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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.11.1906
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- Erscheinungsdatum
- 03.11.1906
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- Deutsch
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11008 Nichtamtlicher Teil. 256, 3. November 1906. diesen Freunden und Beschützern des Buches alle Stände vertreten: Kaufleute, Buchhändler, Gelehrte, Bibliothekare, Geistliche und, wie begreiflich, eine große Anzahl von Sammlern aus dem Adels- und FUrstenstande. Zu letzter», von denen charakteristischerweise die Handelsstadt Ant werpen die wenigsten Namen aufweist, zählt in erster Linie Maria von Österreich, Königin von Ungarn und Böhmen, Schwester Karls V., die nach dem frühen Tode ihres Gemahls, des in der Türkenschlacht bei Mohac gefallenen zwanzigjährigen Ludwig Jagello, Königs von Ungarn, im Jahre 1531 mit der Statthalterschaft der Niederlande be- liehen worden war. Maria, 1503 in Brüssel geboren, ver waltete ihr Mutterland fünfundzwanzig Jahre lang mit Energie und Talent; ihr kunstsinniges Wesen und ihr feste frohes Leben haben in dem berühmten Chevalier de Bran- tüme einen beredten Biographen gefunden. Sie zog sich im gleichen Jahre wie Karl V. von der Regierung zurück und folgte ihrem Bruder sogar nach Spanien, wo sie, eben falls kurze Zeit nach ihm, am 18. Oktober 1558 starb, gerade als eine Flotte in Barcelona vereinigt wurde, die sie nach Holland zurückführen und in ihre alte Statthalterschaft wieder einsetzen sollte. Das abgebildete farbige Exlibris dieser Fürstin ist das älteste belgische Bibliothekzeichen, das wir kennen. Es besteht, wie der größte Teil aller früheren Exlibris, aus einem auf einem Sockel stehenden, prächtig ausgeführten Wappen, von zwei seitlich angebrachten Frauengestalten beschützt, deren eine einen Palmzweig, die andere einen Olivenzweig, Sinn bilder von Kriegsruhm und Frieden, trägt. Seine Größe ist 15 zu 10 om. Von der Bibliothek Marias selbst ist jedoch außer diesem Zeichen, das ursprünglich ihrer Tante Margareta von Österreich zugeschrieben worden war, nichts bekannt geworden. Zu den dem hohen Adel angehörenden belgischen Biblio philen sind zu rechnen: P. F. de Mörode, Prince de Rubemprä, A. T. P. Comtesse d'Dve, C. W. Comte de Renesse, A. de Ligne d'Aremberghe, Prince de Barbanyon, und P. L M. G. Comte Vilain XIV. Als erste unter den Antwerpener Bibliophilen, deren Zahl bedeutend größer ist als die der Brüsseler — es soll noch heute so sein —, nennt Linnig Johann Anton Tücher, sowie seinen Sohn Robert, aus dem Geschlechts der Nürnberger Patrizierfamilie. Ihre Vor fahren waren zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts nach Antwerpen gekommen, das damals Brügge als erste Hansestadt Belgiens verdrängt hatte, und haben die höchsten städtischen Ämter bekleidet; wie sein Vater Robert war auch Johann Anton erster Bürgermeister, dessen Sohn Robert Stadthauptmann von Antwerpen gewesen. Auch zwei bekannte belgische Bibliothekare seien als Bibliophilen noch besonders namhaft gemacht: J.-B. Lauwers, der als ehe maliger Stadtbibliothekar in Antwerpen im Jahre 1829 in größtem Elend, ja geradezu Hungers starb, well er sich nicht dazu entschließen konnte, sich von seinen Bücherschätzen zu trennen bezw. auch nur einige davon zu verkaufen, und der Genter C.-J.