11208 Fertige Bücher .E 259, 7. November 1S66. (I Nach den eingegangenen Bestellungen haben wir soeben versandt: Walter Cale: Nachgelassene Schriften Mit einem Vorwort von Fritz Mauthner Herausgegeben und eingeleitet von A.Brückmann Geh. M. 4 — geb. M. 5.- Im November 1904 erschoß sich ein junger Mann, Walter Cale, ein Student der Jurisprudenz und der Philosophie, der noch nicht sein dreiundzwanzigstes Lebensjahr vollendet hatte. Seinen Nachlaß stellt unser Buch dar. Er hatte viele seiner Arbeiten vernichtet, und nur eine Verkettung von Zufällen rettete, was übrig geblieben ist; Freundeshand vereinigte es; es sind die Gaben eines Dichters von hohem Rang. Kein Geringerer als Fritz Mauthner hat das Vorwort zu dem Band geschrieben; es heißt darin: „So stelle ich mir Walter Cale vor. Verzweifelnd, verzweifelnd an der eigenen Wahrhaftigkeit, an der Wahrheit und Echtheit des eigenen Pathos. And dennoch im tiefen Grunde der eigenen Seele sich klar bewußt, daß auch dieser „große Schmerz in höherem Sinne ein Verdienst ist", das nur grenzen loses, ehrlichstes Streben an solcher Verzweiflung scheitern kann. Ihm fehlte nicht die Kraft, Gerichtstag zu halten über sich selbst. Ihm fehlte nur die kalte Ruhe, den Gerichtstag zu überleben. Er war zu schwach, das Leben eines echten Dichters zu ertragen. Oder vielleicht nur zu schwach, die Jahre des Zweifels zu überdauern. Darum sind es nur verlorene Glockentöne, die wir vernommen haben." And an anderer Stelle: „Hier oder nirgends ist der Aufschwung zu einer neuen Poesie. Das tausend jährige Thema abendländischer Logik, das Thema der Geschlechtsliebe, wird übertönt von den zartesten und zärtlichsten Stimmungen zwischen redenden und leidenden Menschen." Dieses so früh vollendete Leben, das ein großes Versprechen gab, umschloß doch schon einen großen Reichtum und wird in der Geschichte der Poesie unserer Zeit einen unverlierbaren Platz behalten. Friedrich Huch: Mao Roman. Geh. M. Z.—, geb. M. 4 — Friedrich Huchs Mao ist die Geschichte einer Kindheit; — ein Thema, das in der neueren Literatur recht häufig, vielleicht kann ein männlicher Geschmack finden: zu häufig behandelt ist. Aber Huch hat es auf eine neue und tiefe Art ergriffen und durchgeführt. Seltsam heimisch und seltsam exiliert in dem verstanden-unverstandenen Leben findet sich der Kindmensch; den Zauber dieser wunderbaren Existenz bringt die Erinnerung dem späteren Alter nur selten und nur auf Augenblicke. Diesen ent fliehenden, schwer faßbaren Zauber hat Huch zu gestalten und zu fassen vermocht. Er hat das Rätsel der Kindheit, ihr halb freiwilliges Grauen zu einem Phantom verdichtet, das eine tiefere Realität besitzt, als das ganze nahe, reale Leben sonst. Wie dieses Phantom den Knaben reich und einsam macht, wie es ihn die Verzweiflung lehrt und wie es ihn tötet, das hat der Dichter in einem so stillen, zwingenden Stil erzählt, daß der Leser nicht ein zufälliges, fremdes, gleichgültiges Knabenschicksal, sondern das Symbol seiner eigenen, verlorenen und doch so wunderbar vertraut von ferne wieder klingenden jungen Jahre anzuschauen glaubt. Gustav Naumann: Vom Lärm auf dunkeln Gassen Roman Geh. M. 4—, geb. M. 5.— Ein junger, viel gewanderter und geprüfter Mann setzt sich als Lehrer in einem Gebirgsdorf fest; seine Liebe zu den Kindern wird mißdeutet; seine Bestrebungen, Freude und Kraft ins Leben zu bringen, werden durchkreuzt; Liebesglück entgleitet seiner zögernden Land. Aber das Buch hat ein doppeltes Gesicht; wohl stellt es mit sicherer Hand ein treu aufgefaßtes Stück Natur und Leben dar; es weiß zu spannen und zu rühren; und doch ist dem Dichter der „Roman" nicht die Hauptsache gewesen. Es kam ihm darauf an, ein deutsches Kulturideal aufzustellen, nachdrücklich, positiv, von einem germanisch heidnischen, heiligen Willen durchglüht. Dieses geistige Element ist von einer stillen Hartnäckigkeit, die dem Werk eine stärkere Wirkung sichert als manchem lauteren, eitleren Buch möglich gewesen wäre. Nur noch bar. Bestellzettel liegt bei. S. Fischer, Verlag, Berlin W.