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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.10.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 06.10.1906
- Sprache
- Deutsch
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könne, Kompagnon von Tippelskirch zu werden, und was solche gemütsinnigen Blüten mehr sind. Die Tafelrunde wurde animiert. Warum sollen wir in unserm nordischen, nebelreichen Klima nicht auch einmal fröhlich sein, zumal wenn draußen der Regen rauscht? So vereinte sich denn, als die Zigarren brannten und sich plaudernde Gruppen gebildet hatten, eine Anzahl von Ein geweihten zu einem Hymnus an ihren Schutzpatron. Wenn ich recht verstanden habe, riesen sie diesen in immer wieder kehrenden Variationen mit »Stumpfsinn« an. Ob der An gerufene sich ihnen zugeneigt hat, weiß ich aber nicht Ein Problem der modernen Volkswirtschaft ist die Abwanderung aus den großen Städten Der Kreis Norden ist im Begriff, dieses Problem zu lösen Denn obgleich Hamburg als nächster Tagungsort vorgeschlagen wurde — selbst der Vorstand legte sein Gewicht dafür in die Wag schale —, hat sich doch die Versammlung für Segeberg ent schieden. Und da wir noch Otterndorf und Buxtehude, Süderbrarup und Lütjenburg in unserm Verbandsbezirk haben und noch viele andre schöne Städtchen, Flecken und Dörfer dazu, braucht uns um künftige Versammlungsorte nicht bange zu sein. »De verdreihten groten Städte — hebb' ick dat nicht all jümmer seggt?!« — Auf Wiedersehen in Segeberg! Hamburg, 2. Oktober 1906. Justus Pape. »Subskriptionsausgaben für die Äerren Bibliophilen«. Von vr. Richard Fiedler. Etwa drei Jahre ist es her, da erhielt die stille Ge meinde der Bibliophilen zum erstenmal einen stattlich ge druckten Prospekt zugesandt, der am Kopf den warnenden Vermerk trug: »Streng vertraulich« und darunter: »Sub skriptionsausgabe für die Herren Bibliophilen«. Man öffnete neugierig und fand die Ankündigung eines stark gepfefferten Werks des seltsamen alten Italieners Pietro Aretino, das hier, zum erstenmal übersetzt, in kleiner Auflage und schöner Ausstattung gedruckt, zu teurem Preis vom Herausgeber angeboten wurde. Man stutzte über die in Deutschland fast unerhörte Kühnheit des Unternehmens, man subskribierte und stellte das seltene Kuriosum kopf schüttelnd in einen verborgenen Winkel der Bibliothek, im Stillen wünschend, daß der kecke Versuch, offenbare Porno- graphika in solcher Weise zu veröffentlichen, nicht wiederholt werden möge. Dem war aber leider nicht so. Dieser erste »Privat druck« hatte dem Veranstalter sehr raschen und hohen Ver dienst gebracht, und da solcher Erfolg beim deutschen Ver leger nicht eben häufig ist, so fand sehr bald ein »Kon kurrent« Gefallen an der Sache und nach diesem ein andrer und wieder ein andrer .... So ist es gekommen, daß jetzt kaum ein Monat mehr vergeht, ohne daß mehrere erotische (sprich: pornographische) Werke unter dem Deckmantel von »Subskriptionsausgaben« angeboten werden, daß kaum ein einziges Produkt der Schandliteratur aller Zeiten und Völker nicht »wortgetreu« in das Deutsche übertragen wäre und daß Deutschland heute in der Verbreitung pornographischer Literatur alle andern Länder bei weitem überflügelt hat. Und alle Prospekte, die diese Werke ankündigen, auf rosarotem oder grünlichem Karton, auf ernstem altdeutschen Bütten- oder gelblichem Japan-Papier, mit oder ohne ver führerische Probe-Illustrationen — sie alle tragen den warnenden und vornehmen Vermerk: »Streng vertraulich. Subskriptionsausgabe für die Herren Bibliophilen.