verbandsorgani sationen durch die teilweise schon recht rührige Agitation für einseitige Interessen fortwährend Stimmung machen, so kann es nicht fehlen, daß das Gros nach und nach mit gerissen wird und die Ansprüche, welche jetzt noch als -Bitten- aufgestellt werden, zu -Forderungen- auswachsen. Damit würde aber insofern ein großer Fehler gemacht werden, als das Sortiment in eine Anschauung hineingedrängt würde, als ob ihm bei voller Geschlossenheit seiner Reihen die Macht zustände, »Forderungen zu erzwingen«. Hierzu wird das Sortiment aber niemals in der Lage sein, weil es nicht Erzeuger, sondern Vermittler ist. Ist, wie schon einmal zum Ausdruck gebracht wurde, der Begriff des Monopols für das Buch tatsächlich eingeschränkt worden, so wird für den Fall eines versuchten Boykotts der Monopolbegriff doch stets seine Wirksamkeit behalten. Es kann daher nicht im Interesse der Allgemeinheit liegen, wenn diese Absicht derjenigen, die der Überzeugung leben, zielbewußt zu sein, Boden gewinnt. Eine Lösung der Frage ist nur zu erreichen durch gemeinsame Arbeit aller hierzu berufenen Faktoren. Und zwar ist der Wert auf das Wörtchen »aller« zu legen. Es muß namentlich eine intensivere Berührung der Vertreter von Verlag und Sor-
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