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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.03.1907
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- Erscheinungsdatum
- 05.03.1907
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- Deutsch
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2454 Börsenblatt s. b. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 53, 5. März 1907. bemerkenswertes Ereignis bezeichnet werden. Es bezeichnet nämlich den ersten Fall, in dem ein englischer Schriftsteller in Form rechtlichen Vertrags sich mit seinem Drucker über die Honorierung seines Werkes, und zwar gleich der vier ersten Auflagen, einigte. Vorher war die feste Bezahlung des Dichters durch den Drucker, also nach heutigem Begriff Verleger, eine Ausnahme, die Regel war die Bezahlung nach Maßgabe des Erfolges, in sehr vielen Fällen auch die Ge währung einer Ehrengabe durch einen hohen Herrn, dem der Dichter sein Werk gewidmet hatte. Miltons Gewinn an seinein Werke, vielleicht dem berühmtesten Gedicht der eng lischen Literatur, war zwar nach unfern Begriffen nicht hoch — er betrug im ganzen 18 Pfund, in zwei Zahlungen von je 5 Pfund, die er selbst, und einer zu 8 Pfund, die seine Witwe erhielt —; aber sein Vertrag bedeutete doch den Anfang zu einer wichtigen Neugestaltung des Verhältnisses von Verfasser und Verleger, und wenn man überdies be denkt, wieviel Parteihaß sich gegen den Verfasser richtete, und wie die Verwerfung des Reims nicht minder als der Gegen stand des Gedichts befremden mußte, so darf der Verleger jedenfalls als ein Mann von einem gewissen Wagemut betrachtet werden. Obwohl die feste Vorausbezahlung des Verfassers, wie sie von nun an die Regel wurde, den Preis der Bücher naturgemäß steigern mußte, kann dieser doch zu jener Zeit keineswegs als hoch bezeichnet werden. Miltons »Wieder- gewonnenes Paradies« wurde um 4 Schilling, Bunyans »Pilgrims Progreß«, bekanntlich eins der erfolgreichsten Bücher der gesamten englischen Literatur, um I Schilling 6 Pence verkauft; und wenn man einen der Arberschen »Isrw llstsloxass« nachschläzt, ist man erstaunt, wie sehr die damaligen Preise für Bücher den heutigen gleichen. Aller dings müßte, um ein möglichst getreues Bild der damaligen Bücherpreise zu erhalten, der Geldwert zur Zeit Karls II. gegenüber dem von heute genau festgestellt werden; doch scheint es, daß neue Bücher damals nicht wesentlich teurer waren als heute. Einen wesentlichen Unterschied im Bücher wesen jener Zeit gegenüber dem heutigen begründeten aller dings die damals sehr zahlreichen Subskriptionsausgaben, die jetzt bekanntlich auch bei uns wieder nicht selten auflauchen, die aber damals auf ein weit größeres Publikum berechnet waren als heute. Im Jahre 1697 erschien Drydens »Virgil« auf Subskription um die stattliche Summe von 5 Pfund. Es war ein sehr schön ausgestatteter Band mit Kupfern; aber man darf doch annehmen, daß auch der Wunsch, dem Verfasser einen besondern materiellen Dienst zu erweisen, den hohen Preis erklärt; in der Tat soll Dryden einen Netto gewinn von 1200 Pfund aus seinem Werke gezogen haben. Im Jahre 1718 veranstalteten die aristokratischen Freunde des Dichters Prior eine Subskriptionsausgabe seiner Gedichte um 2 Pfund 2 Schilling, und der Erfolg war so groß, daß der Dichter nach einer gleichzeitigen Äußerung »vier tausend Guineen aus den Taschen der ausgezeichnetsten unter seinen Zeitgenossen ziehen« konnte. Um dieselbe Zeit erzielte Pope auf die gleiche Art einen Gewinn von 8000—9000 Guineen aus seiner Homer-Übersetzung; so ausgedehnt war damals die Bereitschaft, die Literatur durch diese würdige Art Gönnerschaft zu unterstützen. Die gewöhnlichen Bücherpreise waren allerdings weit niedriger, und es scheint insbesondre der Normalpreis für Romane zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts 2 Schilling 6 Pence für den Band betragen zu haben. Zu diesem Preis wurden z. B. die beiden ersten Bände von »Tristram