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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.09.1906
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- Erscheinungsdatum
- 07.09.1906
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- Deutsch
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847k Nichtamtlicher Teil. 208, 7. September 1906 aus Weiß und Schwarz, aus Licht und Schatten und den dazwischen liegenden sich abstufenden Tönen. Während nun beim Linienstich und bei der Radierung beim Abdruck das höchste Licht da zu finden ist, wo die Platte leer ist, also keine Linien hat, muß bei der Schabkunst das höchste Licht dadurch hervorgebracht werden, daß man mit dem Schaber die rauhen Stellen vollständig wegschabt und mit dem Polierstahl glättet. Diese glatte Stelle nimmt beim Druck keine Schwärze an und erscheint also völlig weiß. Die Zwtschen- töne entstehen dadurch, daß der Zeichnung entsprechend vom Schaber die rauhen Stellen mehr oder weniger weggeschabt werden. Wo man den tiefsten Schatten, die größte Schwärze haben will, läßt man die gerauhte Stelle einfach vom Schaber unberührt. Die fertige Schabkunstplatte wird wie jeder andre Kupfer stich abgedruckt. Während der Kupferstich aus Linien be steht, besteht das Schabkunstblatt aus Tönen; es hat keine Koniurlinien. Nur bei aufgestochenen, also nicht mehr ur sprünglichen Platten kann man beim Abdruck scharfe, be stimmte Linien sehen. Beim Schabkunstblatt ist die Model lierung weicher, die Hellen wie die dunklen Flächen sind samtartig, ohne daß dabei die Zeichnung, z. B. beim Por trät, Bestimmtheit der Formen, individuelle Charakteristik entbehren müßte. Die Schabkunstplatte läßt sich im Gegensatz zum Kupfer stich viel leichter und schneller Herstellen, nützt sich aber auch viel rascher ab. Die Schabkunst gestattet, in unverhältnis mäßig kürzerer Zeit sehr große Blätter herzustellen, zu denen der Grabstichel Jahre gebrauchen würde. Die Schabkunst wurde um die Mitte des 17. Jahr hunderts erfunden, befand sich aber lange Zeit als Geheimnis in den Händen von Dilettanten, wie sie ja auch die Erfin dung eines Dilettanten war, und brauchte Jahrzehnte, bis sie zur Anerkennung und Verbreitung gelangte Der Erfinder der Schabkunst ist Ludwig von Siegen, auch von Sechten genannt. Er entstammte einer westfälischen Familie, die ein zum Erzbistum Köln gehöriges Lehengut Sechten (Sechtem bei Brühl) besaß Ludwig von Siegen wurde 1609 zu Ut recht geboren und auf der Ritterakademie zu Kassel erzogen. Hier scheint er als Dilettant allerlei Kunst geübt zu haben. Unter der Regierung der Landgräfin Amalia Elisabeth trat er als Kammerjunker des jungen Landgrafen Wilhelm VI. in den hessischen Hofdienst, in dem er bis 1641 verblieb. Dann ging er nach Holland und sandte 1642 sein erstes bekanntes in Schabkunst ausgesührtes Blatt, ein großes Bildnis der Landgräftn Amalia, an den Landgrafen Wilhelm. Dem Bild fügte Siegen einen Brief bei, der die Schabkunst als eigne Erfindung Siegens völlig klarstellt. Won de Laborde hat diesen Brief im Kasseler Archiv auf gefunden und seiner Uistoirs äs la grsvars so msoidrs vorrs, Paris 1839, in Faksimile beigegeben. In dem Brief zeigt sich Ludwig von Siegen völlig vertraut mit den verschiedenen damals bekannten und ge übten Manieren des Kupferstichs. Dieselbe Vertrautheit setzt er auch bei dem jungen Landgrafen voraus, an den der Brief gerichtet ist. Er konnte somit sagen, daß die Manier, in der er das Porträt ausgeführt hatte, eine völlig neue Methode sei, grundverschieden von den bisherigen Arten, wie es denn auch in Wirklichkeit der Fall ist. Über die Methode selbst macht er nur insoweit Andeutungen, als nötig scheint, um dem Landgrafen das Verständnis zu erschließen. Er ist sich völlig klar über die Tragweite seiner Erfindung und weiß auch, daß die Platte wegen der Feinheit der Zu bereitung nur eine verhältnismäßig geringe Zahl von Ab drucken zuläßt; mit diesen hofft er aber dem Landgrafen