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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.10.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 06.10.1906
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- Deutsch
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^ 233, 6. Oktober 1906 Nichtamtlicher Teil. 9713 Elbe« überzeugen konnten, die unser Vorstand uns laut seinem Einladungsschreiben erst am Montag in Cuxhaven zeigen wollte. Ich weiß nicht mehr ganz genau, ob wir nach der Darlegung des Vorstandes von der Sicherheit unsrer Lage in Cuxhaven oder unsrer Tätigkeit zu Hause überzeugt werden sollten; jedenfalls war unser Vorstand für unsre Sicherheit bemüht gewesen, und da wir unserm Vorstand unbegrenztes Vertrauen schenken, da wir ferner Vertreter der »Wacht an der Elbe« mit eignen Augen unerwartet gesehen hatten, und da es am Montag furchtbar regnete, ist niemand mehr nach Cuxhaven hinuntergefahren. Der Kapitän Meßtorff weiß gewiß genau Bescheid an den Neufundlands-Bänken und in der Magellans-Straße; über die Wasserverhältnisse der Schwinge aber war er un unterrichtet gewesen. In glatter Fahrt erreichten wir auf schmuckem kleinem Dampfer den Hafen von Stade. Ein Mitpassagier aus dem feinen Leipzig mit empfindlichen Ge ruchsnerven beschwerte sich zwar über unangenehme Düfte. Statt dessen hätte er seine Augen weiden sollen an den fetten und verheißungsvollen Ochsen, die rechts und links der Schwinge auf den saftigen Marschwiesen grasten. Man muß die einzelnen Tiere stets zur rechten Zeit verwenden! In Stade harrte man unser. Ich kann mich allerdings täuschen; aber es schien mir so, als ob die Harrenden Gesichter aufgesetzt hätten, wie sie in der bekannten Läster allee in Helgoland zu schauen sind. Na, davon war natürlich keine Rede; unbekümmert, hochaufgerichtet und hungrig schritten wir zu unserm Gasthof, wo unsrer eigentlich ein frugales Mahl harren sollte Da unser Dampfer jedoch den nötigen Fisch nicht mitgebracht hatte, mußten wir uns etwas in Geduld üben. Nicht allen gelang das, manche stürzten sich trotz der teuren Schweinepreise auf Schinken: alle Achtung vor dem Schinken des Alten Landes und des Landes Kehdingen! Diesem einfachen Essen folgte eine etwas längliche Vorstandssitzung. Jedoch kaum hatte es 10 Uhr geschlagen, da war die Vorstandssitzung nach nicht ganz vierstündiger Dauer auch zu Ende Nun ging es eine Treppe hinunter. Der Tausend! Stade hatte Schleswig den Rang abgelausen mit lauter »leichten Nachtspeisen«, wie ein Redner euphemistisch die gedekten Tische bezeichnete. Da waren aufgetischt u. a. m. Aal in Sauce, Spickaal (einer davon hatte die Länge von 7 3'/sew), Lachs mit Mayonnaise, Kaviarbrötchen, Eier mit Silds, An chovis, geräucherte Fische, Sardellen, ganz zu schweigen von dem, was die fetten Elbmarschen an kalten Speisen geliefert hatten. Ja, unsere Zukunft liegt auf dem Wasser, und die Ernährung, die das Wasser bietet, ist gar nicht zu verachten; nur muß man sie vertragen können. Jedenfalls waren die Kräfte von uns anwesenden 15 Mann viel zu schwach, um ernstlich Bresche legen zu können in die Fisch- und Fleisch bollwerke. Auch die doppelte Zahl, die wir andern Tags erreichten, wäre zu schwach dazu gewesen. Die Sache selbst ist aber leicht zu erklären, wenn man bedenkt, daß Stade aus althannöverschen Zeiten her gewohnt ist, einen Elbzoll zu erheben, der den Hamburgern einst ein starker Dorn im Auge war. Ich denke mir nämlich, daß die Stader Herren Kollegen ein Kaperschiff ausgerüstet gehabt hatten, um aus der Schwinge-Mündung heraus auf die braven Finkenwärder Fischer loszustürzen, die ahnungs los dort vorbeigesegelt sind und nun ihren Zoll zu gunsten des Kreises Norden m nsturi» entrichten mußten. Mit diesem Zoll haben wir Hamburger uns ausgesöhnt. Es geht das Gerücht, daß hernach im Hotel Birnbaum noch Skat gespielt worden ist und daß man dazu schließlich noch einen Ersatzmann aus dem Bett herausgeholt hat. Ich