11K30 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. ^ 243, 17. Oktober 1908. ' Ein neuer Klassiker Julius Grosse Nahezu an 100 Werke hinterließ dieser bedeutende Dichter, die bei ihrem Erscheinen zum Teil eine große Wirkung ausübten und das Entzücken der Kenner hervorriefen, aber leider allmählich in der Hochflut der steigenden literarischen Produktion untergingen. And doch sind die Mehrzahl von ihnen sie stehende Schöpfungen Wert. :: Es wäre ein Verbrechen Dichter, sie der dauern zugeben. :: So hat sich Verlag entschlossen, durch besten Leistungen des Poeten eine weit über der Tagespoe- von hohem künstlerischen literarisches an dem dahingegangenen den Vergessenheit anheim- denn der Unterzeichnete eine Neuauswahl der nicht genug gewürdigten Ehren- des deutschenVolkesseiner- schuld seits mit abzutragen, um den Namen dieses Meisters im Reiche der Sprache zur verdienten Ehrung und Würdigung zu bringen. Urteile: Die Lyrik Grosse's spricht in einem Beispiel selbst für sich; über dies Gedicht sagt Adolf Bartels in seiner deutschen Literatur geschichte: „Das berühmte Gedicht „Sehnsucht" ist allein imstande, des Dichters Gedächtnis für ewige Zeiten zu erhalten. Sehnsucht und Wolken, Liebe und Strahlen, Erinnerung und Wellen — und dabei ein sortreißender Klang! Das Gedicht kann man nicht genug loben. Aber überhaupt bringt die Poesie Grosse's den Eindruck quellenden poetischen Reichtums wie wenige hervor." Der feinsinnige Dichter, Wolfgang Kirchbach, sagt in seinem, dem Freund gewidmeten ausführlichen Nachruf (Beilage zur Allgem. Zeitung, München 1905) über die epischen Dichtungen: „Es ist keine unter diesen Erzählungen, die nicht durch Eigenschaften überraschte, durch die Grosse diese epischen Gattungen auf eine künstlerische Löhe erhoben hat, die keine seiner Zeitgenossen erreichte. Man darf ein Werk, wie Scheffels vielgelesenen „Trompeter von Säkkingen" nicht mit den Grosse'schen Dichtungen vergleichen. Es nimmt sich wie eine flüchtige Dilettantenarbeit aus gegenüber der konzisen, immer plastischen Darstellungskunst Julius Grosse's. Wir meinen, G. könnte auf diesem Gebiete nur mit Lord Byron, dem Dichter des „Korsaren" und „Mazeppa" verglichen werden. — Als Sprachtechniker gehört Grosse zu den Meistern, die nach der großen klassischen Periode die deutsche Sprache am zwanglosesten und am lebendigsten verwaltet und gesteigert haben."