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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.11.1906
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- 03.11.1906
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- Deutsch
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^ 256, 3. November 1906. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. 11011 Von Stassows vielen kunsthistorischen, kritischen und bio graphischen Arbeiten sind die Abhandlungen über Werke der Maler Rjepin und Wereschtschagin und des Bildhauers Anto- kolskij, ferner die Biographien von K. Brüllow, A. Iwanow, A. und I. Gornostajew, W. Hartmann, I. Rjcpin, W. Wereschtschagin, W. Perow, I. Kramskoj, W. Schwarz, N. Bogomolow, W. Pro- chorow, N. Gay, V. Wasnezow, E. Polenow, Falconet und Goudon besonders hervorzuheben. Ein bahnbrechendes Werk aus dem Gebiete der russischen Literaturgeschichte ist seine »Entstehung der russischen Volksepen-. Es erregte bet seinem Erscheinen großes Aufsehen und heftigen Widerspruch. Stassow bewies darin, daß diese Epen — mit wenigen Ausnahmen — keine selbständigen nationalen Schöpfungen, sondern fragmentarische Übertragungen orientalischer Sagen sind, die meistens über Persien und den Kaukasus, während der Tatarenherrschaft nach Rußland gekommen waren. Die musikalisch-kritische Tätigkeit Stassows umfaßt einen Zeitraum von mehr als einem halben Jahrhundert. Mit diesen Arbeiten begann er zu einer Zeit, als sich in Rußland nicht nur die Musik, sondern auch viele andre Lebensäußerungen im Stande der Stagnation befanden. Er war bis zu seinem Lebensende einer der eifrigsten Förderer der Musik in Rußland, äußerte sich über jede hervorragende Erscheinung im Bereiche der russischen Musik, erklärte eifrig und überzeugend die Bedeutung der neuen Schöpfungen und wies die Angriffe ihrer Gegner energisch zurück. Mit der Ge schichte der nationalen Musik Rußlands in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts ist sein Name unzertrennlich verbunden. Bon seinen musikgeschichtlichen Werken sind folgende zu nennen: »U'abbs Lavtini st sa oollsotiov Musicals L Roms- (1852), — ferner eine ausführliche Beschreibung der Autographen ausländischer Musiker in der kaiserlichen Öffentlichen Bibliothek in St. Peters burg (1856), — »Liszt, Schumann und Berlioz in Rußland- (1889), — -Briefe eines großen Mannes- (Franz Liszt) (1893), — »Neue Liszt-Biographie» (1894), — »Was ist der schöne russische einstim mige Kirchengesang?- (1863), — -Beschreibung der Manuskripte Glinkas- (1857), — -Unsre Musik in den letzten 25 Jahren- (1883); — ferner biographische Arbeiten über viele russische Komponisten und eine große Anzahl kritischer und polemischer Artikel, kritische Berichte über Konzerte und Opern-Aufführungen. Über die vielen Ehrenbeigungen, die Stassow während seines langen Lebenslaufes zu teil wurden, kann ich mich hier nicht ver breiten; ich erwähne nur noch, daß seine von Antokolskij ausge führte Marmorbüste in der Kunstabteilung der kaiserlichen Öffent lichen Bibliothek ausgestellt wurde. An seinem siebzigsten Geburts tag versammelte sich eine illustre Gesellschaft in dieser Bibliothek, um dem verdienten Mann zu huldigen, und der Komponist Rimskij-Korssakow sagte in seiner Ansprache: -Während eines halben Jahrhunderts standen Sie an der Spitze der Bewegung, wodurch die Malerei, Skulptur, die Architektur und die Musik in neue Bahnen geleitet wurden. Sie sind als Feind der Routine mutvoll gegen alles Veraltete und überlebte aufgetreten, und Ihre Verdienste im steten Kampfe gegen die Reaktion und für den Schutz der besten nationalen Schöpfungen russischer Künstler sind wahrlich unschätzbar.- — Besonders hervorzuheben wäre nur noch die Tatsache, daß Stassow frei von konfessioneller und nationaler Einseitigkeit war und namentlich auch, daß er der antisemitischen Hetzerei scharf cnt- gegentrat. Daß seine Verdienste in seiner Heimat allseitige An erkennung gefunden haben, ist selbstverständlich. Jeder der sich über Rußlands künstlerische Entwicklung im vorigen Jahrhundert unterrichten will, muß unbedingt von Stassows Arbeiten Gebrauch machen; denn ohne deren Kenntnis ist ein gründliches Studium der russischen Kunst unmöglich. Der Tod dieses hervorragenden Mannes ist für Rußland ein unersetzlicher Verlust. W. Henckel. (Sprechsaal.) Gutscheine für Bücher. Von einem Kollegen ist uns die nachfolgende Anregung ge geben worden, die wir für beachtenswert halten und dem Leser kreise des Börsenblatts hiermit gern unterbreiten. Im kaufmän nischen Kleinhandel, namentlich in manchen Handschuhgeschäften, besteht