weiß es nicht zu verbürgen, wir gesitteten Hamburger sind nicht daran beteiligt gewesen. Am andern Morgen besichtigten wir zunächst das Museum mit seinen reichen Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 73. Jahrgang. altertümlichen Schätzen. Auch der Spruch, der diesen Zeilen als Motto vorgesetzt ist, findet sich dort. Als wir darauf vom Schwarzen Berge, eine halbe Stunde von Stade land einwärts gelegen, Umschau hielten, konnten wir uns über zeugen, wie diese Marschlande in der Tat von Dämmen und Deichen, Schleusen und Bollwerken durchzogen sind und ab- hängen. Möchten doch auch die Dämme und Deiche des deutschen Buchhandels sich immer fest genug erweisen, damit nicht irgend eine Spring- oder Sturmflut oder beständig wogendes Wasser, wie z B. richterliche Erkenntnisse in ihrem abstrusen und konfusen Juristendeutsch, sie überspült oder unterspült I Nicht alle hätten den Schwarzen Berg erreicht, wenn nicht unser Kollege Herr Pockwitz sein Fuhrwerk zur Ver fügung gestellt und die Spätlinge direkt vom Bahnhof zum Schwarzen Berg befördert hätte. Dein alten Herrn sei auch hier Dank für seine Freundlichkeit gesagt, Dank auch dafür, daß er uns später zum Bahnhof geleitete und dort den Scheidenden einen Abschiedstrunk bot, natürlich einen plurali- sierten. Aber gelacht hatte er vorher bei Tische tüchtig, namentlich als der Hamburger Namensneffe von Wilhelm Busch, mit Vornamen Adolf geheißen, zum Schluß austrat und, gleich vorzüglich in Kostümen, Mimik und Gesang, mit seinen Vorträgen uns in Konvulsionen brachte. Die Glanznummer war unbestritten der »Aaron Silberstein, was macht in Staatspapieren«. Da bin ich nun, ungewollt, schon an den Schluß des Mittagessens gekommen, und muß nun schleunigst Anfang und Mitte nachholen. Den Anfang machte unser Vorsitzen der, Wilhelm Halle, mit einem Kaisertoast, der genau ein Jahrhundert lang war: er begann mit dem Jahre 1806 und endete mit dem Jahre 1906. Auch sonst wurde des Jahres 1806 , des Märtyrers Palm und der Mahnungen, die jene Zeit an uns richtet, gedacht. Selbst verständlich feierten wir auch unfern Vorsitzenden, als den neuen König im Kreise Norden, und baten ihn, sein Szepter milde zu gebrauchen, wie sein Vorgänger A. Freder- king es getan und deshalb sechs Jahre auf dem Throne ge sessen hätte. Von den Reden sei noch erwähnt die von Hermann Seippel, der von einem kürzlichen Besuch bei Ganghofer in seiner HochgebirgSklause interessant und launig erzählte und unsre Väter, die Schriftsteller, und unsre Mutter, den Buchhandel, sinnig zu feiern wußte. Der Raum hier erlaubt es nicht, alle die trefflichen Redner zu erwähnen, die bei Tisch ihr Salz freigebig spendeten Die »Kritik«, wie sie im Kreise Norden am Schluß der Tafel üblich ist und nie übelgenommen, sondern fröhlich begrüßt wird, muß in einigen Punkten noch wiedergegeben werden. Da lautete ein Verdikt gegen einen Schatzmeister: »Herr N., Sie ent wickeln Ihre Fähigkeiten nach der verkehrten Seite!« und ein anderes, gegen den amtierenden Vorsitzenden vom Hamburg-Altonaer Buchhändler-Verein gerichtet: »Mir genügt Ihre Intelligenz!« Ja, und noch ein anderer redete und er zählte, daß er einst das Gehirn eines der Anwesenden in Ver wahrung gehabt hätte, und — doch es braucht nicht alles ge druckt zu werden, was in sprudelnder Laune gesprochen wird. Gesungen wurde natürlich auch bei Tisch Da hatten wir ein Lied. Das hieß »Gemischter Salat« Dieser Salat war an den Ufern der Trave gewachsen, ganz rein im Ge schmack und nach keiner Seite hin versalzen oder verwürzt. Aber singen ließen sich die Schnadahüpfln nicht alle leicht, weil es an dem geübten Vorsänger fehlte, denn unsere Leip ziger Lerche versagte diesmal. Ein andres Lied war sehr spitzig, es hieß z. B darin, daß ein Hamburger Landrichter bei einem vielgenannten Kollegen den Simplici-Bazillus entdeckt hätte; daß einem Atlas-Submittenten nicht prognostiziert werden 1277
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