235, 9. Oktober 1906. Künftig erscheinende Bücher. * 9839 Line Bearbeitung von David F. Schloß' ^lethocl8 ot Industrial I^eruuueratiou von vr Luüwig Lernkarcl, Professor der Staatswissenschaften an der Akademie Posen. 8°. Etwa 1?Vü Bogen, mit Kartenbeilagen. Preis geheftet etwa M. 7.—, gebunden in Leinen etwa M. 8.20. Subskriptionspreis geheftet etwa M. 6.—. Das vorliegende Werk hat einen weiten Interessenten- und Abnehmerkreis. Großindustrielle, Fabrikdirektoren, Gewerk schaften, Handels- und Gewerbekammern. Gewerbegerichte, Arbeitervereine, Sozialpolitiker und Juristen, alle, die mit der Groß industrie Fühlung haben, kommen als Käufer in Betracht. Wir führen Folgendes aus dem Vorwort des Verfassers an: „Grundlegende Werke — stanckarä rvorlro — können der Entwicklung einer Wissenschaft fast hinderlich werden. So kann ö' ^ . E'u modernes Handbuch der Löhnungsmethoden heute kaum geschrieben werden; denn man müßte geradezu das Werk von David Schloß jdilstbocks ok lockustrialliemunsratnon) plündern, so sehr ist diese Schrift noch maßgebend. Anderseits ist Schloß in vielen Teilen so veraltet, daß man in Theorie und Praxis dringend nach einem neuen Buche verlangt. Daher entschloß ich mich, das auch in Deutschland wohlbekannte Werk zu einem Handbuch der Löhnnngsmethoden zu verarbeiten." „Den vielen Streiks, die ein scheinbar geringfügiger Anlaß zum Ausbruch bringt, geht häufig ein stilles, jahrelanges Ringen voraus nicht um Lohnhöhe und Arbeitszeit, sondern um die Lohnform und die Handhabung des Löhnungssystems. Der Außenstehende, der die Vorgänge in unserer Industrie verstehen und mitfühlen will, muß sich zunächst das eine klar machen, daß die Lohnform mehr ist als „eine bloße Form". Die Lohnform, mag sie nun Zeitlohn, Akkord oder Teilungsmethode sein, steht neben dem Arbeiter vom Morgen bis zum Abend und flüstert ihm in jedem Momente seiner Tätigkeit fortwährend ihre Mahnung zu: Die Zeitlöhnung sagt dem Arbeiter, „dein Lohn steigt mit jeder Minute". Manches Zeitlohnsystem fügt noch die Bemerkung hinzu, daß eine gewisse Mindestleistung am Tage erforderlich sei, oder daß der Qualität der Arbeit eine besondere Bedeutung zukomme. Die Akkordsysteme führen eine viel mannigfaltigere Sprache. Manches System erklärt zwar einfach und kurz: „Mit jedem Hammerschlage steigt dein Lohn." Jedoch die meisten Methoden haben mehr zu sagen. Sie machen z. B darauf aufmerksam, daß der Lohn des Arbeiters in erster Linie von der Gesamtleistung der Kolonne abhänge. Oder daß der Lohn des Arbeiters mit der Leistung der Unterarbeiter steige, oder das System macht dem Arbeiter klar, daß er klug handelt, wenn er mit zwei oder drei Ge nossen rhythmisch zusammen arbeitet usw. -So steht die Löhnungsmethode neben dem Arbeiter wie ein Freund oder auch wie ein feindseliger Antreiber. Es gibt Lohn formen, welche die besondere Geschicklichkeit des Arbeiters berücksichtigen, andere wieder, dle den Pfuscher wie den tüchtigen Arbeiter gleich mäßig behandeln. Ja, man kann sagen, daß von der Löhnungsmethode der Ton, der in der Fabrik herrscht, in hohem Maße abhängig sei. Es gibt Methoden, die den, Arbeiter zureden, er möge seine Gehilfen freundlich behandeln, andere, die ihm raten, den Mitarbeiter nach Kräften auszunutzen. Es gibt Lohnsormen, die ein erfreuliches Zusammenarbeiten zur natürlichen Folge haben, andere, die mit Sicherheit zur Angeberei führen, zur Bestechung des Meisters und zu anderen Zeichen einer ungeselligen Tätigkeit. Alles das tritt heute, wo die vermittelnde, verhüllende, patriarchalische Stimmung aus den Fabriken verschwunden ist, schärfer hervor als früher. Dazu kommt, daß die Vergrößerung der Industriebetriebe und dle internationale Konkurrenz in den letzten Jahren zu einer höchst intensiven und mannigfaltigen Ausbildung der Löhnungsmethoden geführt haben." Professor Bernhard hat soeben auf dem Juristentag in Kiel einen mit allseitigem Beifall aufgenomniencn Vortrag über das Akkord-System gehalten. Leipzig, im Oktober 1906. Duircker ^ Huniblot.