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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.09.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 12.09.1906
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- Deutsch
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^ 212, 12. September 1906. Nichtamtlicher Teil 8661 vierzehntägigein Erscheinen, Schon der Anfangserfolg war ein großer. Man begann mit 3000 Abonnenten und konnte im zweiten Quartal schon 25 000 zählen; am höchsten stand sie Ende der achtziger Jahre (mit ca, 310 000 Abonnenten), dann erzielte die stetig wachsende Konkurrenz ein mähliches Abflauen, Schon im ersten Jahre ihres Be stehens erschien die »Modenwelt- auch in einer französischen Ausgabe — »1/Illustrstsur äss Harnes« (Paris) — und in einer englischen — »lös Vouvg Doäies' llourval« (London), Dazu traten später eine amerikanische (New Uork, unter dem deutschen Titel), eine holländische »Do Larar, (Haag), eine italienische »II Llouäo LIsgants« (Turin), eine dänische »Dagmar, (Kopenhagen); ferner eine spanische »Li Oorroo Soll» Noä», (Madrid), eine russische »Noäx i klovosti« (Petersburg), eine polnische »r/goämli Aoä« (Warschau), eine ungarische »L Divat«, dann »liuäa- pssti Larar, (Pest), eine schwedische -ikrbj»« (Malmö und Stockholm), eine tschechische »Äoävi 8vot« (Jungbunzlau und Prag), eine portugiesische »L. Lstsyao, (Porto und Rio de Janeiro) und eine englisch-amerikanische »Ivo 8sas-m«, Ich bin absichtlich ausführlicher gewesen, einmal weil ein solcher Riesenerfolg Im Buchhandel tatsächlich einzig da steht, dann aber um zu zeigen, wie recht ich habe, diesem kleinen Gedenkblatt an einen hervorragenden Mann die Überschrift »Ein Genie der Tat« zu geben. Das war Lipper- heide in Wahrheit, Er hatte es durchgesetzt, daß das von ihm ins Leben gerufene Blatt binnen kurzem eine Ver breitung über den ganzen Erdball fand, daß dessen gesamte Ausgaben im Jahre 1890 in einer Auflagenhöhe von 440 000 Exemplaren erscheinen konnten, 1874 war als Unterhaltungsbeiblatt der »Modenwelt« (die übrigens nach wie vor auch einzeln bezogen werden konnte) die »Illustrierte Frauen-Zeitung« gegründet worden. Sie wurde für kurze Zeit — was sich nicht als praktisch erwies — in die »Illustrierte Zeit- umgewandelt (nach dem Muster der Weberschen Illustrierten); Lipperheids hat dieses Unterhaltungsblatt vor etwa drei Jahren eingehen lassen. Die Redaktion der »Illustrierten Frauen-Zeitung« führten u,a Ludwig Ziemssen, Robert Schweichel, Gustav Schubert, Paul v, Szczepanski; ich übernahm sie im Jahre 1888, Das intimere Bekanntwerden mit dem Ehepaar Lipper- heide war für mich von höchstem Interesse, Franz Lipper heide war eine prächtige Erscheinung — Defregger hat in seinem Porträt auf der diesjährigen Großen Kunst-Aus stellung sein Äußeres sprechend ähnlich wiedergegeben: ein stattlicher Mann, knorrig und fest, mit weißgrauem buschigen Wangen- und Kinnbart und Hellen, lebhaften, unruhig blitzen den Augen hinter goldumränderter Brille, So sah ich ihn noch im vorigen Jahre; er war etwas weißer ge worden, aber sonst ganz der Alte: voll reger Inter essen, unternehmungslustig wie einst, beim Wein ein charmanter Erzähler, voll erstaunlicher Universalität, 1874 hatte er das Haus Potsdämerstraße 38 gekauft, in dem sich noch heute das Verlagsgeschäft befindet. Das Parterre ent hielt seine Privaträume, der erste Stock die Bibliothek, das übrige Haus gehörte den Redaktionen und Ateliers, Die Wohnung Lipperheides war nicht prunkvoll, aber mit größter Behaglichkeit und einer erlesenen Feinheit des Geschmacks eingerichtet, das ganze Hauswesen auf fürstlichem Fuße ge halten. Frau Frieda Lipperheide verstand das glänzend; sie war indessen nicht nur eine immer liebenswürdige Gastherrin, sondern war auch und vor allem die treueste Kameradin und nimmer ruhende Arbeitsgenossin ihres Mannes, Ihrer unermüdlichen Tätigkeit, ihrer Klugheit und Umsicht ist der Aufschwung der »Modenwelt« nicht zum wenigsten zu danken gewesen. Es war fabelhaft, was diese seltne Frau zu leisten vermochte. Von früh ab war sie in den Ateliers, Börsenblatt sür den Deutschen Buchhandel. 