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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.07.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-07-18
- Erscheinungsdatum
- 18.07.1906
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- Deutsch
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- Saxonica
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6966 Nichtamtlicher Teil. ^ 164, 18. Juli 1906. durchgebildet werden. Zwei interessante Stücke dieser Art enthält die Ausstellung aus dem Jahre 1792 in den Bild nissen des damaligen Gesandten der ottomanischen Pforte am K. K. Hofe zu Wien Ebubeckr Rahb Effendi Muhasebitschi und von dessen Schwiegersohn Mustapha Bey Chogikan Als treffliches Beispiel einer reinen Bildnis- stlhouette mag hier der geistvoll geschnittene Kopf Lorenz Leopold Haschkas, ehemaligen Kustos' der Universitätsbibliothek in Wien und Dichters der Volkshymne, Erwähnung finden. Figurenreiche realistische Darstellungen in perspektivisch ausge- führten Jnnenräumen, in denen nur die Köpfe der wiedergege benen Personen als Silhouette beibehalten find, müssen als ein Verfall der Silhouettenkunst angesehen werden, denn der eigentliche Charakter der Silhouette wird in solcher Ver quickung verwischt, wenn nicht gar völlig vernichtet. Zu reizvoller Wirkung ist die Silhouette auch gebracht worden in ihrer Verwendung auf Goldgrund bei Dosen und Ringen. Sehr schöne Stücke aus alter Zeit sind von Frau Jda Höch,. den Herren Fritz Müller und Johann Gratzer in Brünn, den Herren Gilhofer L Ranschburg in Wien, Professor vr. Th. Stettner in München und Professor vr. Paul Kaumann in Dresden beigesteuert worden Einen ansehnlichen und hochinteressanten Teil der Aus stellung bilden die köstlichen Silhouettenfolgen aus dem Verlag und zum Teil aus dem Besitz von Werckmeisters Kunsthandlung in Berlin. Hierher gehört zunächst die ge schichtlich und künstlerisch gleich hochstehende Weimaraner Hof gesellschaft (deren 28 Originale sich im Besitz des Herrn Berthold Burchard in Berlin befinden), die Goethe für Marianne von Willemer sammelte und ihr mit eigen händigen Vermerken übergab. Wir sehen den jugendlichen Goethe und seinen fürstlichen Freund Karl August, wir begegnen den Gestalten von Schiller, Herder, Hölty, Merck, Frau von Stein und andern. Dieser fesselnden Porträtgruppe reiht sich die aus 28 Nummern bestehende Kollektion des Sandmanns Eckert an, der Mitte des vorigen Jahrhunderts in Herischdorf bei Hirschberg in Schlesien lebte und den Leuten, mit denen er bei seinen Sandverkäufen in Berührung kam und von denen er eine Tasse Kaffee oder einen Teller Suppe erhielt, aus Dankbarkeit seine kleinen Kunstwerke schnitt. Die Bezeichnung Kunstwerk soll hier nicht bloß bildlich, sondern im wahren Sinne des Wortes verstanden sein; denn wer die Welt, die ihn umgibt, mit so offenen Augen, mit so scharfer Beobachtung sieht und mit solchem Geschick wieder zugeben weiß, der ist für mich ein ganzer Künstler. Gewiß bewegt sich die oftmals unbeholfene Formensprache Eckerts in durchaus naiven Bahnen; aber welch gemütvoller Zug spricht aus seinen ländlichen Szenerien, wieviel wissen uns seine charakteristischen Typen aus der engbegrenzten Welt, in der er lebte, zu erzählen, und wie liebevoll betrachtet er Mensch und Tier, Baum und Strauch! Als ein Meister der Silhouette, und zwar als ein großer, steht Paul Konewka da. Keiner vor noch nach ihm hat Wahrheit, Schönheit und Anmut so zu verbinden gewußt wie er. Mit seiner wunderbaren, in ihrer Art zur höchsten Vollendung gebrachten Formensprache nötigte er selbst einem Menzel Bewunderung ab. Im Jahre 1840 zu Greifswald geboren, begann er schon mit fünf Jahren die ersten Bildchen mit der Schere zu schneiden. So bildete er nicht bloß Menschen und Tiere und allerhand Gerätschaften, die er sah, nach, sondern er schuf sich auch selbst zu den Büchern, die er las, die Illustrationen. Freilich sind von den Tausenden von Silhouettenbildern, die