-E. van Hulthem (1761 — 1832), der im Laufe eines außerordentlich bewegten Lebens, während dessen er die verschiedenartigsten hohen amtlichen Stellungen in Gent, Brüssel, Löwen und Paris bekleidete, eine der schönsten Büchersammlungen zusammenbrachte, die von seinem Neffen de Bremmaeker für 279 400 Francs an die belgische Re gierung verkauft wurde und den Grundstock der jetzt so reichen Königlichen Bibliothek in Brüssel bildete. Van Hulthem sammelte mit Vorliebe die Werke, die früher zum Bestand andrer berühmter Bibliotheken gehört hatten. Hatten deren Besitzer kein eigenes Bibliothekzeichen besessen, so ließ er nachträglich ein solches anfertigen und in deren Bücher ein kleben. Auf diese Weise verdanken ihm die Exlibris des vor erwähnten Lauwers, von P. van Rerffchot, von Jöröme de Bosch und von Baudewyns ihre Entstehung. Er selbst hatte deren fünf, die sich alle durch Einfachheit auszeichnen. Am besten gefällt uns das mit einem Bibliothekzimmer, in dessen Mitte sich ein mit Büchern beladener, kunstvoll gearbeiteter Tisch, ein Sessel und auf einem Sockel die Büste des von ihm hochgeschätzten Erasmus von Rotterdam befinden. Das Exlibris trägt eine lange lateinische Inschrift, den Ausspruch Erasmus': »llibri voostl prsssti sunt sto.«, und mißt 6,1x4,6 Zentimeter; es wurde nach einer Zeich nung des Architekten Suys aus Nieuport von Jouvenal in Gent gestochen. (Vgl. über Lauwers und van Hulthem auch die bekannten Werke von Mouravit und Cim.) Schließlich sei noch aufmerksam gemacht auf einen dem Buchgewerbe selbst ungehörigen Antwerpener Bibliophilen, den Buchdrucker Jean- Baptiste Vcrdüssen (1698—1773), der eine solche Liebe zu Büchern hatte, daß er während dreißig Jahre seines Lebens ausnahmslos früh morgens um 4 Uhr aufstand, um vor den ihn gänzlich in Anspruch nehmenden Berufsarbeiten einige Stunden ungestört inmitten seiner Bücherschätze ver bringen zu können Unter letztem, die sich durch schöne, größtenteils von dem hervorragenden Antwerpener Buch binder De Keyser hergestellte Einbände auszeichneten, befanden sich über 360 Handschriften, zum Teil unveröffent licht, zur Geschichte der Stadt Antwerpen, des Herzogtums Brabant, der holländischen Provinzen und der ersten Ge schlechter des Landes. Sein Exlibris, das seinem Großvater J.-B. Verdüssen (1625—1689) als Buchdruckermarke gedient hatte, stellt einen Storch dar, der seiner Mutter ein Reptil als Nahrung bringt, und trägt die darauf Bezug nehmende Überschrift: klstss bominis tntissima virtns. Was das Werk für Buchhändler besonders interessant macht, sind die vielen Titelangaben von hervorragenden und seltenen Werken, die den belgischen Bibliotheken angehört haben und die meist mit genauer Beschreibung des Ein bands und der Angabe des Verkaufspreises verzeichnet sind. Als Hauptquelle hierfür haben dem Autor die Auktions kataloge gedient, auf grund deren die meisten der beschrie benen Bibliotheken versteigert worden sind — damals wie heute das gebräuchlichste Mittel zum Verkauf einer Biblio thek — und deren wir eine ganze Anzahl genau angeführt finden. Es war früher, und besonders im achtzehnten Jahr hundert, Brauch, dem Auktionskatalog einige Zeit nach der Versteigerung ein Supplement folgen zu lassen, das die Preise und vielfach auch die Namen der Erwerber der ver steigerten Bücher enthielt, und diesen Supplementen verdanken wir wertvolle Aufschlüsse über den damaligen Marktwert der Bücher aus frühem Jahrhunderten. Sogar von den Kosten einer Versteigerung legen sie zuweilen genaue Rechnung ab. So finden wir S. 57 folgende Aufstellung der »Onkosten« beim Verkauf der großen Bibliothek des Archidiakonus F. A. E. Bruyninx in Antwerpen, die vom 10. bis 21. Oktober 1791 stattfand und deren Katalog 204 S. in 8°. 2401 Nummern umfaßte: Städtische und Zunft-Abgaben, 6—40/0: Gulden 515.11 An die Arbeiter „ 65.17 Für das Zimmer „ 15.15 „ Bier 8.11'/, „ den Ausrufer „ 3.12 „ die Abschrift „ 20.12 „ den Stempel „ 10.16 Das Gesamtergebnis der Versteigerung betrug 8248,17 Gulden. Wir lernen weiter durch diese Kataloge, die vielfach nur käuflich zu haben waren und 2 bis 5 Francs kosteten, die Namen der damals in Blüte stehenden Auktions- strmen und Antiquariate kennen, darunter die »Buchdrucker und Buchhändler« Bincken, Ancelle, Grangs in Antwerpen,
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