60. 13. März 1907. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 2805 rutsche (Verkaze--Änstakt Leipzig lKerkin Eine neue Dichterin Demnächst wird erscheinen: Margarete Siebert (Inhalt: Das Märchen von der Prinzessin und dem Gänsehirten — Onkel Julians Vermächtnis — Der Führer) Geh. M. 4,— ord., M. 3.— no., M. 2.65 bar. — Geb. M. 5.- ord., M. 3.75 no., M. 3.40 bar Margarete Siebert ist eine Freundin von Ricarda Huch und ihr verwandt auch in ihrer Kunst. Die drei Novellen, die sie in ihrem Erstlingsbande vereinigt hat, sind sämtlich in der „Deutschen Rundschau" zuerst veröffentlicht und Arbeiten eines edlen, abgeklärten Stils. Anker der ruhigen Oberfläche dieser vornehm getragenen Erzählungskunst birgt sich ein starkes, leiden schaftliches Empfinden für das Schöne und das Tragische des Menschenlebens. Das Buch wird allen Freunden vornehmer Kunst eine willkommene Gabe bilden, insbesondere wird Ihnen die Gemeinde von Gottfried Keller, Konrad Ferdinand Meyer, Theodor Storm und Ricarda Luch für einen Hinweis auf diese Dichterin dankbar sein. Ein neuer deutscher Nomandichter großen Stils Bereits in vierter Auflage erscheint: Jungfräulichkeit. Roman von Josef Ponten Josef Ponten hat sich mit diesem Erstlingsbuch, das zugleich in vielfacher Hinsicht ein Meisterwerk darstellt, mit einem Schlage eine geachtete Stellung in der Literatur geschaffen. Nach Erscheinen der neuen Auflage können wir auch wieder in Kommission liefern, was infolge ver stärken Nachfrage in letzter Zeit nicht möglich war. Aus den zahlreichen begeisterten Bestechungen, die das Werk gefunden hat, sei hier nur die der „Täglichen Rundschau" zitiert: „Ich halte das Buch für eine glänzende Leistung! Ich begrüße einen Dichter. Er ist einer! Er ist einer, nicht seiner Idee wegen, sondern der darstellerischen Herrschaft wegen, die er über sie gewinnt! Es ist ein Lebensdarsteller, ein Menschendarsteller. Ein Psychologe ohne Knifflichkeit! Er schöpft aus dem Vollen. Lind mehr: er gibt Lebenswerte. Er zeigt uns zwei prächtige Menschen in ihrer Ganzheit. Er zeigt uns die Ganzheit in ihrer Entwicklung, in ihrem Ziel, in ihrer Vollendung. Lind er zeigt sie mit einer freien, von keiner Voreingenommenheit und keiner Prüderie, von keinem einseitigen doktrinären Fanatismus eingeengten Lebenswahrheit. In seiner Idee der Jungfräulichkeit gipfelt zwar alles, aber das Buch ist so lebenswahr, so lebenswirklich, so hingenommen von dem Leben selbst, von seiner Schönheit, seinen Trieben, von seiner Höhe und seiner tieferen Durchdringung, daß es gar nicht nötig ist, sich an die Idee zu halten. Lehne sie einer ab, wenn er will, die Dichtung besteht." Wilhelm Lolzamer.