Shandy« verkauft, ebenso die des »Pfarrers von Wakesield«; die sechs Bände des »Tom Jones« von Fielding hatten allerdings einen etwas höhern Preis, nämlich 16 an statt der der Regel entsprechenden 15 Schilling. Noch 1778 und 1783 haben wir Anzeichen dafür, daß dieser Preis auch bei sehr marktgängigen Werken die Regel war. Gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts zeigen die Preise für Romanliteratur, wahrscheinlich infolge der zu nehmenden Verbreitung der Leihbibliotheken, eine Erhöhung. Der 1796 erschienene fünfbändige Roman »Camilla« von Madame d'Arblay kostete eine Guinee, und andre ähnliche Werke halten sich nicht fern von dieser Höhe. Diese Steigerung hielt auch zu Beginn des neunzehnten Jahr hunderts an und brachte namentlich solchen Schriftstellern, für die sich die damals sehr bücherfreundlichen höhern Ge sellschaftskreise interessierten, reiche Gewinne. Im Jahre 1805 veranstaltete Scott eine Quart-Ausgabe seines »Lieds vom letzten Minstrel«, die ihm 169 Pfund 6 Schilling als Hälfte des Gewinns einbrachte. Gleichzeitig erschien eine Oktav- Ausgabe zu dem wohlfeilern, aber immerhin noch recht hohen Preis von 10 Schilling 6 Pence, von der in den Jahren 1805 und 1806 über 5000 Exemplare abgesetzt wurden. Im Jahre 1808 erschien »Marmion« zu dem hohen Preis von 31 Schilling 6 Pence. Als 1810 das »Fräulein vom See« folgte, wurde der Preis auf 2 Guineen erhöht, und nicht billiger waren mehrere andre seiner Romane. Zum gleichen Preis wurde 1814 Wordsworths »Ausflug« veröffentlicht und ebenso die erste Auflage des Byronschen »Childe Harold«. Immerhin waren dies für Versdichtungen Ausnahmepreise; der übliche Preis für einen Band Versdichtung scheint 5 Schilling 6 Pence gewesen zu sein, zu welchem Preis auch Byrons »Braut von Abydos«, »Corsar« und die »Hebräischen Melodien« verkauft wurden. Die Preise für Romane waren in dieser Zeit durch gängig hoch. Im Jahre 1811 wurde Miß Austens Roman »Stolz und Vorurteil« um 18 Schilling verkauft; höher noch kam Scott (obwohl er seine Romane bekanntlich zuerst namenlos erscheinen ließ) mit den drei Bänden des »W-tvsrls^«, die 21 Schillinge erzielten. Um den gleichen Preis wurde »6uzr Nsvvsime« verkauft, »Der Antiquar« und »Kob ko/« um 24 Schilling; die späteren Romane Scotts stiegen gar auf 31 Schilling 6 Pence, und den höchsten Stand erreichte »Peveril vom Berge«, der in vier Bänden zu je 12 Schilling erschien. Diese hohen Preise waren indessen nicht auf Scott allein beschränkt; sondern auch andre beliebte Verfasser jener Zeit wie Peacock, Miß Ferner und Miß Austen, erzielten für mehrbändige Romane einen Preis von 6 bis 7 Schilling pro Band. Allerdings war der Erfolg dieser Bücher der Zahl der verkauften Exemplare nach meist nicht so erheblich, als man nach diesen Preisen erwarten könnte, da sie ihren Absatz weit mehr an die damals aufkommenden Leihbibliotheken als an einzelne Käufer fanden. Mit dem Sinken von Scotts Stern gingen die Preise für Romanliteratur begreiflicherweise wieder herab. Der Durchschnittspreis für den dreibändigen Roman betrug während des größten Teils des Jahrhunderts immerhin eins halbe Guinee pro Band, zumeist ohne Rücksicht auf den Wert des Inhalts, der für Dickens und Thackeray keinen höhern Preis des Bandes brachte als bei einem beliebigen Dutzendschriftsteller. So blieben Preis und Erscheinungsart des englischen Durchschnittsromans auch bis zum Jahre 1894, wo insofern eine Änderung einsetzte, als nunmehr der drei bändige Roman dem einbändigen das Feld zu räumen begann. Schon früher war es üblich gewesen, dem drei bändigen Roman, der in den Leihbibliotheken Erfolg gehabt hatte, eine einbändige Ausgabe zum Preis von 6 Schilling folgen zu lassen; die Neuerung von 1894 ersparte den Neu druck und sicherte dem Roman außer den Lcibibliotheken auch den einzelnen Käufer, den von dem Erwerb eines drei bändigen Romans bisher außer den hohen Kosten häufig
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