« * » » Verständigen wir uns gleich: dieser Artikel ist keine Denunziation, kein Weckruf: »Höre, Staatsanwalt!« Einmal nicht, weil die Staatsanwaltschaft alle diese Dinge längst weiß und nur den geschickten Schmuggelkünsten der be treffenden Verleger und Händler nicht gewachsen ist, sodann aber, weil die deutsche Anklagebehörde, wenigstens was die literarischen Dinge angeht, längst das Vertrauen der Ethiker verloren hat. Zu oft und zu täppisch hat sie in der Beur teilung »unzüchtiger« Druckwerke daneben gegriffen, als daß man ihr in dieser Beziehung irgend welches Verdienst zu sprechen könnte, es sei denn, gelegentlich Reklame für einen zu Unrecht vergessenen Dichter gemacht zu haben. Endlich aber wäre auch das tatkräftigste Eingreifen der Gerichte nutz los, wenn es nicht international betrieben würde, wie etwa bei der Bekämpfung des Mädchenhandels. Dazu ist aber bei der Diverzenz der ethischen Anschauungen in diesem Punkte keine Aussicht vorhanden. Nicht um Anklage also handelt es sich hier, sondern nur um Inschutznahme zweier Worte, die in diesem traurigen Kapitel immer und immer wieder gemißbraucht werden: der Worte »Bibliophile« und »Subskription«. * S * Was ist ein Bibliophile? — Die bloße Übersetzung: »Freund der Bücher« genügt offenbar nicht; denn die Bücher liebt jeder wahrhaft Gebildete. Unter ihnen aber bilden die Bibliophilen noch eine besondere Gemeinde von zumeist ernsten und stillen Leuten, die gewöhnlich des Lebens Lärm und Torheit genug erfahren haben, um sich freiwillig ein wenig abzusondern und nur diejenigen Freunde um sich zu behalten, die ihnen schweigend Gesellschaft und Anregung spenden: die Bücher. Sie sind manchmal schrullenhaft und »verrückt« und finden Poesie und Zärtlichkeit in Dingen, die andern vollkommen wertlos erscheinen; aber sie erwerben auch oft durch ihre vertrauten Freunde eine Höhe der Er kenntnis und der Moral, die den »Praktischen« fern bleibt. Und diese Männer sollten die eigentlichen und besonderen Liebhaber von Schandwerken sein, die einzig und allein die Glorifikation des tiefsten Tieres in uns zum Gegenstand haben? Für sie sollten diese Ausgaben veranstaltet sein, die unserer Literaturperiode dereinst ein untilgbares Brandmal aufdrücken werden? Nein, meine Herren Verleger, dies ist eine schmachvolle Lüge, und es ist Zeit, daß einmal in voller Öffentlichkeit ausgesprochen werde, was in den Bibliophilen-Vereinigungen schon oft erörtert wurde: wir wollen diese Bücher nicht; wir lehnen ausdrücklich und mit der Feierlichkeit, die der Gegen stand erfordert, die Zumutung ab, als ob das unsere Spezia lität sei. Wir nehmen den ungekürzten Rabelais und die derbsten altdeutschen Schwänke mit Freuden in unsere Biblio thek auf; aber die Elaborate neuer und alter französischer Pornographen sind nicht für die Bibliophilen übersetzt worden, sondern für — andere. * * * Aber diese Werke erscheinen ja in »Subskriptionsaus gaben«. Nur wer auf einem dazu bestimmten Formular seine ausdrückliche, mit Namen, Stand und Adresse versehene Bestellung abgibt, sichert sich das Recht des Bezugs, uud der Verleger hätte so doch eine gewisse, wenn auch geringe Garantie dafür, daß das Gift nicht in Unrechte Hände geriete. Dies ist die zweite, bewußte Lüge; denn die betreffenden Prospekte werden zu Hunderten an Buchhändler ge schickt, und mancher Buchhändler gibt die Exemplare planlos
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