die hier vorgeschlagene Einrichtung seit längerer Zeit; doch ist uns nicht bekannt, in welchem Umfange und mit welchem Er folge. Für gefällige Äußerungen an dieser Stelle über den Vorschlag würden wir dankbar sein. Red. Es dürfte keinen andern Handelsartikel geben, der im allge meinen so wenig für den persönlichen Bedarf gekauft wird, wie Bücher. Insbesondre solche unterhaltenden Inhalts, die jährlich in großer Anzahl verkauft werden, um als Geschenke zu dienen. Schenken aber ist eine Kunst, um so mehr, als unsre Zeit — — gottlob I — dem einzelnen gestattet, seinen persönlichen Nei gungen, seinem eignen individuellen Geschmack mehr Geltung zu verschaffen, als früher, und da bei Büchern die persönliche Würdigung des Inhalts eine Hauptrolle spielt, so ist es um so schwieriger, den Zweck des Geschenks zu erreichen, nämlich: dem Beschenkten eine wirkliche Freude zu machen. Diese Schwierigkeit führt für alle Beteiligten, Publikum, Sortimenter und Verleger, zu allerlei Mißhelligkeiten, die schon manchem die gute Laune verdorben und manche guten Beziehungen getrübt haben. Und doch scheint es mir, als ließen sich die Unannehmlichkeiten wenigstens zum großen Teil vermeiden, wenn die Einrichtung der Gutscheine für Bücher eingesührt würde, die das Buch selbst auf dem Gaben tisch zunächst zu ersetzen hätten. Jeder Sortimenter denkt gewiß mit einem gewissen Entsetzen an jene Kunden, die ein Buch für einen ältern Herrn suchen, der aber -so eigen- sei. Er empfiehlt dies und jenes, von einem Regal zum andern stürzt der leitergewandte Gehilfe. Und stets bekommt er dieselbe resignierte Antwort: -Ich glaube nicht, daß das das Passende ist». Da kann man dann mit Leichtigkeit eine halbe Stunde seiner kostbaren Zeit mit Turnübungen und dem Wiedereinräumen der Bücher verbringen, oft ohne schließlich ein Buch überhaupt verkauft zu haben. Der Kunde geht weg, und »will sichs noch einmal überlegen-, (Dies tut er meist in der Weise, daß er eine Runde bei den Buchhändlern der Stadt macht.) Hier könnte der Gutschein eine wahre Erlösung bedeuten. Man fragt den Kunden, wieviel er ausgeben will, setzt den Betrag in den Schein ein, und überläßt es dem Beschenkten, sich innerhalb der gesetzten Frist ein Buch nach seinem Geschmack selber auszu suchen. Er wird in den meisten Fällen seine Entscheidung sehr bald getroffen haben, und der Sortimenter hat — besonders in der Weihnachtszeit — Nervenkraft und Zeit gespart. Wie oft kommt es auch vor, daß ein Kunde ein bestimmtes Buch wählt, das man vielleicht erst hat bestellen müssen, und nun die ärgerliche Bedingung stellt, daß das Buch umgetauscht werden müsse, wenn es nicht nach dem Geschmack des Beschenkten sei, oder wenn er es schon besitze oder gelesen habe. Diesen vorher zu fragen, dazu können sich die meisten nicht entschließen, da sie oft auf die »Überraschung- förmlich versessen sind. Welche Unsumme von Verdruß hat diese Bedingung dem Sortimenter und Ver leger schon bereitet, wenn zwischen Weihnachten und Neujahr dann der Tauschhandel beginnt, vielfach in der Form, daß der Sortimenter zerlesene Bücher, die er als neu nicht mehr verkaufen kann oder die doch der Verleger als gelesen nicht zurücknimmt, umzutauschen hat. Auch hier könnte der Gutschein manches Ärgernis beseitigen. Häufig tritt auch der Fall ein, daß ein Kunde ein bestimmtes Buch verlangt, das aber nicht vorrätig ist und auch rechtzeitig nicht mehr beschafft werden kann, oder das erst in nächster Zeit in neuer Auflage erscheinen soll. Und doch will er unbedingt -etwas auf den Tisch legen können-. Mit dem Gutschein dürfte hier das Problem sehr einfach gelöst sein. Die praktischen Beispiele für die Zweckmäßigkeit des Gut scheins ließen sich noch um viele vermehren und ins unendliche variieren. Gegen den Gutschein spricht in erster Linie der Umstand, daß viele es nicht wünschen, daß der Preis des Geschenks bekannt werde. Dieser Grund läßt sich dem Publikum aber leicht aus- reden; denn die Bücherpreise sind ja doch aus jedem Katalog rc. ohne weiteres ersichtlich. Natürlich müßte der Gutschein der Sache entsprechend hübsch und geschmackvoll sein. Äm besten wäre wohl eine künstlerische sinngemäße Zeichnung in der Art der Exlibris. Wenn die Einführung der Gutscheine allgemein würde, so fänden sich gewiß auch Firmen, die sich mit der An gelegenheit verlegerisch befaßten, in der Weise, daß sie Klischees anfertigen ließen, in die die Sortimentsfirmen eingesetzt werden könnten. Dadurch würden die Kosten für die besondere An fertigung von Zeichnung und Klischee erspart werden. 1445'
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