und den Verehrern und Freunden seiner berühmten Mutter, der Landgräfin, eine Freude zu bereiten und ihm selber, dem Landgrafen, ein Zeichen seiner Dankbarkeit zu geben. Was er über seine Erfindung sagt, ist das Folgende; »Dieses Werk, wie es gemacht worden, kann noch kein Kupferstecher oder Künstler ausdenken oder errathen, denn wie E. F. Gn. wissen, ist bisher nur dreierlei Werk gesehen worden; 1. Stechen oder schneiden, 2. ätzen oder gradiren, 3. letztlich eine noch gar ungewöhnliche Art, so man puntze- niren heißt, auch mit eitel Stichlin, jedoch anders und gar mühlich und deßwegen ungebräuchlich. Diese Art aber ist deren keine, wie wohl auch lauter kleine Pnnktlin und kein einziger Strich und Zug daran ist; wo es schon etlicher Ort strichweise scheinet, ist doch alles punctiret.« Dieser Brief ist vom 19./29. August 1642 datiert. Das Porträt der Landgräftn Amalia wurde 1643 zugleich mit dem lebensgroßen Brustbild der Königin Elisabeth von Böhmen, Gemahlin des Winterkönigs und Mutter des Prinzen Rupprecht von der Pfalz, veröffenlicht. Letzteres Blatt wird zumeist irrtümlich als das Porträt der Kaiserin Eleonora Gonzaga, Gemahlin Kaiser Ferdinands II., be zeichnet. 1644 erschienen die Bildnisse Wilhelms von Omnien und seiner Gemahlin Maria, Tochter Karls l. von England. Die Technik beschränkt sich bei Siegen uoch nicht ausschließ lich auf das Schaben, denn der Stichel ist für die Bildung der Hintergründe, die mehrfach in Schraffierung angelegt sind, sowie zur Hervorhebung feinerer Einzelheiten zu Hilfe genommen. Siegen scheint die Platte nicht über die ganze Fläche, sondern nur stellenweise aufgerauht zu haben, indem er das Grameren wie eine Art Untermalung behandelte, damit die großen Massen anlegte und der Granierung schon von vornherein die Richtung der Modellierung gab. Die Lichter und die Abtönungen wurden dann mit dem Schaber hineingearbeitet. Das Graniereisen Siegens mag etwa einer walzenförmigen Feile geglichen haben; die eigent liche Wiege gilt für eine Erfindung Abraham Blootelings (Fr. Lippmann, Der Kupferstich Berlin 1905, G. Reimer). Erst 1654 hat Ludwig von Siegen wieder einige Platten ganz mit dem Schaber ausgeführt und scheint 1657 seine künstlerische Tätigkeit abgeschlossen zu haben. Die Blätter von 1654 sind das Brustbild des Kaisers Ferdinand III. und der in einer Höhle knieende heilige Bruno nach eigner Zeich nung Siegens und die heilige Familie mit der Brille nach Annibale Carracci (in der zweiten Abdrucksgattung von 1657 datiert). Ludwig von Siegen beabsichtigte, nach dem Porträt des Kaisers Ferdinand III. auch die Bildnisse seiner Familie und der übrigen Fürsten des Reichs zu stechen, nicht aus -Profession« und zu »gemeingewöhnlichem Gewinn», wie er sich ausdrückt, sondern -als ein Deutscher seinem Deutschen Vatterlande und dessen höchsten Häubtern und Potentaten zu Ehren». Er hat seinen Gedanken nicht ausführen können. Wenn Ludwig von Siegen anfangs sein Schabkunst verfahren für sich behielt, so scheint es doch um 1654 einigen vornehmen Dilettanten entweder von Siegen selbst mitgeteilt worden zu sein, oder es wurde ihnen auf andre Weise be kannt. Diese Personen sind der Canonicus Theodor Kaspar Freiherr von Fürstenberg in Mainz, wo ja auch Siegen eine Zeitlang Untermarschall des Kurfürsten von Mainz war, und Prinz Rupprecht von der Pfalz, der Sohn des Winterkönigs, mit dem Siegen in Brüssel zusammentraf. Fürstenberg war Kunstliebhaber, malte und gab 1656 sein erstes Schabkunstblatt, ein Brustbild des Erzherzogs Leopold Wilhelm von Österreich, »sä ainsm piorit st ksoit», heraus. Bei einem geschabten Brustbild des Markgrafen Friedrich V. von Baden hat Fürstenberg auch die kalte Nadel benutzt (gemischte Manier). Von sonstigen Schabkunstblättcrn Fürstenbergs sind zu nennen: Maria mit dem Kinde und dem Kaninchen (Ua Lagsrsiis) nach Correggio mit der Unterschrift: 5l»ri» in Log^pti rolitaäivs, ein Lee« bomo,
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