er noch im Elternhause geschnitten hat, nur einige hundert erhalten ge blieben. Nachdem Konewka 1857 seine Schuljahre am Greifswalder Gymnasium beendet hatte, ging er nach Berlin zu Drake, um sich zum Bildhauer auszubilden. Lange hielt es ihn da jedoch nicht; er machte dann noch bei Steffeck einen Versuch in der Ölmalerei, um sich endlich ganz wieder seiner geliebten schwarzen Kunst zuzuwenden, der er bis an sein leider allzu frühes Ende — er starb am 10. Mai 1871 in Berlin — treu blieb. Seinem »Album«, dem »Spazier gang aus dem Faust« folgten seine »Zwölf Blätter zum Faust«, die ihn mit einem Schlag zum angesehenen Künstler machten. Das Entzückendste, was seine Hand geschaffen hat, entstand dann in seinem Zyklus zum »Sommernachtstraum«. In diesen Kompositionen erreichte sein außergewöhnliches Stil gefühl den Höhepunkt, hier hat seine schönheitstrunkene Seele Bilder geschaffen, die er selbst nicht mehr zu überbieten ver mochte. Diese Bilderfolge war die erste, die er nicht mehr geschnitten, sondern, wie auch die nachfolgenden Illustrationen zu Shakespeares Falstaffdramcn, die unter dem Titel »Falstaff und seine Gesellen« erschienen, sowie eine ganze Reihe Einzel bilder, mit der Feder gezeichnet hat. Daneben hat er frei lich einzelne Blätter auch in seiner letzten Lebenszeit noch mit der Schere geschnitten. Zu interessanten Stücken gehören ferner die getuschten Silhouetten »Aus dem deutschen Rom der sechziger und siebziger Jahre« vom Bildhauer Fritz Schulze in Rom, die besonders dem Humor Rechnung tragen. Liebenswürdige und anmutige Bilder bietet unter den Neueren Cecile Leo in Göttingen, während der Karlsruher Tiermaler Otto Fikentscher besonders durch seine naturwahren Tiere des Waldes, in denen er sogar Verkürzungen treffend wiedergibt, zu fesseln weiß. Eine höchst originelle Serie charakter- und humorvoller Schwarzkunst-Blätter bietet Werckmeisters Kunst handlung mit den faksimilegetreuen Scheren-Reproduktionen nach den originellen Musiker-Silhouetten von vr. Otto Böhler. In langjährigem freundschaftlichen Verkehr mit unfern Musikgrößen stehend, hat er es verstanden, ihre Eigenart bald in ernsthafter, bald in scherzhafter Weise im Schattenbild festzuhalten und zu lebensvollstem Ausdruck zu bringen. In naher geistiger Verwandtschaft mit den zuletzt er wähnten stehen die munteren bierseligen und durch treffende Charakteristik ausgezeichneten Münchener Typen von Geb hard Wagner in München. Wie da der Münchner Spieß bürger mit Kind und Kegel hinauspilgert zum Salvator keller, das ist köstlich geschildert. Ernst Kiesling. Kleine Mitteilungen. * Telephon. — Wie wir der Neuen Freien Presse (Wien) entnehmen, ist am 16. Juli der Telephonverkehr zwischen Wien und Stuttgart ausgenommen worden. Die Gebühr für ein gewöhnliches Gespräch in der Dauer von drei Minuten beträgt 3 -- 3 L 60 b. Die Gespräche sind auf die verkehrsschwache Tageszeit beschränkt. Dringende Gespräche können gegen die drei fache Gebühr auch in der verkehrsstarken Zeit geführt werden. * Das Buchgewerbe auf der III. Deutschen Kunstge werbe-Ausstellung in Dresden. (Vgl. Nr. 161 d. Bl.) — Auf der III. deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung, Dresden 1906, hat der Deutsche Buchgewerbeverein auf Ansuchen des von der Kgl. Sächsischen Regierung ernannten Kommissars und des Direktoriums die Veranstaltung und Durchführung einer Buch gewerblichen Abteilung übernommen, die in sich abgeschlossen ist und einen Raum von 600 gw Bodenfläche einnimmt. Eine Anzahl hervorragender Firmen des deutschen Buchgewerbes be teiligen sich an dieser Abteilung, die infolge der ausgezeichneten Arbeiten den Beweis erbringen dürfte, daß das Buchgewerbe mit Recht zum Kunstgewerbe zu rechnen ist. Die Reichsdruckerei in Berlin nimmt einen größern Raum für sich in Anspruch, in dem sie zum erstenmal auf einer deutschen Ausstellung ihre prächtigen Erzeugnisse oorführt. Der Buch-
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