Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.11.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 13.11.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19061113
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190611137
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19061113
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1906
- Monat1906-11
- Tag1906-11-13
- Monat1906-11
- Jahr1906
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
11514 Nichtamtlicher Teil. 264, 13. November 1906. Nichtamtlicher Teil Vom Buchhandel in England. (Vgl. Börsenblatt 1SV5r Nr. 164, 223. 226, 255; 1«0«r Nr. 73, 104, 114, 167, I7S, 178, 227, 244, 245, 246.) Leihbibliotheken und Bücherpreise Preß- und Volksstimmen zum Biicherkrieg in England. In der englischen Presse dauern die Auseinander setzungen der Sortimenter und Verleger mit der Times und dem reklamesüchtigen Schriftsteller Hall Caine fort. Die öffentliche Meinung in dieser »Bllcheraffäre«, die in vielen Leitartikeln und öffentlichen Zuschriften zum Ausdruck kommt, ist fast einstimmig auf seiten der vereinigten Buchhändler und Verleger und verurteilt aufs strengste die Trust bestrebungen der amerikanischen Machthaber der Times, die, um mit ihrer Zeitung Geschäfte zu machen, durch Gründung des Look 6Iub und dessen Politik den englischen Sortiments buchhandel offenbar systematisch zu gründe richten mollen, um dann auch hier ihre Ernte zu halten. Die jetzt bestehende Differenz wurde durch die Weige rung des Times Look Olub herbeigeführt, neu erschienene vst-Bücher unter keinen Umständen vor sechs Monaten nach Ausgabe als antiquarisch anzukündigen oder zu ver kaufen. Die durch' die amerikanischen Reklameküustler inszenierte Bewegung ist jetzt aber auf ein ganz andres Gebiet verlegt worden und dreht sich, obwohl der Streitfall eigentlich nichts damit zu tun hat, um die Frage, ob im allgemeinen die Bücher zu teuer sind. Hierüber haben sich jetzt viele Stimmen vernehmen lassen. Daß der Bücher preis künstlich hoch gehalten werde und normale Verhältnisse übersteige, wie die Times glauben machen will, findet bei der zuständigen Kritik keinen rechten Glauben. Es sei vielleicht zu verurteilen — so heißt es —, daß Verleger von Werken allgemeinen und öffentlichen Interesses zuerst eine teure Ausgabe bringen, um dann etwa nach einem Jahre eine billigere folgen zu lassen; das sei aber eine Taktik, die der im Handel Stehende besser beurteilen könne als ein andrer; auch könne es sich nur um Ausnahmefälle handeln, bei denen dem Verleger auch zu dem teureren Preise der Absatz einer großen Auflage sicher scheine, da er im andern Falle ja seine Unkosten nicht decken würde. Hall Caine's Experiment, von dem wir letzthin ge sprochen haben (vergl. Nr. 246 d. Bl), wird in der Weise, wie es jetzt bekannt gegeben und ausgeführt wird, als ein ganz beweisloses Unternehmen bezeichnet, um festzustellen, daß ein Buch sich entsprechend besser verkaufe, wenn es billiger sei. Sein Eintreten in den Kampf sei weder lehrreich noch sym pathisch. Wie der Annoncenschriftsteller in der »Times«, habe er in der »Daily Mail« eine Aufstellung der Bücherherstellungskosten gemacht In der Times sei man zu dem Ergebnis gekommen, daß Verleger und Sortimenter an jedem Exemplar 800 Prozent verdienten; Hall Caine rechne aus, daß diese etwa 100 Prozent gewönnen; es blieben zwischen Verleger und Sortimenter 2 bis 2'/- sb. auf jeden Band eines 6 Schilling-Romans, der zu 3/6 sb. verkauft werde; beide Rechner vergäßen aber, daß auf dieser Grundlage die Händler denselben Betrag auf alle die Exemplare verlieren, die ihnen liegen bleiben. Jedem Unbefangenen werde ohne weiteres klar sein, daß es lächerlich sei, im Buchhandel den Gewinn nach den Herstellungskosten und dem Verkaufspreis festsetzen zu wollen, da die nicht unerheblichen Verluste durch nicht ab gesetzte Exemplare oder durch verfehlte Verlagsunternehmen doch auch gedeckt werden müßten, ganz abgesehen von den Autorenhonoraren und Geschäftsunkosten, die doch ebenfalls berücksichtigt werden müßten. »Welche Aussichten zur Verbilligung der Bücher bieten die Operationen des Tim-,« Look Olub, selbst wenn man be weisen könnte, daß die Bücher zu teuer sind?