231, 1. Oktober 1906. Fertige Bücher. 9625 Soeben stellte icb fertig und liegt vsrsanätbersit vor: LDKISLI^HI ivlokOkbisiLM lvi^i.^bie«0Uü VLKSL. In scbmucbeiD Qewsnä. >1. 2.—, gebunden >l. z.— In R.scbnung: 2^°/«, gegen bar IzV»"/» und 9/8 Larvorgusbsstellungen erledige icb init 40°/« n. 7/6 Ln Obristian ltlorgenstern haben wir das khänomen, dass eine ausserordentliche sprachliche Virtuosität ^ gemeistert wird von einem naiven Instinkt und dass dem naiven Instinkt zu Irotz solche gedanklichen Dings gesagt werden, wie man sie als deutsch bezeichnet. Morgenstern formt ein Lüd mit dem echtesten lyrischen Instinkt; es hindert ihn dies aber nicht, einen Vergleich daran anzuknüpfen, der vielleicht nicht so sehr aus dem Instinkt, als aus dem Intellekt kommt; seine glänzende Lprachkünstlerschakt dicht dann um das Instinktive und das Osdanklichs ein Land, durch das die gegensätzlichen Elemente auf immer zusammengeschlossen werden. Drisch für diese phänomenale Kunst ist das Oediclrt: Duustgewölk verklingt äie Lterue, Dämmer deckt die Lide gaur. blur ein Liebe! in der Lerne trimmt in geiiterkaktem Llaur — wie eia Haupt, das seinem Hirne keinen Zcklaf eu gönnen scheint nnd auf seiner bleicben Stirne alles Lickt der tiackt vereint. Lässt sich irgend ein Lprung wakrnekmen? Ist hier nicht das Verglsictrsobjekt so malerisch und anschaulich geschildert wie nur das kriwäre selbst, der im lVIondlicbt träumende Oisbsl? V/ir können uns der Kunst dieses Dichters gar nicht genug freuen, dieses Dichters von wundervollem Olanze, der eine Arbeit ge schallen hat wie „Lraumwald": Des Vogels lbug verschleiert sich; er sinkt in Schlaf ank seinem Dänin. Der V/ald verwandelt sich in Draum nnd wird »o tief und feierlich. Der blond, der stille, steigt empor Die kleine Kehle Zwitschert matt. Im gsnren bValde schwingt kein Blatt. Lern lautet, lern, der Sterne Lkor. und dsr solche sprachkünstlerische Lchönlrsit zeigt wie in dem Lat?: „der schweren kosen, deren Oruss den Oram der kurzen Trennung duftend überbrückte". . . . . IVsnn es eine dsr wertbsstimmendsn kigenscbaften für einen Lyriker ist, dass er Dandscbaftsbüder suggerieren kann, so ist Obristian Morgenstern einer unserer grössten Lyriker, so stimmungsstark wie kunstvoll. kr hat seine Osdiclrte dem Andenken seines Orossvatsrs gewidmet, der ein berühmter Landschaftsmaler war (dsr krneuerer des Ltimmungsbildes). kr durfte sie ihm widmen; auch der knkel ist ein Ltimmungsmaler, dem dis blitwslt kuhm schuldet, die blachwelt sicherlich kuhm gewähren wird. Oder wäre das nicht rühmenswert und speziell deutsch und daher deutschen kuhmss wert, wenn die kleine Osdichtsammlung mit den Sorten anhebt: 2eit uuä Lwigkeit. lt.uk äeu Schwingen äes bVincles äie Stimme <les Lacks . . . Der bVsllen Lesprack lt.uk äem ^.tem äer lischt . . . klein kleiner KVecker tickt äaeu . . . O 2eit uncl Lwigkeit! kin ausgezeichneter Künstler, dsr in seinem Lpracb-Handwerk gereift ist wie dis besten, zeichnet in solchen keilen mit »überfeinem Ltift seinen Ausschnitt aus dsr Welt. Dm Ihr besonderes Interesse für diesen neuen Land Morgensterns bitte ich und empfehle Ihnen zugleich desselben Autors „Qalgsnlisdsr", dis bereits in zweiter ^.udags vorlisgen. Lsstellzsttel füge ich bei. öbkblbl 5Z- 8KLHIO 0^881 LLK, VKKIltQ. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. 1266