73, Jahrgang. bei den Zeichnerinnen, Übersetzerinnen, Redaktricen, wohnte den mannigfachen Konferenzen bei, teilte dis künstlerischen Interessen ihres Gatten, fertigte geschäftliche Besuche ab und bildete zugleich den Mittelpunkt eines ungemein regen gesellschaftlichen Verkehrs, Im Lipperheideschen Hause war die literarische und künstlerische Welt Berlins heimisch; man fand da die glänzendsten Namen neben talentvollen jungen An fängern und neben sogenannten Berühmtheiten der Gesellschaft manchen armen Teufel, der das Interesse der Gastgeber aus irgendwelchem Grunde erweckt hatte, Protektionslust aus Eitelkeit lag beiden Lipperheides fern; aber sie förderten gern, was ihnen der Förderung wert erschien, und hatten für die Armut allezeit eine offne Hand, Auf dem Gebiet der häuslichen Kunsttätigkeit hat sich Frau Frieda Lipperheide durch die Herausgabe ihrer »Muster altdeutscher und altitalienischer Leinenstickerei« neben Arbeiten ähnlicher Art verdient gemacht. Dazu traten die von August von Heyden herausgegebenen »Blätter für Kostümkunde« und die großen »Mustersammlungen« von Holzschnitten, Lipperheide selbst war schon frühzeitig auch als Buch verleger hervorgetreten. Seine »Lieder zu Schutz und Trutz hatten 1870 einen bedeutenden Erfolg; er verlegte auch die Dichtungen von Julius Grosse und hat noch vor kurzem ein Monumentalwerk ediert: sein ausgezeichnetes, die Weisheit und den Humor der Welt umfassendes -Spruch wörterbuch«, Franz Lipperheide war ein Mensch, der allen, die ihm einst nähertraten — und darunter sicher auch denen, die mit seinem harten Schädel und seinem Temperament einmal unliebsam zusammengeraten sind, — unvergeßlich bleiben wird. Das lag in der Eigenart seiner Persönlichkeit, Er konnte bezaubernd liebenswürdig und sacksiedegrob sein; er be saß ein bedeutendes Wissen, zumal auf kunsthistorischem Gebiet, und konnte sich leicht in eine ganz absurde Idee verrennen; er hatte ein weiches, gütiges Herz und den westfälischen Dickkopf; er freute sich, als ihm der alte Freiherrntitel seines Geschlechts wieder zugestanden wurde, und war doch ein echter Bürgers mann. Er war alles in allem ein Prachtmensch, voller Widersprüche, aber von bester Art, von Schrot und Korn — eine haftenbleibende Erscheinung, Seine Sammlungen sind berühmt geworden. In erster Linie seine unvergleichliche Bibliothek zur Kostümgeschichte, die er dem Berliner Kunstgewerbe-Museum geschenkt hat: überreich an Seltenheiten, an Kostümwerkeu und Spitzen büchern älterer Zeit, an Modejournalen, Almanachen und Taschenbüchern, an Handschriften und Einzelblättern, Der Katalog dieser köstlichen Sammlung ist erst kürzlich vollendet worden. Nicht minder sehenswert ist seine Sammlung antiker Helme, deren wissenschaftliche Bearbeitung noch nicht abge schlossen ist, seine Geweihsammlung und seine Gemäldegalerie, Was in dem Berliner Heim nicht unterzubringen war, ging nach Matzen bei Brixlegg, dem Tiroler Schlosse Lipperheides, Dort hatte er sich schon Anfang der achtziger Jahre festgesetzt. Der Bau seines Waldschlosses erstreckte sich über eine geraume Zeit, Lipperheide war ein anspruchsvoller Bauherr, Halb stand schon das reizende Schlößchen am Hange des Hochwalds — da gefiel es ihm nicht, und er ließ den Bau wieder bis auf die Fundamente niederreißen. Ich kannte Matzen noch, als die Lipperheides in einer Art Bauernhaus wohnten, das sie sich interimistisch hatten einrichten lassen. Aus einem ehemaligen Kuhstall war eine prachtvolle Halle geworden, die gleichzeitig als Eß- und Wohnzimmer diente. Ringsum aber war ein Park im Werden, der es recht wohl mit Muskau aufnehmen konnte — und als Bauherr und Gartenkünstler hatte Baron Lipperheide auch in der Tat einige Ähnlichkeit mit dem alten Pückler, Wie in dem Berliner Heim, so waren auch in 1139
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