« — so heißt es in einem Artikel der englischen Wochenschrift »Timtb« vom 17. Oktober. »Der Fernstehende oder der Bücherkäufer aus dem »Club« wird wohl sagen, daß das Unterbieten — die einzige Ursache des bestehenden Zwistes — für das Publikum ohne weiteres billigere Preise bedeute Damit hat er für den Augenblick wohl recht. Man muß in solchen Fällen aber weiter blicken und wolle die Ansichten des Einsenders erwägen. »Es handelt sich hier um keine einfache Geschäftskonkurrenz, in der eine Firma durch bessere Verwaltung oder größern Betrieb ein Konkurrenzhaus zwingt, die Preise herunterzusetzen oder seinen Laden zuzumachen. Der gewöhnliche Buchhändler kann seinen Preis nicht so weit ermäßigen wie der Times 6ook Olub. Der Times Look Olub ist nicht nur eine Buch handlung; er ist auch eine Leibibliothek, und diese Bibliothek bildet einen Teil der Zeitung Ein Haus, das verschiedene Geschäftszweige betreib!, kann es aushalten, wenn es bei dem einen zusetzt, um dadurch einem andern Zweig neue Kunden zuzusührcn So kann ein Kaufmann irgend einen Artikel unter dem Kostenpreis ins Fenster stellen, um das Publikum in seinen Laden zu locken, und dieses dann überreden, etwas andres zu kaufen, an dem er guten Gewinn hat Ebenso kann eine Leihbibliothek Bücher unter dem Kosten preis verkaufen, ohne dabei notwendigerweise zu verlieren, da sie durch die Abonnements schon Beträge für diese ein gebracht hat; es ist aber ganz unmöglich, daß der Buch händler, der nur Buchhändler ist, seine Preise so erniedrigen kann, um mit dem Tim«-« Look Omb zu konkurrieren. Sowie es daher zum Kampf kommt, wird er, wenn er alleinsteht, unterliegen, und der ganze Handel muß in die Hände des T>mes Look Olub fallen und etwa sonst noch einer Leih bibliothek, die in der Lage ist, mit diesem Institut Schritt zu halten. Es würde sich jedenfalls um einen ganz kleinen Ring handeln, und es wird jedem klar sein, daß dieser Ring, wenn er den Markt in Händen hat, die Politik aller Ringe verfolgen und seine Bücher sicher mit keinem geringern Rabatt abgeben würde, als der Sortimenter es jetzt tut. »Es ist sicher interessant darauf hinzuweisen, daß die Times die Verleger nie ersucht hat, die Bücherpreise zu er mäßigen, und daß ihre Stellung zu dem Zwist anders wäre, wenn sie es getan hätte. Die gegen den Times Look Omb getroffenen Entscheidungen gingen nicht direkt und ohne weiteres von den Verlegern aus, sie kamen durch den Druck und die Vorstellungen der Sortimenter bei den Verlegern zu stände, die durch die Times ihren Handel dem Ruin ent gegengeführt sahen, wie der Präsident der »Looksellsrs' ^.ssoemtiou« kürzlich eingehend erklärt hat. »Die Maßnahmen der Verleger sind dazu bestimmt, deu Buchhandel gegen den unrechtmäßigen und ruinösen Wett bewerb einer Firma zu schützen, die weiter kein Interesse an diesem Handel hat, als dadurch einen andern Geschäftszweig zu lancieren. Die Verleger würden den Schritt zweifellos nicht getan haben, wenn sie nicht in ihrem Interesse für nötig gehalten hätten, das Sortiment zu erhalten — und somit auch die Ringbildung zu unterbinden Solange die Ver leger sonst ihre Bücher verkaufen, kommt es bei ihnen nicht direkt darauf an, wer sie kauft und zu welchem Preise der erste Käufer sie weiter abgibt. »Man fragt weiter, wie der Times Look Olub oder sonst irgend eine Leihbibliothek an der Preisherabsetzung der Bücher interessiert sein könne. Je teurer die Bücher sind, umso größer ist die Nachfrage in der Leihbibliothek. Die Bibliotheken müssen gerade daraus hinarbeiten, die Preise
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder