Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.10.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.10.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19061005
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190610055
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19061005
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1906
- Monat1906-10
- Tag1906-10-05
- Monat1906-10
- Jahr1906
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
9668 Nichtamtlicher Teil. ^ 232, 5. Oktober 1906. begründet sein. Denn wenn der Bericht, Palms Buchhalter Pech habe vor der Verhaftung seines Prinzipals aus Furcht vor einer Haussuchung einen ganzen Ballen der Broschüre in den Hofbrunnen versenkt, wahr ist, so muß noch ein ziem licher Vorrat von Exemplaren damals vorhanden gewesen sein. Eine zweite Ausgabe mag Palm wohl vielmehr des halb für wünschenswert gehalten haben, weil er der Flug schrift eine möglichst große Verbreitung in ganz Deutschland hat sichern wollen, wozu ihm die Exemplare der ersten Auflage nicht ausreichend schienen. Wer war der Verfasser der Flugschrift »Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung«? Von Professor vr. Rackl-Nürnberg. (Vgl. Nr. 197 d. Bl.) Das heurige Palm-Gedenkjahr hat obige Frage, bezüglich deren im Laufe der Zeit mannigfache einander widersprechende Vermutungen und Behauptungen aufgestellt worden sind, wiederum stark in Fluß gebracht und eine ziemliche Anzahl von Aufsätzen und Zeitungsartikeln hervorgerufen, die die Lösung jenes Rätsels versucht haben. Der interessante Aufsatz des Herrn Professor Bertram, Hannover, in Nr. 197 dieses Blattes, der sich ebenfalls mit dieser Verfasserfrage beschäftigt, veranlaßt mich, wenigstens bezüglich dreier Männer, die am nachhaltigsten von ver schiedenen Seiten als Autoren jener Flugschrift ausgegeben werden, hier das Wort zu ergreifen. In früheren Palmschriften wird der Rektor der Stadt schule zu Altdorf Christian Heinrich Adler als Verfasser genannt, lediglich deshalb, weil dieser schon 1797 eine kleine ähnliche Schrift unter dem Titel »Die Franzosen im Nürn berger Gebiete im Augustmonate 1796« herausgegeben hatte, in der die damals von den französischen Truppen verübten Roheiten geschildert waren. Allein dieser Analogiebeweis war keineswegs ausreichend, ihn zum Verfasser auch der von Palm verlegten Schrift zu stempeln, weshalb ich in meiner am Ende des vorigen Jahres bei C. Koch in Nürnberg heraus gegebenen Biographie Palms bemerkte, für die Autorschaft Adlers könnten keine stichhaltigen Punkte ins Feld geführt ^ werden. Nun hat, wie Professor Bertram in dem ange zogenen Artikel berichtet, dieser in dem der Stadtbibliothek Hannover gehörigen Exemplar der zweiten Ausgabe jener Flugschrift einen aus dem Jahre 1860 stammenden ge druckten Zettel eingeklebt gefunden, auf dem der damalige praktische Arzt Vv. Preu in Hersbruck ausdrücklich erklärt, sein Vater, Rechtsanwalt vr Christoph Preu in Nürnberg, habe die Korrektur der Polnischen Broschüre besorgt und ihm den genannten Rektor Adler als Verfasser derselben ange geben. Offenbar bedeutet diese authentische Behauptung des vr. Preu, eines angesehenen Mannes, eine sehr be achtenswerte Stärkung der Annahme, daß Rektor Adler der Verfasser gewesen sei; aber wenn Bertram und mit ihm Di-, Julius Meyer von Ansbach, der die von ersterem gemachte Feststellung dieser Tage in mehreren Zeitungen wiedergegeben hat, meinen, es könne nun kaum mehr ein Zweifel über die Autorschaft der verhängnisvollen Flugschrift bestehen und es müsse mit jener Preuschen Erklärung der alte Streit sein Ende haben, so geben sich beide einer großen Täuschung hin. Es wäre freilich sehr einfach, lediglich auf die subjektive, ganz unkontrollierbare Aussage dieses oder jenes unbescholtenen Mannes hin, der nicht mehr unter den Lebenden weilt, die Autorschaft jener Broschüre feststellen zu wollen. Aber die ernste historische Kritik kann sich überhaupt nicht mit solchen auf bloßem Autoritätsglauben fußenden, jeder Angabe sachgemäßer Gründe und näherer Umstände ermangelnden Aufstellungen begnügen, und gerade in unserm Falle fordert diese um so mehr die Beibringung objektiver Beweispunkte, als sich (wie wir gleich sehen werden) eben die Zeugnisse mehrerer hochachtbaren und glaubwürdigen Männer völlig widersprechen. Mit viel mehr Nachdruck als bei Adler wird nämlich in der Palmliteratur auch der frühere Gymnasialprofessor Johann Kvnrad Uelin in Ansbach als Verfasser der Flugschrift angegeben. (Dieser, in Wassertrüdingen 1771 geboren, wurde später Oberfinanzrat bei der Steuer- und Domänenkammer in München und starb 1826 auf einer Reise nach Schottland in Edinburg.) Friedrich Schultheis, ein verstorbener angesehener Nürnberger Bürger, berichtet in seiner Biographie Palms vom Jahre 1860, daß ihm und andern Gewährsmännern gegenüber der Sohn Palms, Hofbuchhändler in München, jenen Johann Konrad Pelm als den Verfasser bezeichnet habe. Palms Buchhalter Pech habe nämlich zwar vor der Öffentlichkeit das Ge heimnis über den Verfasser niemals gelüftet; aber Palms Sohn habe er den Namen mitgeteilt. Außerdem behauptet Schultheis, ihm habe der einstige Archivrat Kiefhaber in Nürnberg persönlich versichert, daß obiger Pelm selbst ihm eingestanden hätte, er sei der Verfasser gewesen. Auf Grund dessen schrieb unlängst Albert Schultheiß aus München im »Sammler« Nr. 100 vom 21. August 1906 — mit fast noch größerer Bestimmtheit als Professor Bertram und "r. Julius Meyer hinsichtlich ihres Autorkandidaten —: »Über Namen und Person des Autors kann nicht mehr der leiseste Zweifel bestehen. Es ist Johann Konrad Pelm« usw. Ja, soll nun der Geschichtskritiker untersuchen: Welchem von den angeführten glaubwürdigen Gewährsmännern ist der höhere Grad von Glaubwürdigkeit beizumessen? — So weit kommt man mit dem bloßen Autoritätsbeweis! Einige Jahre nach dem Erscheinen der Friedrich Schultheis- schen Schrift führten die Nachforschungen nach dem Verfasser der genannten Flugschrift auf eine neue Spur. Der vor malige Bezirksgerichtsregiftrator Pedrazzi in Nürnberg, der sich seinerzeit viel Mühe gegeben hat, durch Nachforschungen bei Verwandten und sonstigen überlebenden Zeitgenossen Palms manches Dunkle in dessen trauriger Geschichte auf zuhellen, schreibt 1866: »Der Verfasser des Buches Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung' war der removierte gräflich Rechteren- sche Oberpfarrer und Konsistorialrat Philipp Christian Gottlieb Uelin von Winterhausen bei Würzburg. Dieser war ein Verwandter und intimer Freund Palms, dessen Korrekturen er besorgte. Nach Palms Ermordung entfloh er, aus Furcht verhaftet zu werden; wohin, blieb unbekannt. Der jüngst im dreiundsiebzigsten Lebensjahre verstorbene Privatier Konrad Gebhard zu Fürth, ehemals, 1848, Ab geordneter zur Frankfurter Nationalversammlung, der der Polnischen Familie nahegestanden, äußerte sich auf mein Befragen in seiner Behausung am 12. Oktober 1863, daß Philipp Chr. Gottl. Velin, der von 1799 bis 1803 sein Hofmeister und von da an bis gegen Ende 1805 sein Privatlehrer gewesen, seinen damaligen Schülern genau dieselben politischen Ansichten vortrug, wie solche in der genannten Flugschrift enthalten sind.« Ich habe nun diese von Pedrazzi gewiesene Spur ver folgt und muß — ohne der Glaubwürdigkeit der Vertreter einer gegenteiligen Meinung nahezutreten — gestehen, daß für die Pedrazzische Behauptung sehr viele Wahrscheinlichkeits gründe sprechen. Nach den von mir durchgesehenen Kanzleiakten der gräf-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder